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Ypsilanti beim Sonderparteitag der SPDDie Trotzige

Die hessische SPD redet auf einem Sonderparteitag das waghalsige Linkspartei-Manöver von Andrea Ypsilanti schön.

Andrea Ypsilanti: "Wir werden uns nicht von unserer Politik abbringen lassen, und ich schon gar nicht." Bild: dpa

HANAU taz Vielleicht könnte Hessen in den kommenden Jahren ohne Andrea Ypsilanti einigermaßen über die Runden kommen, aber sicher ist das nicht. Dieser Eindruck jedenfalls kann entstehen, wenn man der Spitzenfrau der hessischen SPD zuhört. "Den Aufbruch in die soziale Moderne gibt es nur mit uns", beschwört die 50-jährige Ypsilanti auf dem Landesparteitag ihre Genossen. Ihn umzusetzen sei sie dem Land schuldig: "Ich", ruft sie mit einer Stimme, die im Gegensatz zu ihrer politischen Bilanz steht, "wollte nicht die Hoffnungen so vieler Menschen aufs Spiel setzen."

Fast könnte man da vergessen, dass es auch Ypsilanti war, die den Landtagswahlerfolg der SPD vom Januar in eine politische Schlappe verwandelt hat. Herausfordernd blickt sie nun in den Saal mit den gut 300 Delegierten: "Eine rot-grüne Minderheitsregierung hätte dieses Land vorangebracht", beteuert sie. Weshalb "zu gegebener Zeit" eine Neuauflage des erst vor drei Wochen unter blamablen Umständen gescheiterten Projekts vorstellbar sei. Eine Neuauflage? Trotz der überaus knappen Mehrheitsverhältnisse? "Wir werden uns nicht von unserer Politik abbringen lassen, und ich schon gar nicht."

BECK SOLL WEG

Parteichef Kurt Beck hat kein Recht mehr, die SPD zu führen - so denkt jedenfalls die Mehrheit der Sozialdemokraten, wenn man einer Umfrage von Emnid für Bild glauben darf:

54 Prozent der Sozis sind demnach für einen neuen Vorsitzenden, nur 42 Prozent wollen ihn behalten. In der Bevölkerung befürworten 65 Prozent einen anderen SPD-Vorsitzenden, nur 23 Prozent setzen weiter auf Beck. In der Kanzlerkandidatenfrage fiel Beck hinter Finanzminister Peer Steinbrück zurück. Bei einer Umfrage für den Spiegel hielten nur 16 Prozent Beck für geeignet, 2009 gegen Bundeskanzlerin Merkel anzutreten. Außenminister Frank-Walter Steinmeier wurde von 30 Prozent, Steinbrück von 19 Prozent genannt.

Die Delegierten feiern sie und ihre neuerliche Kamikazebotschaft wie eine Heilsbringerin. Eigentlich sind sie gekommen, um über den künftigen Kurs ihrer angeschlagenen Partei zu debattieren. Erst wurde Anfang März ein zentrales Wahlversprechen gebrochen - keine Tolerierung einer Regierung Ypsilanti durch die Linkspartei -, dann musste das Vorhaben nur drei Tage später wieder abgeblasen werden, wegen Widerstands aus den eigenen Reihen. Weil die sozialdemokratischen Wahlgewinner auch seither nicht in der Lage gewesen sind, eine stabile Regierung zu bilden, wird ab nächster Woche der CDU-Ministerpräsident Roland Koch trotz 12 Prozentpunkten Verlusts geschäftsführend weiterregieren. Zunächst. Denn Andrea Ypsilanti will sich damit nicht abfinden.

Vorübergehend aber gelte es, SPD-Politik aus dem Parlament heraus durchzusetzen mit wechselnden Mehrheiten, ausdrücklich auch unter Zuhilfenahme der Stimmen der Linkspartei: "Da darf dann jeder mitmachen", sagt die Parteichefin, so als hänge Stimmverhalten von ihrer Gnade ab.

Das bloße Offenhalten der Option einer großen Koalition dagegen lässt sie kategorisch per Parteitagsbeschluss verbieten. Dabei gilt diese Konstellation derzeit als eine der letzten Türen, die der SPD in Hessen noch offen stehen, will sie nicht dauerhaft vom Regierungsgeschäft ausgeschlossen bleiben. Na und? Eher wäre sie bereit, Neuwahlen in Kauf zu nehmen: "Ich habe keine Angst, mit dieser großartigen SPD noch einmal anzutreten." Sie wird nicht rot dabei.

Einwände der Parteirechten um Ypsilantis innerparteilichen Erzrivalen Jürgen Walter, man dürfe, um handlungsfähig zu bleiben, "gar keine Koalition mehr ausschließen", werden unter Buhrufen und Pfiffen abgetan. Kochs CDU, ruft einer, sei eine "totalitäre Kaderpartei". Die Debatte über die Bündnisfähigkeit gerät so zur Abrechnung mit Walter. Dem unterstellen viele, er arbeite seit Wochen mit gezielten Indiskretionen an die Presse an Ypsilantis Demontage.

Es ist eine bemerkenswerte Vorstellung, die Andrea Ypsilanti und ihre Partei in Hanau der Öffentlichkeit bieten. Der kleinlaut-defensive Ton, in dem die SPD-Spitzenfrau noch Anfang März das Scheitern ihres Plans bekannt gab, am 5. April hessische Ministerpräsidentin zu werden, ist einer Mischung aus trotzigem Stolz und eigenwilliger Selbstwahrnehmung gewichen. "Die SPD in Hessen will sich nicht vorschreiben lassen, wie und mit wem sie regiert", bescheidet sie spitz ihre innerparteilichen Kritiker, "die Clements und die Analysten, die ich nie in Hessen gesehen habe". Die Verletzung, als Kandidatin nicht für voll genommen worden zu sein, sitzt tief. "Wir", sagt Ypsilanti, "lassen uns von anderen nicht den Spiegel vorhalten."

