Eon feiert Gewinn– Konzerngegner trotzig

Der Konzern Eon rechnet damit, in diesem Jahr sein Rekordergebnis aus 2004 noch zu verbessern. Heute begehen die Gaspreisverweigerer aus Ostwestfalen-Lippe ihren Geburtstag. Sie hoffen immer noch auf offene Eon-Kalkulationen

PADERBORN taz ■ Über seine Bilanz nach den ersten neun Monaten des Jahres kann sich der Düsseldorfer Eon-Konzern freuen: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg von Januar bis Ende September um rund sieben Prozent auf 5,524 Milliarden Euro. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres legte der Konzern beim Umsatz um 18 Prozent auf 39,9 Milliarden Euro zu. Was die Anteilseigner freut, kommt bei den Kunden des Konzerns wahrscheinlich weniger gut an: Vor allem die hohen Strompreise haben neben Beteiligungsverkäufen für die gute Bilanz des Energieriesen gesorgt.

Die aktivsten Gegner des Konzerns feiern mit ihrer Initiative „Gaspreise-runter-OWL“ heute den ersten Jahrestag ihrer Organisation. Eigentlich habe die Organisation schon am vergangenen Wochenende einjähriges Bestehen gehabt, sagt Roswitha Köllner, Sprecherin der Bürgerinitiative. Dass der Eon-Konzern zwei Tage vor der Feier seine Rekordzahlen vorgelegt habe, werde der Bürgerinitiative aber voraussichtlich weitere Aufmerksamkeit bescheren, sagt sie. Nach der Ankündigung des Konzerns, auch für die Kunden des Unternehmenszweiges Eon-Westfalen-Weser demnächst seine Gaspreiskalkulation offen zu legen, erwartet Köllner eher „eine Mogelpackung“, als eine Kalkulation, die vor Gericht verwertbar wäre. Anders als in Hamburg, wo Eon-Hanse per gerichtlicher Anordnung dazu verdonnert wurde, seine Preiskalkulation offen zu legen, werde der Konzernteil Westfalen-Weser seinen Kunden „wohl einen Brief schicken, oder in seiner Kundenzeitung ein paar Zahlen veröffentlichen“, vermutet Köllner.

Unterdessen ist das Verfahren, das Eon-Westfalen-Weser vor dem Kartellsenat des Dortmunder Landgerichtes gegen 23 seiner Kunden angestrengt hat, erneut vertagt worden. Ob der Konzern innerhalb des Verfahrens seine Kalkulationen offen legen muss, ist immer noch unklar. Am sechsten April des kommenden Jahres soll es nun einen ersten Gerichtstermin geben.

Ein Energieexperte des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie, sagte gestern der taz, der Streit der Verbraucher mit dem Energieriesen sei eine Folge der Eon-Ruhrgas-Fusion. Die Dominanz die aus der Ministererlaubnis für die Fusion entstanden sei, lasse die mögliche Deregulierung des Marktes nicht funktionieren. „Wir haben uns seinerzeit gegen die Fusion ausgesprochen“, sagt der Experte. Um die Dominanz der Energiekonzerne zu brechen, könne es sinnvoll sein, die Energienetze in die öffentliche Hand zu geben. „Entweder in die Kommunen oder in die Hand von Zweckverbänden.“ Allerdings sei es illusorisch zu glauben, damit ließen sich die Gaspreise massiv beeinflussen. „So wenig wir von Deutschland aus den Ölpreis beeinflussen können, genauso wenig werden wir Einfluss auf den Gaspreis nehmen können.“

Ein Eingreifen wünscht sich hingegen die Opposition von der schwarz-gelben Landesregierung. Reiner Priggen, energiepolitischer Sprecher der Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag, forderte Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) nach Verkündung der Rekordgewinne durch Eon zum handeln auf. „Gibt es für die Wirtschaftsministerin eigentlich eine Obergrenze für Monopolrenditen, ab der sie gegen den Marktmissbrauch der Strom- und Gaskonzerne vorgeht?“, fragte Priggen.

Die Paderborner wehren sich unterdessen auf ihre Art gegen die Willkür der Konzerne. Da mittlerweile auch das Handwerk unter den hohen Energiepreisen leidet, will der Paderborner Bäcker Markus Mertens zur Geburtstagsfeier der Bürgerinitiative „Päsch-Plunder“ und „Villis-Spitzen“ backen – Meinolf Päsch ist Sprecher und Hans-Peter Villis Vorstandsvorsitzender von Eon-Westfalen-Weser. ELMAR KOK