Auto-Umweltzonen ab 2008: 40 Euro Strafe bei fehlender Plakette
Am Januar richten Berlin, Köln und Hannover Umweltzonen ein. Wer mit Auto ohne Aufkleber angetroffen wird, bekommt einen Strafpunkt in der Flensburger Kartei.
Sich dumm stellen nützt nichts, und ausweichen geht auch nicht mehr lange. Wer als Autofahrer im neuen Jahr in Berlin, Köln oder Hannover herumkurven will, muss sich eine Plakette besorgen. Die zeigt auf den ersten Blick an, wie viel Dreck sein Fahrzeug in die Luft pustet. Ansonsten muss er auf den öffentlichen Verkehr beziehungsweise das Fahrrad umsteigen. Denn ab 1. Januar gelten in den drei Städten in weiträumigen Umweltzonen Fahrverbote für alle Autos ohne Aufkleber- auch für solche, die in anderen Orten zugelassen sind. So weit jedenfalls die Theorie.
In den geplanten Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge mit Plakette fahren. Die runden Aufkleber gibt es in Rot, Gelb und Grün.
Welches Fahrzeug bekommt welche Plakette?
Benziner mit Katalysator werden in der Regel mit der grünen Plakette gekennzeichnet. Ebenso Dieselfahrzeuge, die die Euro-4-Norm erfüllen oder Euro-3-Diesel, die mit einem Partikelfilter nachgerüstet wurden. Für Euro-3- oder Euro-2-plus-Partikelfilter gibts einen gelben Aufkleber, für Euro-1-plus-Partikelfilter die rote Plakette. Wer mit den Normen nichts anzufangen weiß, kann im Internet nachschauen unter www.vcd.org/plakettenrechner0.html.
Fürs Ausfüllen notwendig ist lediglich ein Blick in die Fahrzeugpapiere, wo sich die Kennziffern in den Rubriken "Schlüsselnummern zu 1" oder im Feld 14.1 der Zulassungsbescheinigung finden.
Wo gibt es die Plakette?
Unter www.umwelt-plakette.de lässt sich nicht nur herausfinden, welcher Aufkleber der richtige ist, er kann dort auch bestellt werden. Ansonsten gibt es die Plaketten bei allen Werkstätten, die auch ASU machen, beim TÜV, bei der Dekra oder bei den Stadtverwaltungen. Sie kosten zwischen fünf und knapp zwanzig Euro und gelten unbefristet.
Wer keine Plakette für sein Auto bekommt, sollte sich bei einem Diesel über die Nachrüstung mit einem Dieselpartikelfilter informieren. Den gibt es ab 600 Euro. 330 Euro bekommt man allerdings vom Staat zurück, und auch die Kfz-Steuer wird dann billiger.
Lässt sich der Wagen nicht nachrüsten, bleibt nur noch der Anruf beim Umweltamt. Unter unterschiedlichen Voraussetzungen vergeben die Städte befristete Ausnahmegenehmigungen. BW
In Berlin umfasst die Umweltzone alle Straßen, die innerhalb des S-Bahn-Rings liegen. In Köln erstreckt sie sich auf den gesamten Innenstadtbereich vom Rhein bis an den Grüngürtel. Hannover sperrt die Straßen zwischen Süd-, West-, Messeschnellweg und Sahlkamp.
Zunächst darf hier jeder fahren, der überhaupt eine Plakette vorweisen kann. Ab 2009 müssen dann die Autos mit einer roten Plakette und vermutlich ab 2010 die mit einer gelben Plakette draußen bleiben.
Etwa jedes zwanzigste Auto, das in Deutschland unterwegs ist, hat auch bei Nachrüstung keine Chance auf den Aufkleber. Wer ohne unterwegs ist und erwischt wird, muss mit 40 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen.
Zumindest in den Anfangszeiten wird es allerdings jede Menge Ausnahmen geben. Die gelten zum Beispiel für alle Motor- und Dreiräder, für Polizei-, Bundeswehr- und Natofahrzeuge, den Katastrophenschutz, Arbeits- und Zugmaschinen, Müllwagen sowie Kranken- und Arztwagen im Einsatz. Auch Fahrzeuge, mit denen Personen fahren oder gefahren werden, die außergewöhnlich gehbehindert, hilflos oder blind sind und entsprechende Schwerbehindertenausweise vorzeigen können, brauchen keine Plaketten.
Daneben können auf Antrag auch andere Fahrzeuge ausgenommen werden. Welche das sind, regeln die Städte unterschiedlich. Berlin geht dabei etwas restriktiver vor als Köln und Hannover. Grundsätzlich aber soll es bei Autos, die sich gar nicht umrüsten lassen, eine wohlwollende Prüfung geben, wenn dem Besitzer noch der eine oder andere Grund einfällt, weshalb ein Neukauf unzumutbar wäre. Hier setzen die Stadtoberen offenbar darauf, dass die Zeit das Problem löst.
Ewig hinausschieben lässt sich ein Plakettenkauf jedoch nicht. Denn es wird nicht bei den drei Umweltzonen bleiben. Im März wollen Stuttgart, Mannheim, Schwäbisch Gmünd, Leonberg, Ludwigsburg, Ilsfeld, Tübingen und Reutlingen nachziehen. Und die - nicht gerade als Öko-Hardlinerin bekannte - Umweltministerin des Autolandes Baden-Württemberg, Tanja Gönner, hat auch hier erklärt, es gelte der Grundsatz "Nachrüstung vor Ausnahme".
Im Mai könnte dann Karlsruhe einsteigen, München im Oktober. Dagegen wird aus der von Nordrhein-Westfalens Landesregierung angekündigten 1.600 Quadratkilometer großen Umweltzone, die sich von Düsseldorf bis übers gesamte Ruhrgebiet erstreckt, erst einmal nichts.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Felix Banaszak über das Linkssein
„Für solche plumpen Spiele fehlt mir die Langeweile“
Resolution gegen Antisemitismus
Nicht komplex genug
Nach Ausschluss von der ILGA World
Ein sicherer Raum weniger
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben