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Sprecher der Kapitalanleger-Schutzgemeinschaft"Wir leben nicht im Sozialismus"

Der Staat sollte in keinem Fall eine Höchstgrenze für Managergehälter festlegen, sagt Lothar Gries. Aber manche Einkommen seien schon "jenseits von Gut und Böse".

Porsche-Chef Wiedeking freut sich im neuen 911 GT 2. Bild: ap

taz: In der Debatte über Managergehälter wird von der SPD eine Begrenzung gefordert. Ist so etwas sinnvoll?

Lothar Gries: Nein. Wie soll man diese Obergrenze bestimmen? Woran soll man das messen? Und wenn man eine solche Grenze bei Managern einführen sollte, dann brauchten wir die auch für alle anderen Berufsgruppen. Nun sind wir aber nicht im Sozialismus. Bei den Managern herrschen schon etwas mehr Angebot und Nachfrage als beim Normalverdiener.

Da sprechen Sie den Unterschied an. Der Normalverdiener bekommt doch heutzutage wohl eher zu wenig. Die Einkommen stagnieren seit Jahren. Es gibt die Diskussion um Mindestlöhne, und davon sind immer mehr Menschen betroffen. Die Frage ist doch, ob der Verdienst der Manager auf die Kosten der Angestellten geht.

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Lothar Gries, 49, ist Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Er hat für deutsche und französische Medien gearbeitet, darunter die "Süddeutsche Zeitung" und "Les Echos".

Das ist nicht so. Ein gut arbeitender Manager sorgt für das Fortbestehen des Unternehmens und garantiert damit die Löhne der Mitarbeiter. Mindestlöhne sollen dazu dienen, das Existenzminimum zu sichern. Aber hier geht es um Maximallöhne. Da meinen wir, dass die Skala nach oben weiter offen bleiben muss. Natürlich gibt es Ausreißer, die nicht nachvollziehbar sind.

Wen meinen Sie?

Selbst bei einer Bestleistung, wie sie Wendelin Wiedeking bei Porsche hingelegt hat, kann man schlecht nachvollziehen, dass jemand ein zweistelliges Jahresgehalt in Millionenhöhe bezieht. Aber wegen solcher Ausnahmen kann man die Gehälter nicht willkürlich festlegen und etwa sagen, mehr als 10 Millionen gibt es nicht. Der Gesetzgeber sollte in keinem Fall eingreifen.

Was schlagen Sie vor?

Wir sind dafür, dass die Gehälter der Vorstände von den Aktionären mitbestimmt werden. Einen solchen Ansatz gibt es in Großbritannien. Dort können die Aktionäre auf der Hauptversammlung dafür oder dagegen abstimmen. Das Votum ist zwar nicht bindend, aber wenn dort jemand in der Öffentlichkeit eine Schlappe erleidet, dann überlegt der sich das nächste Mal, ob er sich eine solche Vergütung noch gönnen kann.

Wenn Sie sagen, Herr Wiedeking verdiene zu viel, dann müsste eine Begrenzung eigentlich in Ihrem Sinne sein.

Wir wollen keine Begrenzung. Sollen wir jetzt sagen, mehr als Herr Wiedeking soll kein Manager verdienen? Das geht auch nicht.

Weshalb äußern Sie dann Kritik?

Ein solches Gehalt ist schon jenseits von Gut und Böse. Dass kann ein Normalverdienender und auch ein durchschnittlicher Privatanleger kaum noch nachvollziehen.

Aber darum dreht sich doch die Debatte: dass ein Chef ein Vielfaches von dem seines Angestellten verdient, der womöglich sein Gehalt noch mit Hartz IV aufstocken muss.

Aber glücklicherweise sind solche Gehälter eher die Ausnahme als die Regel. Wenn wir sagen, das Gehalt ist zu hoch, heißt das nicht, dass wir es begrenzen wollen. Wie gesagt, es gibt einen internationalen Wettbewerb. Wenn wir hier eine Begrenzung vornehmen, werden sicher eine Reihe guter Leute in die Länder gehen, wo es keine Limitierung gibt.

Wie sieht es denn in anderen Ländern aus?

Nach meiner Kenntnis gibt es keine Begrenzungen. Es gibt in den USA eine Diskussion darüber, weil es dort enorme Auswüchse gegeben hat. Vor kurzem wurde dort ein Manager dazu verdonnert 600 Millionen Dollar zurückzuzahlen. Da können Sie sich vorstellen, was dieser Mann verdient hat.

INTERVIEW: JAN PIEGSA

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