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Edmund Stoiber schreibt an seine Frau"Es ist nicht zum Aushalten!"

Dr. Edmund Stoiber, CSU-Ehrenvorsitzender und Ministerpräsident a. D., ist sauer: Wie können die Vorgartenzwerge Huber und Beckstein sein Erbe zerstören? Zeit für ein Machtwort - an seine Karin

Hört mit meiner inneren Stimme den Ruf des Volkes: Edmund Stoiber. Bild: ap

V erehrte Muschi,

ich schreibe Dir diesen Brief aus dem Arbeitszimmer herunter in die Küche, damit Du ihn gleich auf dem Terminalbildschirm lesen kannst, den ich von dem mir verbliebenen Beamtenapparat dort habe anbringen lassen um unsere Kommunikation zu verschlanken und die Abläufe bürgernäher zu gestalten auf dem Weg zu weniger Bürokratieabbau in Brüssel, was ja jetzt meine Aufgabe ist und es ist lächerlich, dass ich mich mit so was beschäftigen muss. Ich schreibe aber auch um Dir auf diesem Wege mitzuteilen, dass ich heute nicht zum Abendessen herunterkommen werde weil ich eh nichts runterkriege und wenn doch käme es mir gleich wieder hoch. Weil es ist ja nicht zum Aushalten und sie machen alles kaputt, was ich in jahrzehntelanger Arbeit selbstlos aufgebaut habe ohne Rücksicht auf die Gesundheit ganz zum Wohle des Freistaates Bayern und der Bürger.

Du wirst es ja vielleicht schon auf Bayern 2 gehört haben, jedenfalls ist der Technologiestandort München eine Ruine und man sollte sie alle ausrotten dafür mit Stumpf und Stiel, weil sie den Transrapid jetzt doch nicht bauen wollen, obwohl ich es ihnen gesagt habe dass sie ihn bauen sollen und sie werden schon noch sehen, was sie davon haben, nämlich gar nichts oder noch weniger, jedenfalls weniger als sie hatten als sie mich noch hatten. Dabei ist dieser Zug ja nur quasi der Gipfel und bald können wir dabei zusehen, wie die Chinesen uns auch das Letzte wegnehmen und bald haben wir nichts mehr, noch nicht einmal mehr eine absolute Mehrheit in Bayern, weil schau sie Dir doch an, die wählt doch kein normaler Mensch mehr. Ich mag ihre Namen gar nicht mehr in den Mund nehmen, die Namen dieser treulosen Vatermörder. Aber sie wollten es ja nicht anders, und jetzt haben sie den kleinen Erwin Huber als Parteichef und den frommen Günther Beckstein als Ministerpräsident und zu zweit können diese Vorgartenzwerge noch weit weniger als ich allein, nämlich offensichtlich gar nichts, wie sich jetzt immer deutlicher zeigt.

Im Grunde genommen ist mir das ja völlig wurscht mit dem Rauchverbot, ich habe da interessante Zahlen, die Gesundheitskosten betreffend, und wenn man das einmal genau durchrechnet, kommt man auf genau die Zahlen, die ich hier vorliegen habe, und wir werden das bei Gelegenheit am Samstag noch mal genau durchgehen, wofür Du Dir schon einmal Zeit nehmen solltest. Also, ob man das Rauchen jetzt verbietet oder nicht, völlig egal, das kann man schon machen, aber wenn man es macht, dann muss man auch dabei bleiben. Denn das ist doch der Grundsatz von jahrzehntelanger christlich-sozialer Politik: dabeibleiben, selbst wenns der größte Schmarren ist, Verlässlichkeit selbst im Irrtum, das wollen die Wähler und dann hat man auch wieder 50 plus x, aber doch nicht so. Oder jetzt der Huber mit der Pendlerpauschale. Der stellt sich hin und sagt: Ja, wir führen sie wieder ein, die Pendlerpauschale, und zack haut ihm die Merkel eine runter und sagt, nein, machen wir nicht. So geht das doch nicht und es merkt doch der Letzte, dass der Huber das nicht vorbereitet hat, dieser gernegroße Möchtegern, weil sonst hätte er ja hernach nicht das Maul gehalten, sondern hätte gesagt: Doch, wir führen die Pendlerpauschale wieder ein, und zwar in Bayern, im bayerischen Alleingang, weil es vernünftig ist und wir uns in Bayern nicht beeindrucken lassen und die CSU schon gleich gar nicht. Und dann wäre das Geschrei groß gewesen, weil alle gesagt hätten, das geht doch nicht, wegen der großen Koalition, und dann hätte er sagen müssen: Doch, das geht. Und der Beckstein hätte sagen müssen: Dann gehen wir halt vors Verfassungsgericht, dann werden wir es dann schon sehen, was geht. Und bis das Verfassungsgericht irgendwas entschieden hätte, da wäre die Landtagswahl doch längst gelaufen gewesen, und die absolute Mehrheit wäre gesichert und kein Hahn hätte mehr nach der Pendlerpauschale gekräht.

Aber nein, sie können es eben nicht, und wenn der Beckstein mal was sagt, dann sagt er nur, dass es leise geworden ist um die CSU, was ja wohl das dümmste ist, was einer sagen kann, und der Huber wird so schnell gar nichts mehr sagen, weil er sonst nämlich erklären müsste, wie es bei der Bayerischen Landesbank aussieht, nämlich nicht gut. Es ist schon so weit, dass ich mir ernsthaft überlege, ob nicht doch wieder jemand, der eine Ahnung hat, die Dinge ins Lot bringen sollte, und ich höre schon mit meiner inneren Stimme den Ruf des Volkes, das mich wieder haben will, und wenn diese Stimmen lauter werden, dann ist es so weit und ich werde Dich rechtzeitig informieren, weil es nicht anders geht und wir dann auch im Hinblick auf etwaige Wahlen wieder als glückliches Ehepaar auftreten müssen, worauf Du Dich schon einmal vorbereiten kannst.

Bis dahin verbleibe ich

Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident a. D., Ehrenvorsitzender der CSU, Beauftragter der Europäischen Kommission für den Abbau von Bürokratiedefiziten im Verwaltungsablauf

VON STEFAN KUZMANY

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1 Kommentar

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  • SL
    Stephanie Langen-Vorberg

    Als Konroll-Beauftragter der Europäischen Kommission für den Abbau von Bürokratiedefiziten und -irrtationen oder -irrigationen im Verwaltungsablauf beauftrage ich die taz, den Artikel über meine Tätigkeit als Berichts-Ausdenker und Mitteilungsversender an meine Frau Muschi zu l ö s c h e n.

     

    Hochachtungsvollendetest:

     

    F.J.-Edi