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Die Linke in HessenVorhut von Attac

Wer sind diese Leute, die für die Linke in den hessischen Landtag einziehen? Woher kommen sie, was wollen sie, wie kommunistisch sind sie?

Wer ist eigentlich "die Linke"? Bild: dpa

FRANKFURT taz Sechs Mandate hat die Linke in Hessen errungen. Sechs auf einen Streich. Alles "Kommunisten", wie sich FDP und CDU schon vor der Wahl echauffierten? Oder "die alte DKP mit neuem Türschild", wie die SPD zu wissen glaubt?

Natürlich ist der Spitzenkandidat und designierte Fraktionsvorsitzende der hessischen Linken ein alter Kommunist. Der heute 60-jährige Willi van Ooyen protestierte gegen den Vietnamkrieg und gegen die Berufsverbote und war ab 1976 Landesgeschäftsführer und später Bundesgeschäftsführer der DKP-nahen Deutschen Friedensunion. Noch immer ist er maßgeblich an der Organisation der "Ostermärsche" beteiligt, jenen Friedensdemos also, bei denen einst Andrea Ypsilanti und viele Sozialdemokraten, die heute nichts mit der Linken zu tun haben wollen, Seit an Seit mitliefen.

Van Ooyen wurde am Niederrhein als ältestes von sieben Kindern geboren. Er arbeitete als Elektroinstallateur, machte über den zweiten Bildungsweg Abitur und studierte Geschichte und Pädagogik. Heute arbeitet er als pädagogischer Leiter der Praunheimer Werkstätten, einer großen Behinderteneinrichtung in Frankfurt.

Überhaupt fällt auf, dass die vorderen Listenplätze mit Leuten besetzt wurden, die alle fest im Berufsleben stehen. Auf dem zweiten Platz kandidierte Marjana Schott (49), selbstständige Insolvenzverwalterin aus Fuldabrück. Sie arbeitete bei der Schuldnerberatung, lehrt an der Universität Kassel und kam von der PDS zur Linkspartei.

Die jüngste Abgeordnete, die 26-jährige Janine Wissler, kommt wie van Ooyen aus Frankfurt. Sie studiert Politikwissenschaften, war Sprecherin von Attac und gehört inzwischen dem Parteivorstand der Linken an. Die "Wut auf die herrschenden Verhältnisse" und die "Hoffnung auf Veränderung" nennt sie als Gründe ihr Engagement. Sie würde gerne einmal Hugo Chávez und Evo Morales treffen, "um mit ihnen über den Sozialismus des 21. Jahrhunderts zu diskutieren".

Auf eine solche Reise kann sie ihren Parteifreund Ulrich Wilken, Platz vier der Liste, gleich mitnehmen. Auch er antwortete auf die Frage, wen er gerne einmal kennen lernen möchte: "Die Aktivisten in Lateinamerika, die vor Ort an der Basis den Sozialismus des 21. Jahrhunderts entwickeln und umsetzen." Der 49-jährige Landesvorsitzende der Linkspartei wohnt im grün-alternativen Frankfurter Nordend und kandidierte im vorigen Jahr bei der Oberbürgermeisterwahl in Frankfurt, bei der er sich als Motorradfahrer, Rock-Musikfan und Kartenspieler empfahl.

Auf Platz fünf der Landesliste folgt ihm Barbara Cárdenas Alfonso, eine 53-jährige Diplompsychologin und -pädagogin aus dem südhessischen Dietzenbach. Sie ist Referentin beim Zentrum für Sprachförderung und interkulturelles Lernen in Frankfurt. Als sechster und letzter schließlich zieht der Geschäftsführer des Ver.di-Bezirks Südhessen, Hermann Schaus, in den Landtag ein. Der 53-Jährige lebt in Neu-Anspach im Hochtaunuskreis. Der ehemalige Kfz-Mechaniker studierte an der Verwaltungsfachhochschule in Frankfurt und war Mitglied der SPD, ehe er im Jahr 1993 wegen deren Zustimmung zur Verschärfung des Asylrechts austrat.

Ihre Schwerpunkte wollen die hessischen Abgeordneten der Linken anders als ihre Kollegen aus Niedersachsen erst nach der Abwahl von Koch kundgeben. Schon auf der Wahlparty pinnten sie ihr auf rotes Fahnentuch gedrucktes Motto an die Wand: "Wir sind gekommen, um zu bleiben." Seit Sonntag zweifelt daran niemand mehr.

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