Theater-Immobilie: Kudamm-Bühne spielt rechtsfrei
Seit zwei Tagen hat das Theater im Kudamm-Karree keinen Mietvertrag mehr. Aber man spielt und hofft, dass der neue Investor den Rausschmiss zurücknimmt.
Laut Spielplan hebt sich der Vorhang an den beiden Bühnen am Kurfürstendamm auch in den kommenden Jahren. Jetzt im Januar startet das Gastspiel von "Anna Karenina" mit Katja Riemann. Im Februar kommt "Und abends Gäste". 2009 steht Katharina Thalbach auf der Bühne. Und für 2010 sind ebenfalls bereits Verträge mit Künstlern abgeschlossen worden. "Der Spielplan ist fast komplett", sagt Martin Woelffer, Intendant des Theaters und der Komödie am Kurfürstendamm. Er sagt aber auch: "Ich hoffe, dass es mit Ballymore Properties, dem neuen Inhaber des Kudamm-Karreés, bald Verhandlungen über die Zukunft der beiden traditionsreichen Theater geben wird."
Denn diese "Zukunft", von der Woelffer spricht, ist keineswegs gesichert. Am 15. Januar 2008 sind die mehrmals verlängerten "Räumungsfristen" für das Theater am Kudamm ausgelaufen. Damit steht das Theater de jure auf der Straße. Für die zweite Bühne, die Komödie, läuft der Mietvertrag im Kudamm-Karrée im Sommer aus. Dann blüht dem Theater das gleiche Schicksal. Rechtlich sei "nichts zu machen", sagte Woelffer am Donnerstag zur taz. Dennoch werde weiter gespielt. Man mache nun Theater unter dem Damoklesschwert der Räumung, die de facto "aber wohl erst einmal nicht" durchgesetzt würde.
Die Hoffnung des Theaterdirektors stützt sich darauf, dass der neue Vermieter Ballymore eine Vertragsverlängerung in Aussicht gestellt hat - allerdings nur "mündlich", wie Woelffer betont. Das sei natürlich nicht ausreichend, "wir brauchen den langfristigen Erhalt und eine Planungssicherheit für die Theater". Ballymore habe in dieser Hinsicht zwar keine Andeutung gemacht. Es gebe aber den Hinweis, dass über den Theaterbetrieb gesprochen werde.
Richtig ist, dass der irische Projektentwickler Ballymore, der seit Ende des vergangenen Jahres Eigentümer des großen Kudamm-Karrées ist, in dem sich die Bühnen mit knapp 2.000 Plätzen befinden, das Gebäude mit Büros, Läden und den Bühnen umgestalten will. Im Auftrag des Investors soll ein Beauftragter mit dem Theaterleiter Gespräche führen. Verabredet ist bisher, dass diese beiderseitigen Gespräche stattfinden sollen - mehr nicht.
Das Theater und die Komödie wurden von Max Reinhard gegründet. Ende 2005 kündigte der damalige Besitzer, die DB Real Estate, die Mietverträge. 2006 wurde das Kudamm-Karrée an den Private Equity Fonds Fortress verkauft. Der veräußerte es für 155 Millionen Euro an die irische Ballymore Properties, einen der größten europäischen Projektentwickler.
Die Kündigung der Mietverträge hatte zu massiven Protesten aus der Theater- und Kulturszene geführt. 115.000 Unterschriften gegen die Schließung wurden gesammelt. Kritisiert wurde dabei auch die Haltung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die sich weigerte, die Theater unter Denkmalschutz zu stellen.
Woelffer fordert auch vom amtierenden Kultursenator Klaus Wowereit, sich "in dieser Frage klar zu positionieren". In Wien, meint Woelffer, würde angesichts der Schließung eines Reinhardt-Theaters "die Politik auf die Barrikaden gehen". In Berlin sei das leider anders.
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