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Streiktagebuch"Streikgeld gabs bisher nicht"

Sabina Bulla genießt den Zusammenhalt zwischen den Kollegen von der BVG. Auch wenn sie durch den Streik weniger verdient.

Sabine Bulla, 44, fährt seit 21 Jahren Bus bei der BVG. Sie kämpft für mehr Geld. Doch dafür muss sie in diesem Monat den Gürtel zunächst einmal enger schnallen.

"Heute waren viele Kollegen da, so 50, 60. Könnten auch 100 gewesen sein, ich hab da nicht nachgezählt. Und ich muss sagen, trotz Regen ist die Stimmung nach wie vor gut.

Ich glaube, einige von den Kollegen freuen sich, dass jetzt auch die Bahn nachzieht. Das heißt mehr Zusammenhalt. An einem Strang ziehen. Ob ich mich auch darüber freue? Ich meine: Gut, auf die eine Art ja! Auf die andere Art hab auch ich meine Tochter vorhin zur S-Bahn gefahren. Ich bin da geteilter Meinung.

Aber untereinander mit den Kollegen ist es super. Das ist, wie ich das damals kennengelernt habe. Vorhin kam einer, der hat Brötchen geschmiert. Auf die Dauer wirds ja doch zu teuer, sich immer woanders was zu essen zu kaufen. Ja, dass man sich untereinander hilft, das gefällt mir schon sehr gut. Da sieht man, dass ein Zusammenhalt doch da ist. Ich finds manchmal schade, dass man die Kollegen so wenig kennt.

Was die Leute angeht, kann ich weiterhin nur Positives berichten. Aber ein Kollege erzählte, dass jemand gehupt und aus dem Auto geschrien hat: "Ihr Schweine!" Vielleicht kriegen wir nachher eine drauf, wenn wir wieder fahren.

Das Streikgeld pro Tag beläuft sich, glaub ich, auf 40 Euro. Ich weiß nicht, wann das ausgezahlt wird. Das Geld vom Warnstreik hab ich auch noch nicht gesehen! Da haben wir schon angerufen, angeblich wären die schon dabei, das zu überweisen.

Na klar, das liegt deutlich unter meinem normalen Einkommen! Ich schätze mal, so 400 Euro werdens weniger sein. Da fallen ja auch die Nachtzuschläge weg und die Sonnabend- und Sonntagsminuten. Ersparnisse?! Na, das ist auch schick! Da ist nichts. Ich werd wohl im nächsten Monat am Essen sparen müssen. Und am Benzin. Dann muss ich wohl auch Fahrrad fahren. "

Die taz begleitet Sabine Bulla durch den BVG-Streik.

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