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Noch verharmlosend wäre allerdings die Bezeichnung "Quatsch" für die Weltanschauungen, die z.T. hinter Demeter, oder auch in der sog. 'Anthroposophie' oder hinter einem Teil der 'Naturheilkunde' (bis) heute steckt
- (z.B. wurde schon vor mehr als 2 Jahren der Placebo-Effekt bzgl. Homöopathie in einer erstmals sehr groß angelegten & zudem wissenschaftlich ernst zu nehmenden Studie belegt) -. Und z.T. steckt auch großes Kapital dahinter, die solche Dinge verbreiten hilft.
Wie auch relativ intelligente Meeressäugetiere in Fangnetze geraten, so leider auch viele Menschen in die Fänge von solchem Irrationalismus. Das Extrem 'moderner' Technikgläubigkeit wird nicht besser durch ein anderes Extrem.
Nicht immer, aber hier gilt metaphorisch der Satz von Giordano Bruno: "Die Extreme berühren sich", denn beide sind letztlich Formen von 'Aberglauben'.
Der langfristig noch viel schlimmere Quatsch ist die (wieder) zunehmende Monopolisierung der 'Ökoszene' durch irrationalistische Ideologien, z.B. bei Demeter, bei 'Anthroposophie' (nach R. Steiner) und sog. Naturheilverfahren, z.B. der sog. Homöopathie (nach Hahnemann) und dergleichen.
Bis in die 1940er war dieses Monopol ja schon weit fortgeschritten, gerade auch in Deutschland, ist dann aber wieder zurückgegangen, weil nach und nach auch sich eher 'linke' und 'aufklärerischen' Traditionen verpflichtete Menschen verstärkt die angeblichen Segnungen der Industrialisierung kritischer betrachtet haben - wie schon früher z.T. F. Engels oder Roosevelt(Nationalpark- gründungen) - ohne deshalb in eine (dumme) Pauschalkritik an industriellem Fortschritt zu verfallen, wozu leider viele 'deep ecologists' bis heute neigen. Dieser Quatsch ist deshalb so gefährlich, weil grundsätzlich Irrationalismus bzw. Aberglauben mittel- & langfristig jeden 'humanen' Fortschritt (inklusive Respekt vor anderen fühlenden Lebewesen etc.) unterminiert.
Zitat Malte Kreuzfeldt: "Und wenn es ein Verlangen nach Chips und Zuckerlimo gibt, dann darf das gerne auch in Bioqualität befriedigt werden. Selbst wenn es der Gesundheit nichts nützt, profitiert immerhin die Umwelt."
Und wenn es ein Verlangen nach Bio gibt, wo Nanotechnologie in Form von Titandioxid alles in gewohnt leichtfertig-bedrohlicher Oberflächlichkeit bis zum Grundwasser durchdringt, dann gibt es als halt korrigierte Standards in Form von Bio-Nanotechnologie, wie sich schon heute leicht googlen läßt.
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Die AfD hat längst eine kritische Größe erreicht und sitzt in Machtpositionen. Der Antrag auf ein Parteiverbot kommt eher zu spät als zu früh.
Kommentar Bio-Junkfood: Quatsch mit Siegel
Das Prinzip "Bio für alle" - und alle Geschmäcker - birgt zwar Risiken. Doch solange die Bio-Siegel-Kriterien bleiben, ist es auch eine Chance für traditionelle Verbände.
Wie passt denn das zusammen: Fertigprodukte und klebrige Süßwaren, die als ungesund gelten, aber jetzt mit Bio-Siegel angeboten werden? Auf den ersten Blick nicht gut. Doch wenn Bioprodukte wirklich den Massenmarkt erobern sollen, dann gehören auch solche Produkte dazu.
"Bio für alle!", gab Renate Künast einst als Ziel aus. Wenn man es damit ernst meint, dann müssen alle Anbieter mitmachen und alle Bedürfnisse der Kunden erfüllt werden. Und wenn es ein Verlangen nach Chips und Zuckerlimo gibt, dann darf das gerne auch in Bioqualität befriedigt werden. Selbst wenn es der Gesundheit nichts nützt, profitiert immerhin die Umwelt.
Neben der Chance auf neue Käuferschichten und größere Marktanteile birgt der Einstieg konventioneller Großkonzerne in den Biohandel aber auch ein Risiko. Hier lässt sich gutes Geld verdienen, die rasant wachsende Nachfrage nach Biorohstoffen übersteigt oft schon das Angebot. Dadurch steigt der Druck, die Ökostandards aufzuweichen, und es wächst der Anreiz zum Betrug. Die staatlichen Kontrolleure und die Branche selbst müssen wachsam sein - denn schon ein einziger Skandal mit gefälschten Bioprodukten kann den derzeitigen Boom abrupt beenden.
Vielen neuen Anbietern geht es nicht mehr um Ethik, sondern vor allem ums Geschäft. Das muss nicht schlecht sein. Aber es zwingt zu mehr Kontrolle und eventuell zu neuen Regeln, etwa für Zusatzstoffe. Als Bioprodukte überwiegend von Idealisten hergestellt wurden, die aus Überzeugung auf Bio gesetzt hatten, waren chemische Zusätze, etwa in Biogetränken, die absolute Ausnahme. Inzwischen werden sie immer mehr zur Regel. Das untergräbt das Image von Bioprodukten, die von vielen Kunden eben nicht nur als umweltfreundlich, sondern auch als natürlicher und gesünder angesehen werden.
Solange sich an den Kriterien für das staatliche Bio-Siegel nichts ändert, bietet sich für die traditionellen Verbände wie Bioland oder Demeter hier sogar eine Chance. Mit strengeren Maßstäben können sie sich von der Konkurrenz in den Supermärkten abheben - und so ihre Rolle als Vorreiter auch im Biomassenmarkt behaupten.
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Kommentar von
Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert. Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.