Tischtennis-WM: Zuversicht durch Jungspund
Dimitri Owtscharow soll das deutsche Tischtennisteam zu einer Medaille bei der Mannschafts-WM führen.
BADEN-BADEN taz Mit erstaunlichem Selbstbewusstsein geht das deutsche Tischtennis-Nationalteam in die am Sonntag beginnende Mannschafts-WM im chinesischen Guangzhou. Obwohl der Weltranglistenfünfte Timo Boll wegen einer Patellasehnen-Entzündung passen musste, trauen sich die Deutschen die dritte WM-Medaille hintereinander nach Silber in Doha 2004 und Bronze in Bremen 2006 zu. "Der Ausfall von Timo ist sicher eine Schwächung - wir sind aber auch so gut genug", meint der Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), Dirk Schimmelpfennig.
Vor dem ersten Aufschlag gegen Russland ruhen die Hoffnungen auf Dimitri Owtscharow. Der deutsche "Junioren-Sportler des Jahres" katapultierte sich 2007 in der Weltrangliste bis auf Platz 15. Mit Ausnahme der Asse aus China hat der 19-Jährige mittlerweile schon fast alle Stars bezwungen. Entsprechend unbekümmert schlüpft der Düsseldorfer in die Führungsrolle: "Von Timo hätten wir zwei Punkte erwartet. Jetzt sind wir auf uns alleine gestellt. Aber alle fünf sind zurzeit gut in Form - und bei guter Leistung können wir fast jeden schlagen." Das gilt vor allem für die Vorrundengruppe C der "Championship Division". Der Mannschafts-Europameister ist in den jeweils maximal fünf Einzeln gegen Serbien, Frankreich und die Slowakei klar favorisiert. Noch gefährlicher als die Russen sind wohl die Japaner.
Von Bolls Verletzungspech profitierte Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf. Der nachnominierte Jülicher bestreitet in Guangzhou seine 16. WM seit 1985. Rossi tritt als Einziger etwas auf die Euphoriebremse. "Es ist viel machbar - aber es wird schwer, die Erfolge von 2004 und 2006 zu wiederholen", bekennt der 38-Jährige. Bei seinem wohl letzten internationalen Einsatz für den DTTB sieht der Doppel-Weltmeister von 1989 zumindest einen Vorteil: Mit Christian Süß (Borussia Düsseldorf), Bastian Steger und Patrick Baum (beide TTC Frickenhausen) sei das deutsche Quintett für alle "Gegner schwer auszurechnen". Doppel-Europameister Süß, Partner von Boll, stellt ein leichtes Rechenexempel auf: "Wenn jeder von den drei Leuten, die pro Spiel eingesetzt werden, jeweils einen Punkt holt, haben wir schon gewonnen." Allerdings gilt diese simple Mathematik auch für alle anderen Teams.
Noch mehr Kontrahenten stellen für die deutschen Frauen eine hohe Hürde dar. Ohne die ausgemusterte 36-jährige Nicole Struse soll der enttäuschende elfte Platz von Bremen verbessert werden. Die Hauptlast ab dem ersten Ballwechsel gegen Thailand in Gruppe C trägt Struses Kroppacher Vereinskameradin Wu Jiaduo. Hinter der Weltranglisten-17. und Elke Wosik (Busenbach) setzt Bundestrainer Jörg Bitzigeio auf die Nachwuchskräfte Zhenqi Barthel (Holsterhausen) und die 17-jährige WM-Debütantin Amelie Solja (Saarlouis-Fraulautern).
Wer sich am 2. März vor 9.000 Zuschauern im Guangzhou-Tianhe-Gymnasium als sieger feiern lassen kann, steht im Prinzip schon fest: Bei Damen wie Herren kann Gold nur an die Gastgeber gehen. Ihre Übermacht war zuletzt schon erdrückend - und wird vor den Olympischen Spielen in Peking dank knallharter Auslese zunehmen. Alles andere wäre eine nationale Schande für Chinas Vorzeigesportart, in der die Damen die ersten fünf und die Herren die ersten vier Plätze in der Weltrangliste beherrschen. Jeder, der bei der Generalprobe Schwächen zeigt, wird beim chinesischen Olympia-Theater in Peking keine der drei Hauptrollen an der Platte erhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!