Das Telekommunikationsjahr 2007: Billig-Wahn und Wunder-Handy

Ein Jahr mit Aufs und Abs: Die Gebühren sanken - der Wechsel zu alternativen DSL-Anbietern wurde zur Geduldsprobe. Und dann war da noch das iPhone.

Warten auf's Wunder. Bild: dpa

Fragt man Experten aus der deutschen Festnetz-, Mobilfunk- und Internet-Branche, wie sie die ausklingenden 12 Monate fanden, hört man in diesen Tagen vor allem eins: Langweilig war es ganz bestimmt nicht.

Die Kundschaft dürfte das ähnlich sehen - wurde sie doch von einem immer unüberschaubarer werdenden Angebot beglückt, das neben den Vorteilen sinkender Preise auch Auswahl- wie Nutzungsstress mit sich brachte.

Was die Preise anbetrifft, so haben wir es auch 2007 wieder Schwarz auf Weiß: Den letzten Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem November zufolge gingen die Kosten für Internet-Nutzung (minus 5,7 Prozent) und Handy-Telefonie (minus 0,9 Prozent) im Vergleich zum Vorjahresmonat 2006 erneut zurück.

Allein im Festnetzgeschäft schlagen die Anbieter hier und da wieder drauf: Plus 2 Prozent im Durchschnitt, wobei sich diese Gebühren durch die Nutzung von Flatrates oder preiswerten Internet-Telefonie-Anbietern (VoIP) umgehen ließen. VoIP ist überhaupt ein gutes Stichwort: Das Führen von Gesprächen über das Netz der Netze wird bei den Deutschen immer beliebter - auch weil die Technik inzwischen kaum noch wahrgenommen werden muss, weil ihr "Innenleben" in intelligenten Routern verschwindet und sich Telefonate längst wie im Festnetz anfühlen (genügend Bandbreite vorausgesetzt).

Das Angebot im DSL-Bereich dehnte sich auch 2007 weiter aus - trotz Konsolidierungsbemühungen etwa um Freenet, die dann allerdings zunächst scheiterten. Die Telekom verlor weiterhin im bis zu sechsstelligen Bereich Kunden und startete deshalb ein interessantes, wenn auch desperat wirkendes Unterfangen: Sie machte sich mit der Billigmarke "Congstar" selbst Konkurrenz, unterbietet damit eigene Tarife teils deutlich - bei vertraglich besseren Bedingungen, wie Tester herausfanden. Wer sich bei der Billigmarke des rosa Riesen anmeldet, hat zudem weitere Vorteile: Er muss nicht unbedingt ewig auf das Legen der DSL-Leitung warten.

Jenes unangenehmes Erlebnis spürten laut dem Lobbyverband der alternativen Telefonanbieter mindestens 100.000 Kunden, die ihren Teilnehmeranschluss von der Telekom weg bewegen wollten. Arcor und der Netzbetreiberdienstleister Telefonica, der Alice, 1&1 und viele andere versorgt, wollten sich das nicht länger bieten lassen und stellten einen Antrag auf ein Missbrauchsverfahren gegen die Deutsche Telekom. Die Bundesnetzagentur gab selbst an, ein Anschlusswechsel benötige derzeit bis zu drei Monate - und will nun mit einem neuen Vertragsentwurf Schadenersatzzahlungen ermöglichen.

Für die Telekom ist das alles nicht so wild: Sie begründete die Verzögerungen im Vergleich zur eigenen Kundschaft mit der Tatsache, dass sie bereits jetzt mehr Leitungen freigebe als vertraglich mit den Konkurrenten vereinbart.

Vielleicht hilft es ja, wenn man 2008 dann zu einer alternativen Zugangsvariante greift. Es muss nicht immer DSL sein: Der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland bietet in größeren Städten auch den Internet-Zugang über Fernsehkabelnetze an. In Hamburg werden derzeit Leitungen mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde getestet, DSL-Geschwindigkeiten sind aber eher die Regel.

Im Handy-Bereich kam die größte Innovation von Apple: Das viel gehypte iPhone feierte im November seinen Marktstaat. Die exklusive Verheiratung mit T-Mobile sorgte nicht nur bei Interessierten für Frust, sondern auch bei der Konkurrenz: Vodafone klagte gar dagegen, verlor allerdings zunächst. Innovativ an dem Gerät ist neben der Bedienung per berührungsempfindlichem Bildschirm vor allem die Internet-Nutzung. Sie ist als (Quasi-)Flatrate eingeschlossen, doch das iPhone an sich bleibt aufgrund der Tarife teuer.

Auch andere Netzbetreiber bauten ihr Angebot an Online-Diensten aus - bei Vodafone und O2 bietet man DSL-Alternativen über Funknetze. Wer im Handy-Bereich sparen wollte, griff 2007 zu einem der wie Pilze aus dem Boden schießenden Prepaid-Anbieter. 10 Cent pro Minute in alle Netze sind inzwischen keine Seltenheit mehr.

Und was war noch? Achja, das groß angekündigte Breitbandangebot der nächsten Generation, das derzeit nur von der Telekom verkauft werden darf. Nach wenig Interesse seitens der Kunden musste jenes VDSL verbilligt werden. Und im nächsten Jahr lockt man gar mit Gratis-Bundesliga.

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