Wer nun mit einer Debatte rechnete, der erlebt, wie immun die hessische SPD gegen Kritik ist. Kaum ein offenes Wort über den beschämenden Umgang mit der Landtagsabgeordneten Dagmar Metzger. Wegen ihrer Gewissensentscheidung, eine Regierungstolerierung durch die Linkspartei nicht mitzutragen, hatten Metzgers SPD-Freunde ihr die Mandatsniederlegung nahegelegt. Eine Aussprache findet nicht statt. Vielmehr stärken die Delegierten ihrer Parteivorsitzenden den Rücken; von "Medienhysterie" ist die Rede, davon, "dass sich zum Kronzeugen des politischen Gegners macht", wer öffentlich über die Qualitäten der Parteiführung nachdenke, wie Generalsekretär Norbert Schmitt formuliert. Am eindrucksvollsten macht der alternative Nobelpreisträger Hermann Scheer vor, wie man aus eigenen Fehlern eine Verschwörungstheorie bastelt: "Hier wird gezielt aus politischen Gründen die Zusammenarbeit mit der Linkspartei tabuisiert, um die SPD im Ghetto der großen Koalition zu halten", brüllt Scheer, der unter Ypsilanti Superminister werden sollte.

Scheer ist nicht der Einzige, der ofenbar vergessen hat, dass es Ypsilanti war, die mit der ständigen Wiederholung ihres "Nicht mit der Linkspartei" für ebendiese Tabuisierung gesorgt hat. "Ich werde jetzt oft gefragt: Ist das der Parteitag zum Wundenlecken?", sagt Gernot Grumbach, Vorsitzende des SPD-Bezirks Hessen-Süd, und guckt empört: "Ich verstehe die Welt nicht mehr! Wir sind die Partei, die sich dem Auftrag zum Politikwechsel stellt." In Hanau glauben sie das wirklich.

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96 Kommentare

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  • RZ
    Robert Zion

    Hier noch ein ausführlicherer Kommentar von mir: http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/960538.html

  • J
    JoJo

    an Lukas van der Meer: ich bin der letzte der s/w oder rechts/links denkt, aber 78% der hier kommentierenden und tazlesenden haben in 30 Jahren nicht viel dazu gelernt obwohl sie bestimmt eine nicht mindere Schulausbildung haben, aber da sind immer die Clements und die Metzgers die Bösen und die Scheers die Guten.... weil es halt so schön und einfach wäre, aber das ist es z.B. energiepolitisch auf keinen Fall und gerade das energiepolitische Programm der SPD hat mich zum Nicht-SPD Wähler gemacht, weil es den Bürger nämlich knallhart belügt und nicht die Konsequenzen aufzeigt! Frau Y hat hingegen, neben der Energiepolitik eben auch den Bürger bezgl der Linken belogen und sie belügt des weiteren die Studenten, die Ihre Studiengebühren zurück wollen, das sind eben schon 3 Lügen in ein paar Wochen und da ist es richtig, dass Metzger und jetzt auch Walter ihre pers. Konsequenzen gezogen haben und die anderen SPDler werden Frau Y und den Herren Schmitt und Scheer auch noch die Gefolgschaft verweigern... ich hoffe der SPDler ist noch nicht ganz so verblendet...

  • I
    ingo

    also mich hat der haarhhoff-artikel auch ziemlich erschrocken.

     

    liebe taz, das fahrgeld für eine journalistin könnt ihr beim nächsten mal getrost sparen, wenn die sowieso wild entschlossen ist, einen lauen aufguss des todkommentierten tiere-menschen-konstellationen-quarks zu servieren, der seit wochen über hessen aus den medien tropft. dabei schimmmerte der sound dieses parteitages doch durch ihren kompletten bericht. es versicherte sich die mehrheit in der mehrheit zu sein. die WOLLEN ypsilanti, samt ihrem kurs, die WOLLEN beck! frau haarhhoff fordert lieber manöverkritik und zerknirschung von ypsilanti und co. ein, die fleischwerdung des gedruckten und gesendeten wortes gewissermaßen!

     

    entschuldigungen bei frau metzger. standen die tatsächlich an? klar wünscht man sich abgeordnete mit gewissen. die könnten für meinen geschmack noch viel mehr davon vertragen in zahlreichen sachfragen. aber die wahl der eigenen kandidatin eine gewissensfrage? wer das zu ende denkt, kann entweder die parteien abschaffen, oder er erkennt es als dasjenige, was es ist, ein taktisches manöver! bei den knappen verhältnissen in hessen ist doch gar nicht zu verhindern, dass auch eine minderheitenposition innerhalb der spd das tagesgeschäft der ganzen partei diktieren kann. illegitim ist das in keinem fall. vielleicht hat die art und weise ein geschmäckle, lief ja voll über die medien und das muss man nicht toll finden, wenn es die eigene partei schlecht aussehen lässt. die reaktionen aus der austaktierten mehrheit der spd hessens heraus sind damit mehr als erklärt. all das muss man in einem kommentar nicht willig nachvollziehen. aber wie kommt frau haarhhoff auf die idee, in hanau hätten sie verpasst anstehende inhaltliche korrekturen vorzunehmen und stattdessen fehler schöngeredet? am anfang steht die entscheidung, dann kommt die taktik. den unterschied sollte ein politischer berichterstatter schon begreifen.

