Britische Premier League: Export einer Liga
Großbritanniens Premier League ist der erfolgreichste Fußballwettbewerb der Welt und ein Tummelplatz für Investoren.
DUBLIN taz Fußball spielen sie in der Premier League auch noch. Aber das ist längst nebensächlich. Die höchste englische Spielklasse ist zu einem Markenzeichen geworden, sie ist hinter den drei nordamerikanischen Ligen für American Football, Baseball und Basketball die lukrativste Sportliga der Welt. Noch in den Achtzigerjahren sah es ganz und gar nicht danach aus. Es herrschte Rezession, die Zuschauerzahlen sanken, die Stadien waren baufällig, und die englischen Vereine waren nach der Katastrophe im Brüsseler Heysel-Stadion, bei der 1985 vor dem Europapokal-Endspiel zwischen Liverpool und Juventus 39 Menschen starben, von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen.
Nachdem sich die Premier League 1992 von der seit 1888 bestehenden Football League abgespalten hatte, ging es langsam bergauf, was vor allem an den Fernsehrechten liegt. Waren es anfangs 191 Millionen Pfund, die Sky Television für einen Fünfjahresvertrag zahlte, so bringt der zu Beginn dieser Saison abgeschlossene Dreijahresvertrag 1,7 Milliarden ein. Hinzu kommen 171,6 Millionen von der BBC für die Rechte an den Zusammenfassungen.
Höchst einträglich sind auch die internationalen Fernsehrechte: Sie sind von 178 Millionen Pfund im Jahr 2001 auf 625 Millionen in dieser Saison gestiegen. Das weltweite Interesse an der Premier League, vor allem in Asien und in arabischen Ländern, ist ein Phänomen. Mehr als eine Milliarde Menschen schauten sich zum Beispiel im November das Spiel zwischen Arsenal und Manchester United an. Das brachte die Vereinsbesitzer auf eine neue Idee. Sie wollen die Meisterschaft um ein Spiel pro Mannschaft verlängern. Das soll dann im Ausland gespielt werden - und zwar in der Stadt, die am meisten bietet. 2011 soll es losgehen. Die Gegner werden einander zugelost, wobei die Topteams gesetzt werden, sodass sie nicht aufeinandertreffen können.
Die Entwicklung ist logisch, haben doch ausländische Investoren Fantasiesummen für Liverpool, Aston Villa, Manchester United und andere Teams bezahlt. Zwar wurde ihnen vor ihrer ersten Pressekonferenz nach Übernahme der Vereine eingebläut, ein paar Nettigkeiten über den "faszinierenden englischen Fußball" fallen zu lassen, aber es geht bei diesen Investitionen einzig um Rendite.
Uefa-Präsident Michel Platini höhnte über die Auslandspläne: "Was habe ich gelacht! Bald gibt es in England keine englischen Vereinspräsidenten mehr, es gibt jetzt schon keine englischen Trainer mehr, es gibt keine englischen Spieler, und nun spielen die Klubs vielleicht nicht einmal mehr in England. Das ist ein Witz!" In der Tat: Neun der Spitzenvereine haben ausländische Eigentümer, etliche treten bisweilen ohne einen einzigen englischen Spieler an, und bisher hat noch kein einziger englischer Trainer die Premier League gewinnen können.
Warum spielen sie eigentlich überhaupt noch in England? Man könnte doch den gesamtem Zirkus nach Südostasien verkaufen und in den englischen Stadien Riesenleinwände aufstellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen