Kommentar Die Raucherecke: Konsequent inkonsequent

Eine neue Studie zeigt: Raucherhirne funktionieren anders als die, ihrer Nikotin-abstinenten Zeitgenossen. Wie das sich auswirkt? Lesen Sie selbst.

In seiner grenzenlosen Güte und Weisheit stattete Gott den Menschen mit dem freien Willen aus, was diesem bereits eine ganze Menge Ärger bescherte: Die Skala reicht von den Kreuzzügen über Stalin bis zu Castingshows auf RTL. Gleichzeitig beantwortet die göttlich garantierte Entscheidungsfreiheit die oft gestellten Fragen: "Wie kann es Gott geben, wo doch die U-Bahn schon wieder streikt und Prinz Harry am Hindukusch durch den Schlamm robben musste?!" Ganz einfach: Der Mensch hat die Wahl. Immer. Es sei denn, der Mensch ist Raucher. Denn: Amerikanische Forscher vom Baylor-College, Houston, haben herausgefunden, dass Raucher anders denken als Nichtraucher (wir Raucher wussten das übrigens schon immer). Dazu führten sie ein Verhaltensexperiment durch, bei dem es darum ging, 100 Dollar Startkapital in Aktien zu investieren - dem Leser seien die Einzelheiten des Finanzspiels erspart, denn schließlich geht es hier um Konsequenzen. Die quarzenden Probanden pokerten sich beinahe um Haus und Hof, weil sie die optimale Anlagestrategie missachteten - obwohl Gehirnscans zeigten, dass sie ebenso wie die Nichtraucher über Informationen zur Gewinnoptimierung verfügten. Das Fazit der Wissenschaftler: Raucher können die Folgen alternativer Handlungen nicht einschätzen! Klar, sonst würden sie ja nicht qualmen - schließlich führt das zu so unschönen Dingen wie vorzeitiger Hautalterung und Potenzproblemen. "Das kann ich ja nicht riechen", war lange Zeit die Ausrede der latent geruchsgeschädigten Raucher. Die aber leider dank der freundlichen Hinweise auf jeder Zigarettenschachtel nicht mehr zieht. Nein, Raucher sind nicht einfach fiese Ignoranten - sie können beim Anzünden ihrer Kippe dem gesunden Gegenmodell, nämlich die Finger von dem Teufelszeug zu lassen, schlichtweg keine positiven Folgen abgewinnen. Die blendet das Raucherhirn quasi automatisch aus. Kleine Frage am Rande: Warum futtern Übergewichtige eigentlich immer noch bei McDonald`s, obwohl ein Salat es doch auch tun würde? Haben die Dickerchen auch eine so gute, wissenschaftlich fundierte Ausrede wie die Raucher? Ihre wohlüberlegten Anworten, Fragen und Beschwerden senden Sie bitte nicht an die taz-Redaktion, sondern an den lieben Gott.

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