     

    und daher kann ich mich der hier vielfach geäußerten kritik an dem artikel nur anschließen. das war kümmerlich frau haarhhoff! und liebe taz, wer eine "andere" zeitung sein will, der sollte sowas nicht drucken! ich kann euch nur ermuntern euern eigenen qualitätsanspruch im auge zu behalten.

    vor allem auch die positiven reaktionen auf den artikel hier, sollten euch nachdenklich stimmen. neben dem bekannten gekeile gegen vermeintlich links, inklusive üblicher normativer hauptwortschwemme mit "ideologie, demokratie, objektivität, intoleranz" kommen da realitäten daher, wie z.b.:

    - der koch hat doch die hessenwahl gewonnen...

    - taz-leser sind alle sandinobedröhnt (was ist das eigentlich?)...

    - ypsilanti würde wohl sogar mit der npd ins bett gehen...

    aua, aua! wer solche freunde findet, braucht keine feinde mehr....

  • LV
    Lukas van der Meer

    An Eric:

    Auch wenn es offensichtlich und wahrscheinlich sinnlos zu bemerken ist: Ich bin mit den übrigen ca. 78 % der Leser nicht entsetzt, weil Frau Haarhhoof anderer Meinung ist,

     

    sondern weil ihre Argumente mehr als schwach sind und die Wirklichkeit verdrehen. Abweichende Meinungen sind ein Gewinn und klären, Entsetzen entsteht, weil man als Leser der TAZ keinen medialen Einheitsbrei und rechte Demagogie erwartet.

     

    Der eigen Artikel steht übrigens oben und die Welt da draußen ist auch nicht böse, weil es hier überhaupt nicht um "Gut" und "Böse" geht, sondern um politische, mediale, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Lebensweisen und Gewohnheiten.

     

    An Jojo:

    Richtig toll wäre es, wenn Sie Argumente brächten, statt ohne Argumente in Schablonen einzuteilen und zu verurteilen. Mein Kommentar ist ultra-links nur aus einer ultra-rechten Perspektive, für die etwa eine CDU Position schon linksaußen liegt. Wenn Sie schon in überholten Kategorien von links und rechts denken, dann ist er ca. linke SPD-Position, mehr nicht.

     

    Sie irren,(wie Eric übrigens auch) wenn Sie meinen, dass Leute mit deutlich anderer Meinung als ihrer eigenen erwarten, dass ihnen andere "nach dem Maul" reden. Ich freue mich über andere Meinungen,wenn sie gut begründet sind. Und ich begrüße andere Meinungen, wenn sie nicht aggressiv-entwertend daher kommen.

  • JW
    Jörg Waltmeier

    Wieso ist Roland Koch Wahlverlierer? Wer ein Fußballspiel mit 4:3 gewinnt ist trotzdem der Sieger, völlig egal wie das vorherige Spiel ausging. Oder das vorvorherige.

     

    Die SPD hat die Wahl verloren, auch wenn sie gegenüber der letzten Wahl deutlich zulegen konnte. Das ist die sachliche Aussage, die man über das Abschneiden der SPD treffen kann. Hier bitte etwas mehr Objektivität, liebe taz.

  • J
    jojo

    in 78% der Kommentare merkt man, wie verblendet der linke sandinodröhnungtrinkende taz leser mittlerweile ist....

     

    für Lukas van der Meer würde ich jetzt gerne noch 50 positive Kommentare schreiben, damit er die jw oder andere ultra-links-blätter unterstützen kann, die ihm vielleicht nach dem maul reden...

     

    Nieveau der taz-leser, no comment...

     

    Nievau der taz: endlich mal nicht das übliche gewäsch, würd ich mir auch mal bei energiethemen wünschen!

  • FL
    Frank Lübberding
  • E
    Eric

    Warum sind denn hier alle über obigen Artikel entsetzt? Nur weil die Autorin nicht eurer Meinung ist?

     

    Schreibt doch selbst einen Artikel über das Thema und lest ihn. Ihr seid dann vor fremden Meinungen sicher. Was für eine böse Welt da draußen...

  • LV
    Lukas van der Meer

    Leserbeitrag zu ?Die Trotzige? von Heike Haarhhoff

    Hier eine kleine Verteidigungsrede für Frau Ypsilanti, dies dies mit Sicherheit nicht nötig hat: (übrigens komischerweise als Nicht-SPD-Wähler):

    Als ?trotzig? (also: kindlich dumm oder pubertär überzogen), ?stolz? und sicherlich ?tief verletzt? gilt bei Heike Haarhhoff eine Frau, die versucht, ihren wichtigsten Wählerauftrag, nämlich ihr inhaltliches Konzept für die hessische Politik, Wirklichkeit werden zu lassen. Wo leben wir, wenn Kraft, Entschiedenheit und Stärke einer Frau, die es wagt, politisches Neuland zu betreten, als verletzter Stolz eines pubertierenden Teenager umdefiniert wird ???

    Niemand bestreitet heute mehr, dass die Tabuisierung der Linken auch (aber beileibe nicht nur durch Andrea Ypsilanti und Kurt Beck) ein Fehler und der Versuch war, den Wähler nicht ernst zu nehmen und in die Irre zu führen. Ausdruck der typischen Verachtung und Unterschätzung des Wählers in der parlamentarischen Demokratie und Mitursache großer Politikverdrossenheit, zugleich anhaltender Ausdruck des fehlenden Rückrates deutscher Sozialdemokratie, sich den antiquierten ?antikommunistischen? Zumutungen zahlreicher Politiker am rechten Rand in Deutschland zu widersetzen.

