Teure Senatoren-Träume

Neue Studienplätze ja, aber nicht aus Gebühren finanziert, sagt Uni-Chef Lüthje. Großausbau koste Hunderte Millionen

Das Uni-Präsidium lehnt die Pläne der Wissenschaftsbehörde ab, Einnahmen aus dem Bezahlstudium für den Ausbau des Studienplatzangebots in Hamburg zu verwenden. Zweifellos müsse die Stadt mehr Plätze anbieten, reagierte gestern Uni-Chef Jürgen Lüthje: „Aber Studiengebühren müssen uneingeschränkt der Verbesserung der Studienbedingungen zugute kommen.“ Stelle der Senat den Hochschulen nicht mehr Geld zur Verfügung, könnten keine zusätzlichen Plätze geschaffen werden.

Wie berichtet, erwägt Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) einen Teil der Gebühreneinnahmen zur Aufstockung des Studienplatzangebots zu nutzen. Zugleich erklärte er diese Woche, er habe die „Vision“, langfristig in Hamburg bis zu 40.000 neue Plätze einzurichten. Studiengebühren sollen in Hamburg spätestens ab 2007 erhoben werden, im Gespräch sind 500 Euro pro Semester. Zunächst hatte Dräger stets versichert, die neue Einnahme dürfe allein zur Verbesserung der Studienbedingungen verwendet werden, also für eine intensivere Betreuung und modernere Ausstattung.

Lüthje besteht auf der alten Vereinbarung und mahnte gestern, „Studiengebühren müssen der Generation zukommen, die sie zahlt“. Die Einnahmen dürften nicht dazu dienen, mehr Plätze für künftige Studierende zu schaffen. Ansonsten würden sich die Studienbedingungen verschlechtern. Grundsätzlich aber sei eine Erhöhung der Platzzahl wichtig. Innerhalb der Republik biete Hamburg bezogen auf seine Bevölkerungszahl deutlich weniger Schulabgängern die Möglichkeit eines Studiums als vergleichbare andere „Großstadträume“.

Nach den Kalkulationen im Rathaus werden Hamburgs staatliche Hochschulen zusammen jährlich bis zu 60 Millionen Euro durch Gebühren einnehmen. Der Uni-Chef rechnet vor, dass die von Dräger visionierten 40.000 neuen Plätze aber „mehrere 100 Millionen Euro“ kosten würden. Die Aufstockung sei nur zu erreichen, wenn der Staat seine Mittel für die Lehrstätten „entsprechend“ erhöhe.

Die Entscheidung darüber, in welchen Fächern das Angebot erweitert werden solle, müssten zwei Kriterien lenken, meinte Lüthje: Nachfrage sowie „gesellschaftlicher Bedarf“. Dabei mache es aber „keinen Sinn“, neue Lehrstätten zu schaffen, warnte der Uni-Präsident vor einer „weiteren Zersplitterung des Hochschulsystems“. Eva Weikert