Anschläge in Afrikas Nordwesten: Zittern vor al-Qaida

In Mauretanien sterben drei Soldaten kurz nach der Ermordung von vier französischen Touristen, in Algerien nehmen Angriffe militanter Islamisten zu.

BERLIN taz Nur kurz nach der Ermordung von vier französischen Touristen in Mauretanien am Heiligabend ist es in dem Sahelstaat erneut zu einem Anschlag gekommen. Wie die amtliche mauretanische Nachrichtenagentur AMI am Donnerstagabend berichtete, starben am Vortag drei Soldaten in einem Hinterhalt in der Sahara-Wüste im Nordosten des Landes. Sie waren aus ihrer Basis El-Ghallawiya ausgerückt, um ein ein verdächtiges Fahrzeug zu verfolgen.

Niemand hat sich zu den beiden Anschlägen bekannt, aber Mauretaniens Öffentlichkeit ist sich sicher, dass ihr Land jetzt an vorderster Front eines Krieges gegen den Terror steht, der sich von Algerien aus ausdehnt. Der Tatort liegt nicht weit von der Region entfernt, wo aus Algerien eingedrungene militante Islamisten im Juni 2005 zum ersten Mal in Mauretanien zugeschlagen und 15 Soldaten getötet hatten. Die mauretanische Armee jagt derzeit in einer mit den Nachbarländern Mali und Senegal koordinierten Aktion die Mörder der französischen Touristen vom Heiligabend. Die Namen der Gesuchten und das Nummernschild ihres Fahrzeuges sind veröffentlicht worden. Gestern wurden in diesem Zusammenhang vier Festnahmen in Senegal gemeldet.

Zwei der drei wegen der Touristenmorde Gesuchten sind nach Angaben der mauretanischen Generalstaatsanwaltschaft bereits 2006 wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in der algerischen Terrorgruppe GSPC (Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf) in Haft gewesen. Die GSPC hat sich mittlerweile als "al-Qaida Maghreb" neu konstituiert und verstärkt ihre Angriffe in Algerien wieder. Fast täglich kommt es dort zu bewaffneten Zwischenfällen, seit am 11. Dezember - beim blutigsten Anschlag des Landes seit Jahren - 41 Menschen in der Hauptstadt Algier starben. Am Mittwoch fielen zwei Gendarmen in Boumerdès östlich von Algier einem Bombenanschlag zum Opfer, zwei Soldaten wurden nahe der Stadt Tizi Ouzou verwundet.

In Mali und Niger sind außerdem Rebellen des Tuareg-Nomadenvolkes aktiv. "Es ist jetzt klar, dass kein Land des Maghreb allein des Terrorismus Herr werden kann", schrieb gestern die marokkanische Zeitung Al Bayane: "Die Felsenhänge des immensen Südens von Algerien, des Nordens von Mali und des Nordens von Tschad geben Terroristen Bewegungsfreiheit."

Die beiden Überfälle in Mauretanien geschahen an strategischen Orten. Die Touristen starben nahe der wichtigsten Überlandstraße Mauretaniens von West nach Ost, deren Eröffnung vor wenigen Jahren als Meilenstein zur Entwicklung marginalisierter Landesteile gefeiert worden war. Die Soldaten starben in einer Region, wo vom 11. bis 19. Januar 2008 die internationale Autorallye Paris-Dakar durchziehen soll. 2007 mussten in Mali zwei Etappen dieses jährlichen Autorennens quer durch die Sahara-Wüste wegen Unsicherheit abgesagt werden; nun könnte das Gleiche in Mauretanien passieren. Am Donnerstag gingen tausende von Menschen in der Kleinstadt Aleg, an deren Rand die französischen Touristen erschossen wurden, zu einer Kundgebung gegen Terror auf die Straße.

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