    Aber: Ist es nur mit medialer und politischer Amnesie zu erklären, dass praktisch niemand der politischen Kommentatoren die Koalitionsaussagen aller (aller !) hessischen Parteien vor der Wahl erinnert, die sie alle nach der Wahl unmöglich erfüllen ließen ? Dass also alle hessischen Parteien ihre Koalitionsaussage hätten brechen müssen, um eine regierungsfähige Mehrheit im Landtag herzustellen und dass Andrea Ypsilanti die einzige war, die den Mut und die Weitsicht aufbrachte, den Versuch zu unternehmen, für ihr weit wichtigeres und höherwertiges Wahlversprechen, ihr inhaltliches Konzept, eine parlamentarische Mehrheit zu finden ? Die Rücknahme ihres Neins zur Tolerierung durch die Linke (noch nicht mal eine Koalitionsaussage !) war die einzige Möglichkeit, dem mehrheitlich geäußerten Wunsch der hessischen Wähler nach einer Politik links von der Mitte auch eine Mehrheit auch im Parlament zu verschaffen, insofern paradoxerweise die einzige Möglichkeit, der inhaltlichen Meinung der Mehrheit der hessischen Wähler Gehör zu verschaffen. Es wäre zynisch zu fragen, ob auch und gerade weil diese Anerkennung des Volkes als Souverän in Deutschland so ungewöhnlich ist, Andrea Ypsilantis Versuch einen derartigen Sturm der Entrüstung der medialen und politische Eliten (nicht aber des normalen Wählers !) zur Folge hatte. Die wissen nämlich, dass ihre Meinung normalerweise von den gewieften Parteitaktikern aller Couleur parlamentarisch fast immer ins Gegenteil verkehrt wird, sie sehen sich mehrheitlich längst als einflusslos.

    Alle Meinungsforscher stellen fest, dass Berlin seit Jahren gegen die eindeutige Mehrheitsmeinung des Volkes regiert, siehe Afghanistan, siehe Mindestlohn, siehe Steuerpolitik, siehe Privatisierung etc.. Diese ausgesprochen stillschweigende Verachtung der Eliten für die Meinung des Volkes (?Populismus?) geriet in Hessen in Gefahr sich parteitaktisch nicht mehr durchsetzen zu können. Gottlob war da Barbara Metzger vor! Es war nicht nur sie, sondern auch u.a. Herr Clement als Kohle-und Atomlobbyist und andere einflussreiche Kreise der SPD, die Andrea Ypsilantis Wahlerfolg (Erfolg einer Frau mit linkem Politikkonzept !) in eine Schlappe verwandelten, Frau Haarhhoff ! Seit wann ist diejenige zu verurteilen, die die Schlappe zu erleiden hat, statt diejenigen, die sie verursachten ???

    Es ist ja auch so einfach, Häme und Spott über diejenige auszuschütten, die so ?dumm? war, hierfür einen billigen Vorwand zu liefern. In welcher politischen Welt leben wir, wo die Aufgabe des eigenen politischen Konzepts akzeptierter Alltag und der Versuch, es bei knapper Mehrheit durchzusetzen,

    als ?Kamikaze? verhöhnt wird ? Mit welchen Abgeordneten leben wir, wenn diese bereit sind das inhaltliche Konzept und hauptsächliche Wahlversprechen ihrer Partei vollständig zu opfern, nur um nicht über den Schatten ihrer eigenen Vergangenheit (Mauerbau) und Gegenwart (Mitgliedschaft im Aufsichtsrat eines Energieversorgers, der zu EON gehört) springen zu müssen ? Die prominenteste DDR-Nostalgikerin in Hessen heißt Dagmar Metzger. Aufrecht bis zur Steiffheit, ja, aber weltfremd. Genau sie verwechselt überlebten Moralismus persönlicher Prägung mit Moral (ethischen Maßstäben) und hält an der nostalgischen Fiktion fest, die Linksfraktion in Hessen besäße immer noch eine einflussreiche Beziehung zur Mauerbau-Partei SED. Das ist nicht nur CDU/CSU Propaganda, sondern ziemliche Verkennung der Realität. Als Mitglied des Aufsichtrates des lokalen Energieversorgers, der zu EON gehört, weiß sie sicherlich wogegen sie ist: Gegen die erklärte Politik ihrer Partei SPD in Hessen und für Großtechnologie im Kohle- und Atomstrombereich).

    Teilnahme am Regierungsgeschäft und ?Handlungsfähigkeit? um jeden Preis ? das ist für Heike Haarhhoff der höchste aller Werte politischen Schaffens der SPD in Hessen. Egal mit welcher Politik ? egal was und wie getan wird, bloß nicht für vier Jahre (?dauerhaft?) ausgeschlossen sein und keine Posten bekleiden ! Irritierenderweise interessieren diese Andrea Ypsilanti nicht ? sie will sogar Neuwahlen ! (wenn der Wählerwillen keine parlamentarische Mehrheit findet !!!).

    Geradezu eine Verächterin der Art von Demokratie, des stillschweigenden Konsens (lieber Minister ohne Konzept als Programmatiker ohne Pension) der auch in Berlin üblich ist. Schließlich wird dort seit Jahren auch in einer Koalition regiert, die ebenfalls nicht dem Wählerwillen entspricht und die Durchsetzung des politischen Willens der Mehrheit unmöglich macht.

