piwik no script img

Noch mehr Verluste bei der IKBUnd der Steuerzahler zahlt

Wegen Wertberichtigungen muss die Mittelstandsbank IKB erneut von der KfW gestützt werden. Um einen Crash zu vermeiden, wurde die Aktie sogar vom Börsenhandel ausgenommen.

Koloss auf tönernen Füßen: die Mittelstandsbank IKB. Bild: dpa

BERLIN/DÜSSELDORF ap/dpa Die schwer angeschlagene Mittelstandsbank IKB schockiert erneut. Der Vorstand erwarte zusätzliche Verluste bei den Portfolioinvestments, teilte das Kreditinstitut mit. Für das Geschäftsjahr 2007/08 erwarte man nun einen Nachsteuerverlust in einer Größenordnung von 800 Millionen Euro. Zuletzt war die IKB von 550 Millionen Euro ausgegangen.

Um einen Totalabsturz zu verhindern, wurde der Handel mit IKB-Aktien am Donnerstagvormittag an der Frankfurter Börse für einige Stunden ausgesetzt. Nach Wiederaufnahme des Handels am Mittag sackte der Kurs binnen weniger Minuten um 13,83 Prozent auf 4,36 Euro ab.

Die IKB ist damit auf weitere Finanzspritzen von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) angewiesen. Die Großaktionärin KfW hält Anteile von 37,8 Prozent und hat die durch die US-Subprime-Krise ins Trudeln geratene IKB bereits dreimal mit insgesamt rund neun Milliarden Euro gestützt. Die IKB teilte am Donnerstag mit, sie brauche erneut 450 Millionen Euro von der KfW, um den riskanten Wertpapierbestand aufzufangen.

Die Union schließt neue staatliche Geldspritzen vom Bund allerdings kategorisch aus. "Es darf keine weiteren Mittel aus dem Bundeshaushalt geben", sagte Steffen Kampeter, Haushaltsexperte der Union. Die KfW müsse für ihr eigenes Missmanagement geradestehen. Von dem dritten Rettungspaket zur Stützung der IKB zahlt der Bund 1,2 Milliarden Euro.

Oskar Lafontaine, Vorsitzender der Fraktion Die Linke, sagte, "die Bundesregierung hat bei der Bewältigung der Krise der Privatbank IKB versagt". Sowohl Steinbrück als auch Glos haben als Aufsichtsräte den Überblick verloren, sagte Lafontaine. "Statt die privaten Anteilseigner der IKB in angemessenem Umfang zur Sanierung der Bank heranzuziehen, haben sie immer wieder Milliarden an öffentlichen Geldern nachgeschossen." Gemeint sind die Privatbanken, die neben der KfW Anteile an der IKB halten, und zu den finanziellen Rettungspaketen bislang nicht viel beigetragen haben.

Der FDP-Finanzexperte Jürgen Koppelin sagte, die IKB entwickele sich für den Bund zur einer "never ending story". Der von Finanzminister Peer Steinbrück erwartete Erlös von 800 Millionen Euro aus dem geplanten Verkauf der Bank stehe mehr den je in den Sternen, sagte das Mitglied im KfW-Verwaltungsrat. "Steinbrück ist aufgefordert, die Höhe der zusätzlichen IKB-Risiken zu benennen und ein Maßnahmenpaket zu schnüren, das nicht zu weiteren Belastungen des Bundeshaushaltes führt." Ein viertes Rettungspaket für die IKB lehnt auch die FDP entschieden ab.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!