Genfer Autosalon: Öko-Sportwagen habens schwer

Schwere Wagen mit viel Zubehör dominieren auf dem Genfer Autosalon. Wasserstoff-Flitzer wirken dort eher exotisch.

Ausstellungsstück in Genf: Kein Ufo, sondern Nissans Kleinstwagen Bild: ap

BERLIN taz Der Genfer Salon gilt als eine der wichtigsten Autoausstellungen weltweit. Der neuste Schrei auf der Ausstellung, die am Donnerstag begann, sind Zwitter aus Gelände- und Sportwagen - und auch sonst dominieren schwere Wagen mit viel Schnickschnack. Von dem grünen Image, das sich die Industrie im vergangenen Herbst in Frankfurt geben wollte, ist wenig zu sehen. Fast schon exotisch wirkt der Sportwagen mit Wasserstoff-Brennstoffzelle, den britische Firmen und Universitäten zusammen entwickelt haben. Der windschnittige Wagen wiegt nur 700 Kilogramm und kann höchstens 145 Stundenkilometer schnell fahren. Aus Sicht der Autoindustrie ist er damit völlig indiskutabel, weil die Kunden solche Fahrzeuge nicht goutieren.

Um die Wasserstofftechnik ist es ohnehin ruhig geworden, nachdem vor ein paar Jahren ein Hype zu verzeichnen war. Zwar hat die Bundesregierung gerade das Unternehmen "Nationale Organisation Wasserstoff" (NOW) gegründet mit dem Ziel, dass es ab dem Jahr 2015 Wasserstoffautos auf dem deutschen Markt gibt. "Doch von Seiten der Autoindustrie gibt es kaum ernsthafte Bemühungen, sich jenseits der traditionellen Technik zu engagieren", hat Verkehrswissenschaftler Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) beobachtet. Gemeinsam mit der Ölindustrie versuchten die Autohersteller, den lukrativen Status quo solange wie möglich zu halten. "Wenn aber Automobilität auch im postfossilen Zeitalter stattfinden soll, ist die Wasserstofftechnik die einzige Möglichkeit", so Knie.

Davon geht Gerd Lottsiepen vom alternativen Verkehrsclub Deutschland nicht aus. Er hält es auch für denkbar, dass Elektrofahrzeuge das Rennen machen, weil sich die Batterietechnik deutlich weiterentwickelt hat. Zwar dauert der Ladevorgang mehrere Stunden. Doch wenn sich die Akkus zum Beispiel an einer Tankstelle auswechseln ließen, könnte dieses Problem gelöst werden. Lottsiepen warnt allerdings: "Viele Befürworter der Technik diskutieren nur ungern die Gefahr, dass der Strom möglicherweise mit Atomkraftwerken erzeugt wird."

In Deutschland gibt es derzeit zehn Wasserstofftankstellen im Rahmen von Pilotversuchen. Mit Hilfe von Erdgas wird der Wasserstoff gewonnen - was CO2-mäßig knapp 20 Prozent günstiger sein soll als die direkte Nutzung von Gas als Treibstoff. In Berlin werden 17 Wasserstoffautos getestet. Zwei Techniken sind dabei im Angebot. BMW hat ein konventionelles Auto etwas umgebaut. In den Tank kommt flüssiger Wasserstoff, der auf einer Temperatur von minus 253 Grad gehalten werden muss. Im Verbrennungsmotor findet eine Knallgasreaktion aus Wasserstoff und Sauerstoff statt, die den Motor antreibt. Daimler, Opel, Ford und VW setzen auf eine mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle, die einen Elektromotor treibt.

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