    Und last but not least: Die Schärfe der medialen und politischen Kampagne (Selbstevrständlich eine ?Medienhysterie?) wäre bei einem Bruch der SPD (oder Grünen) Koalitionsaussage Richtung CDU nicht vorhanden. Dies ist keine Verschwörungstheorie sondern Fakt und wird gerade in Hamburg zwischen Grünen und CDU zelebriert. Es würde und wird staatstragend applaudiert, ein bisschen gemeckert und ansonsten Realpolitik bescheinigt. Unter dem Deckmantel der maßlosen Hysterie um den ?Vertrauensbruch? geht es in Wirklichkeit (ob bewusst oder unbewusst) darum, die Linke zu prügeln, ohne sich mit ihr inhaltlich auseinander zu setzen. Damit verhöhnt man(n) allerdings nebenbei das Anliegen derer, die diese wählen. Noch sind wir von amerikanischen Verhältnissen entfernt, in denen Demokratie nur solange geachtet wird, wie sie die ?richtigen? Wahlergebnisse erbringt. Der Weg allerdings zu dieser rein machtpolitischen Beziehung zur Souveränität des Volkes ist mehr als beschritten ?

     

    Ja, es wäre ein Politikwechsel gewesen. Ein Durchbruch dazu, der Mehrheitsmeinung der Wähler auch eine parlamentarische Mehrheit zu verschaffen. Ein Durchbruch zum Versuch der (teilweisen) Versöhnung von Ökonomie und Ökologie durch eine in Deutschland nie da gewesene dezentrale regenerative Wirtschafts-, Energie- und Umweltpolitik. Ein Ernstnehmen der Probleme der Normal-, Gering- und Nichtverdiener mit seit Jahrzehnten sinkenden Reallöhnen. Schade, das es diesmal nicht geklappt hat. Das letzte Wort ist aber weder in Hessen noch sonst wo gesprochen.

     

    Nachtrag:

    Ein klein wenig beruhigt es mich, dass 78,9 % der TAZ-Leser Kommentare von diesem Pamphlet Frau Haarhhoffs so wie ich entsetzt sind ! Wenn ich noch oft solche Artikel lesen muss und sich dieser Prozentsatz der Leser-Kommentare bei ähnlichen Artikeln in den nächsten Monaten bei unter 50% einspielt, verspreche ich, mein TAZ Abbo sofort zu kündigen und stattdessen die ähnlich gelagerten Kommentare der FAZ zu abbonieren. Die sind zwar genauso rechtslastig und demagogisch, dafür aber qualitativ höherwertiger. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass rechtslastige Artikel und Kommentare in der TAZ (und übrigens auch in der ZEIT, aber nicht nur dort) im Internet jeweils viele vernichtende Kritik durch Leser erfahren, was von den Redaktionen beider Zeitungen mehr als regelmäßig ignoriert wird !)

  • FL
    Frank Lübberding

    Es ist eben für politische Journalisten schwierig zu verstehen ... . Die Wahl einer Ministerpräsidentin Ypsilanti bedeutet nur eins: Dass die Mehrheit der Abgeordneten im hessischen Landtag lieber eine Ministerpräsidentin Ypsilanti im Amt sieht als einen nicht gewählten - und daher geschäftsführenden - Ministerpräsidenten Koch. Wer dabei Frau Ypsilanti wählt, ist völlig unwichtig, weil es sich um eine geheime Wahl handelt. Dass dann eher die Abgeordneten der Linken Frau Ypsilanti wählen werden als vielleicht CDU oder FDP Kollegen scheint eine gewisse politische Plausibilität zu haben ... . Wenigstens ist an dieser Wahl nichts - aber auch rein gar nichts - Verwerfliches zu finden. Aus der Wahl von Frau Ypsilanti ergibt sich nämlich noch keine regierungsfähige Mehrheit im hessischen Landtag, genau deshalb soll ja eine Minderheitsregierung gebildet werden. Eine rot- grüne Minderheitsregierung kann auch mit der CDU die Studiengebühren abschaffen ... oder mit der FDP. Sie muss eben nach der Wahl Ypsilantis entsprechende Mehrheiten im hessischen Landtag finden. Dabei ist es keineswegs ausgemacht, dass es dann automatisch zu einer Tolerierung durch die Fraktion der Linken kommt. Angesichts der unklaren Mehrheitsverhältnisse und bei einer entsprechenden politischen Offenheit, wäre auch eine Ampel denkbar. Etwa wenn die FDP sieht, dass sie in dieser Konstellation am Ende mehr erreichen kann als in der fruchtlosen Opposition. Wenn sich am Ende aber die Linke als ein berechenbarer Kooperationspartner erweisen sollte, wäre das auch nicht schlecht ... . Wenigstens kann ich mir keinen Grund denken, warum eine durchdachte linke Politik in Hessen auf einmal ein Problem sein sollte. Etwa für taz Korrespondenten aus Hessen ... . Eine Frau Ypsilanti im Amt setzte auf jeden Fall eine andere Dynamik in Gang als ein geschäftsführender Herr Koch. Was dabei am Ende herauskommt, ist eben völlig unklar. Das gilt übrigens auch nach dem Hanauer Parteitag.

