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Porträt Connie HedegaardDänemarks neues "grünes Gewissen"

Dänemarks konservative Energie- und Klimaministerin setzt auf Kohlekraft. Was in ihrem Land verpönt ist, soll jetzt in Mecklenburg-Vorpommern gebaut werden.

Dänemarks Energieministerin reicht das CO2-Problem an den deutschen Umweltminister weiter. Bild: dpa

Connie Hedegaard (47), Dänemarks Ministerin für Energie und Klima, steht unter Beschuss. Grund dafür ist, dass Kopenhagen sein CO2-Problem nach Mecklenburg-Vorpommern auslagern will. Dies rücke das Land in ein schlechtes Licht und dafür sei Hedegaard verantwortlich, sagt Carsten Greve, Wirtschaftsprofessor in Kopenhagen.

Zeitgleich mit der Bali-Klimakonferenz ist nun auch in Dänemark die Debatte darüber entbrannt, wie verantwortungsvoll es ist, dass der Staatskonzern Dong in Lubmin bei Greifswald ein Kohlekraftwerk mit 1.600 Megawatt Leistung bauen will. Es würde den jährlichen CO2-Ausstoß von Mecklenburg-Vorpommern verdoppeln. Hedegaard könnte dieses Projekt stoppen und müsste das auch, wie immer mehr Menschen in Dänemark meinen. Vergangenen Monat und in der Folge der Parlamentswahlen war sie zur ersten Amtsinhaberin eines neu geschaffenen Klima-und-Energie-Ministeriums ernannt worden. Damit will die Regierung von Anders Fogh Rasmussen zeigen, dass sie die Klimafrage ernst nimmt. Doch nun sitzt Hedegaard zwischen den Stühlen. Als Energieministerin ist sie für die Geschäfte der mehrheitlich staatseigenen Dong verantwortlich - als Klimaministerin soll sie den Ausstoß von Klimagasen verringern. Dass sie passenderweise in einem Interview vor dem Abflug nach Bali meinte, sie könne sich in die Dong-Pläne in Deutschland nicht einmischen, da es sich um "rein kommerzielle Überlegungen" handle, war gar nicht gut für die angeschlagene Glaubwürdigkeit von Dänemarks Klimaschutzpolitik. Zusammen mit Spanien wurde das Land kürzlich in einem EU-Bericht angeschwärzt, weil es seinen Verpflichtungen aus dem Kioto-Abkommen nicht nachkommt. Darin hat sich Kopenhagen zu einer CO2-Minderung von 21 Prozent gegenüber 1990 verpflichtet. Trotz aller Windenergieanlagen ist man weit von diesem Ziel entfernt.

In Dänemark brauchte Dong gar nicht erst zu versuchen, einen Antrag für einen Kohlekraftwerkneubau zu stellen. Dort hat man die Firma verdonnert, den CO2-Ausstoß ihrer Werke binnen fünf Jahren um 30 Prozent zu senken. Was anders als Heuchelei ist es, wenn das Staatsunternehmen von der Regierung grünes Licht für ein Megakraftwerk im Ausland bekommt, dessen Produktion umgerechnet 12 Prozent des dänischen Jahresverbrauchs entspricht?, fragen viele Medien.

Obwohl selbst Journalistin, bevor sie 2004 überraschend Umweltministerin wurde, hatte die 47-jährige Hedegaard auf die Fragen ihrer ExkollegInnen keine guten Antworten parat. Einen schlechteren Start als neues "grünes Gewissen" der Regierung kann man sich kaum denken.

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