     

    Wo liegt also das Problem? Zum einen bei Frau Ypsilanti selbst, die im Wahlkampf nicht zwischen zwei Dingen unterschieden hat, die ansonsten zwar immer zusammenfallen, aber in Hessen unter den neuen Bedingungen zwei verschiedene Dinge sind: Der Wahl zur Ministerpäsidentin und die Koalitionsbildung. Letztere findet erst nach der Wahl statt - und das ist das fundamental Neue in Hessen. Zum anderen, und das ist das viel gravierendere Problem, bei unseren Journalisten. Als nämlich Kurt Beck vor der Hamburg Wahl auf genau diesen Sachverhalt in einem Hintergrundgespräch hingewiesen hatte, machten die Herren und Damen Kollegen an seinem Tisch daraus eine Aussage bezüglich kommender Bündnisse mit der Linken. Das war Unsinn - und Kurt Beck wurde von den ahnungslosen Kollegen der Dummheit bezichtigt. Dumm waren wohl andere ... wenigstens ahungslos über die Funktionsbedingungen unseres Parlamentarismus. Tatsächlich hatte Kurt Beck Recht: Die Wahl Ypsilantis selbst durch Abgeordnete der Linken bedeutet kein Präjudiz für spätere Koalitionsbildungen. Sie dokumentiert nur, dass Abgeordnete der Linken eher Frau Ypsilanti in diesem Amt sehen als Herrn Koch. Wer will das ihnen verdenken? Das ganze Gerede über Wortbruch - und die späteren Eskapaden einer SPD Abgeordneten - waren also an dem Punkt, der Wahl einer Ministerpräsidentin, schlicht überflüssig. Den Wortbruch hätte es erst dann gegeben, wenn sich später eine politische Kooperation zwischen Minderheitsregierung und der Fraktion der Linken ergeben hätte. Den könnte man dann auch kritisieren, nur hat der Wähler bekanntlich die Möglichkeit, seine Meinung über dieses Handeln bei den nächsten Wahlen zum Ausdruck zu bringen. Aber wie gesagt: Es kann auch anders kommen - etwa zu einer Ampel.

     

    Offenkundig sollte eines erreicht werden: Die Dynamik, die aus der Wahl Ypsilantis zwangsläufig entsteht, zu verhindern. Die konservative Demagogie hat dabei ihr Ziel erreicht. Und sich dabei der Hilfe sogenannter Sozialdemokraten bedient - und der Hilfe von Journalisten, die lediglich das nachplapperten was alle anderen auch erzählten. In Wirklichkeit sollten letztere endlich um Demut bitten: Bei Kurt Beck nämlich. Der hatte die neue Situation in Hessen als einziger begriffen - nur diese Einsichten dann angesichts einer wild gewordenen Medienmeute nicht mehr durchgehalten.

  • J
    Jonas

    Mittlerweile erscheint mir die Situation in Hessen nicht mehr auflösbar, wie es dazu kam ist hierbei nicht mal relevant!

    Was mich allerdings entsetzt ist das völlige Fehlen demokratischen Verständnisses: Also nochmal zum Wahlergebniss

    CDU knapp die meisten Stimmen, jedoch nicht in der Lage eine Mehrheit zu erhalten.

    SPD 3000 Stimmen weniger , ABER in der Lage eine Mehrheit im Parlament zu beschaffen.

    Der Auftrag der hessischen Wähler und damit der "Arbeitgeber" der Politiker ist eindeutig und hat umgesetzt zu werden.

    Sollte dies nicht bald geschehen muss der "Arbeitgeber" sich nach neuen "paramentarischen Staatsdienern" umsehen.

    Obwohl ich persönlich nicht an eine stabile rot-rot-grüne Mehrheit auf Dauer glaube, sollte es zumindest probiert werden, schlimmer kann es nicht mehr werden in Hessen.

    Frau Ypsilanti der hessische Wähler hat entschieden, führen Sie seinen Willen aus und lassen sie sich nicht von bundespolitischen oder internen Querelen beeinflussen. Bon chance!

  • C
    Chris

    Die TAZ ist halt ein Berliner Blatt und Hessen ist weit weg. In der Kommentierung von Berliner Politik wäre so ein Lapsus nicht passiert. Nachdem die TAZ Ingrig Kurz-Scherfs interessanten Beitrag zur frauenfeindlichen Inszenierung des hessischen Konfliktes als Zickenkrieg abgedruckt hat, ist es nun ein wenig seltsam, dass sie selber an dieser Inszenierung mitwirkt und Ypsilanti, die sich von der negativen Presse nicht unterkriegen lässt, zu als machthungrig und realitätsvergessen zu dämonisieren.

  • G
    grossvater

    Frau Metzger hat das Recht auf eine persönliche Meinung aber wenn Sie bei allen wichtigen Terminen

    in Urlaub oder Krank ist und Ihre Partei in das offen Messer laufen lässt dann sind Rücktrittsforderungen verständlich.

    Politisch ist es egal ob Koch jetzt oder nach der nächsten Wahl geht es gibt eine Mehrheit der Wähler

    die von der CDU-Politik die Schnauze voll haben.

  • KK
    Katrin Kopianak

    Es ist schon bitter, zu sehen, welcher fragwürdiger journalistischer Mittel sich auch die taz bedient.

     

    Als hessische Gewerkschafterin bin ich darüber mehr als enttäuscht, denn was ihr dabei unterschlagt ist: es gibt in Hessen eine gesellschaftliche Mehrheit für die Programmatik der "linken Mehrheit". Dafür haben auch Gewerkschaften, Sozial-, Bürgerrechts- und Studierendeninitiativen gekämpft. Denen schlagt ihr mit dieser wenig geistreichen Berichterstattung mitten ins Gesicht. Denn diese gesellschaftlichen Gruppen setzten darauf, dass gerade nicht Koalitionspoker gespielt wird, sondern Politik zum Besseren gemacht wird. Diese gesellschaftlichen Gruppen fordern nachdrücklich, die gegebene linke Mehrheit zu nutzen.

     

    Echt mal: wenn ihr die Richtung der hessischen SPD wechselweise als Egomanie oder Fantasterei abkanzelt, dann marginalisiert ihr (fahrlässigerweise oder absichtsvoll?!) diese Gruppen. Fragt euch mal, für wen ihr schreibt und wer euch (noch) liest. Die Netzwerker in der SPD haben die "Berliner Republik", bei denen punkten zu wollen, wird euch wohl nicht viel bringen. Oder ist eure Strategie der Bild-Zeitung Konkurrenz zu machen. Was auch immer euch zu solchen Artikeln treibt, mit seriösem Journalismus hat das nicht mehr viel gemein.

     

    Mit ungläubigen Grüßen aus Hessen,

    Katrin

  • N
    Nina

    Die taz eine linke Zeitung? Und die Erde eine Scheibe?

  • K
    K.Valentin

    Es muss eine Veränderung stattfinden und das geht

    nur mit der Linken. Denn was diese ''Maggi-Regierung'' bisher vollbracht hat, ist ja wohl nicht der Rede wert. Die einzigen, die sich hier

    vollkotzen können, sind diejenigen, die sich bei

    dieser Regierung keinen Zwang antun müssen. Was

    hier betrieben wird, ist doch die reinste Volksverdummung. Jeder Bank-Luftikus, jeder Polit-Clown, jeder Beutelschneider gibt hier in diesem

    Land den Ton an und das alles auf dem Kreuz der

    Lobbylosen. Für wen ist eigentlich noch die Demokratie? Für die Diktatur des Kapitals? Für

    Kriege und für allen möglichen Schmand ist/muss

    Geld da sein. Nur für ''Krethi und Plethi'' nicht.

  • E
    eon

    Metzger ist nicht nur Seeheimerin, sondern auch im Aufsichtsrat des lokalen Energieversorgers, der zu EON gehöhrt. Sie ist von dort aus die Schwester Clements und sorgt dafür, dass in Hessen nicht die Lichter ausgehen...

    Dass man von der taz enttäusch ist, verwundert mich. Man muss von den LeserInnen enttäuscht sein, die immer noch taz lesen, weil sie links sind. Die taz ist längst von der neoliberalen Community übernommen worden. Schaut mal genauer hin!

  • WH
    Wolfgang Hörner

    Robert Zion hat es richtig beschrieben.

    Im Übrigen ist Dagmar Metzger Schwiegertochter des ehemaligen Darmstädter OBs Günter Metzger, der dem Seeheimer Kreis nahesteht. Bei der entscheidenden Fraktionssitzung fährt sie in den Skiurlaub und danach läßt sie Frau Ypsilanti auflaufen. Welch eine Solidarität!

    Apropos Glaubwürdigkeit: Die taz nord hat Anja Hajduk vor den Hamburger Wahlen eine riesige Plattform gegeben; dies warb dann für rot-grün. Nach den Wahlen war alles schnell vergessen.

    10 Tage vor den Wahlen war die GAL nicht stärker als die Linke. Wie es kam, wissen wir.

  • HM
    Herr Minister

    Tja, die Intoleranz hat das Rechts-Außen-Lager eben nicht für sich allein gepachtet! Mit der Meinung des Andersdenkenden tut sich das Links-Außen-Lager nicht minder schwer. Wenn dann auch noch einer der vermeintlichen Gesinnungsgenossen das Wort zur Kritik erhebt, dann wehe ihm. Der Umgang mit Walter und Metzger bringt es an den Tag, die Verräter-Rufe aufgrund dieses TAZ-Artikels unterstreichen dies.

     

    Liebe Genossinnen und Genossen,

    geht doch mal in Euch und fragt Euch, warum der Kurs von Frau Y. auch bei denen auf Kritik stößt, die doch eigentlich Eurem Lager zugehörig sind. Vielleicht weil es die Aufgabe eines Freundes ist, nicht nur in guten Zeiten applaudierend an der Seite zu stehen, sondern weil man sich bei Fehltritten auch darauf verlassen können muss, dass nicht nur der Feind sich darüber freut, sondern dass der Freund auf die notwendigen Korrekturen hinweist.

     

    Denkt mal drüber nach...

  • V
    Verwundert

    Nichts gegen berechtigte Kritik an Ypsilanti. Aber auf einen ähnlich ätzend-kritisch formulierten Artikel der taz, der nun auch mal Hajduk und Goetsch in Hamburg wegen ihrer gebrochenen Zusagen kritisiert (ja, die gibt es durchaus, schwarz- grün wurde hier auch verbal "ausgeschlossen", aus ähnlicher Angst, Grünen-Wähler zu verschrecken), wird man wohl lange warten dürfen. Zweierlei Maß, und so offen? Ich würde mir hier bischen mehr klassisch-neutralen Journalismus und bischen weniger Meinungsmache von der taz wünschen: Wenn ich nämlich unkritisches schwarzgrün-Gejubel und paralleles Ypsilanti-Bashing lesen möchte, gehe ich gleich zu Spiegel Online oder Bild.de, oder zum Rest dieses ganzen einstimmigen Chors der deutschen Mainstreampresselandschaft, in den sich scheinbar nun auch die taz einreiht. Irgend etwas Neues habe ich hier auch nicht gelesen, und um politische Inhalte, die die taz doch sonst auch selbst propagiert, scheint es ja auch gar nicht mehr zu gehen. Sondern wohl eher darum, schwarz-grün im Bund medial vorzubereiten.

  • KH
    Klaus Hanselmann

    Jau, die Ypsilanti wars, die die Parteilinie verlassen hat, und nicht eine Metzger, deren Papi den "Seeheimer Kreis" mitgegründet hat.

    Gell schön die Mainstream nachplappern, ist ja auch so einfach. Und am Niedergang der SPD ist auch der Kurt Beck schuld, und nicht die "Agenda-Kämpen" von Schröder über Steinmeier und Steinbrück bis Tiefensee.

    Reiht sich die taz jetzt auch ins allgemeine Newspeek ein?

  • LK
    Lenny K.

    Bin positiv überrascht, dass es tatsächlich noch objektive Berichterstattung gibt. Nachdem die faz es gewagt hat, gegen Roland Kochs Schulpolitik zu polemisieren, nun also auch bei der taz mal ein Kommentar ohne ideologische Scheuklappen. Respekt!

  • JP
    Jochen Philipp

    Nachdem die Parteilinken von SPD und Grünen während des Agendaprozesses in der Minderheit waren und Beschlüsse mittragen mussten, von denen sie selbst nicht überzeugt waren, befinden sich jetzt die Seeheimer und die Netzwerker zumindest in Hessen auch mal in der Minderheitenposition. Die müssen jetzt auch mal zeigen welches Demokratieverständnis sie haben, indem sie die Mehrheitsmeinung akzeptieren und den Wählerwillen umsetzen.

  • RL
    Rüdiger Lange

    Frau Y hat ein Demokratieverständnis, das von mir und anderen nicht geteilt wird. Der erklärte Plan, wenn man schon nicht selbst demokratisch/parlamentarisch die Macht erlangen konnte, dann doch um jeden Preis die Regierung destabilisieren zu wollen, ist aus Wählersicht schon besorgniserregend.

    Wäre auch die NPD als Hilftruppe willkommen?

  • MK
    Michele Köster

    Was ist nur aus der taz geworden?!

     

    Mir war nicht bewusst, dass die taz neuerdings, statt zu recherchieren, einfach die BLÖD-Zeitung abschreibt. Wo sind eure APO-Wurzeln, wo euer politischer Anspruch oder wenigstens der Anspruch, guten Journalismus zu machen (im Gegensatz zum Kampagnen-Journalismus).

     

    Inhaltlich ist der Artikel einfach nur schlecht:

    1. Die hessische SPD um Andrea Ypsilanti tut das einzig richtige: sie versucht, ihr Programm durchzusetzen, für das sie gewählt wurde. Und das heißt: Studiengebühren abschaffen, das Land in den TdL zurück bringen, erneuerbare Energeien fördern. Das sie daruf setzt, diese inhaltlichen Punkte in einer großen Koalition nicht zu verwässern ist mutig und verdient nicht eure dümmliche Kommentare.

    2. Die Öffnung zur Linkspartei ist eine notwendige Entdiskriminierung. Auch wenn ihr das offenbar nicht versteht. Aber vielleicht kommt´s ja auch bei euch an.

    3. Dass ihr Andrea Ypsilanti auf diese Art zur Zielscheibe wählt ist unterstes Niveau und hoffentlich schämt sich jemand bei euch. Wenn ihr von Dillentantismus sprecht, dann recherchiert mal. Das wäre eure Aufgabe, nicht Kampagnenjournalismus gegen Personen und mit persönlichen Angriffen. Wenn es in Hessen Dilletanten in der SPD gibt, dann sind das Jürgen Walter oder Dagmar Metzger. Wenn diese beiden in Kamikaze-Manier erst die Presse und danach erst die Parteivorsitzende über ihr Wahlverhalten informieren, dann ist das zwar intrigant, aber kein Problem der Mehrheit der Hessen-SPD oder von Andrea Ypsilanti.

     

    Hat da irgendjemand von euch zu gute Kontakte zu den Netzwerkern in der SPD oder seid ihr einfach nur recherchefaul oder auf Boulevarde-Kurs.

     

    Echt das Letzte; muss ich wohl wieder die Rundschau kaufen. Selbst Schuld, liebe taz.

  • J
    Jörg

    Die Korrespondentin bedauert, daß die Wahlsiegerin den "kleinlaut-defensiven Ton" aufgegeben hat. Da kann man nur froh sein, daß es sich bei der Wahlsiegerin um eine Person handelt, für deren politische Zielsetzungen taz-Leser gewiß nicht annähernd soviel Sympathie aufbringen können wie für jene des Roland Koch.

  • K
    Kira

    Die SPD ist nicht stärkste Partei und die Grünen haben prozentual noch mehr verloren als die CDU.

    Hier stellt sich nun die Frage wie eine von diesen beiden Parteien darauf kommt einen Regierungsauftrag zu besitzen ?

    Die CDU ist also eine Kaderpartei, also irgendwie trägt diese Aussage schon ein gewisses Mass an Ironie in sich wenn man sich den Umgang mit Frau Metzger ansieht. Ist doch genau dies das Verhalten welches die Hessen SPD von ihren Mitgliedern erwartete.

    Man bastelt sich dort wohl liebend gern die Realität so zusammen wie man sie gern hätte .....

  • SB
    Stefan Becker

    Von welchem Teufel wird die taz und ihre Redakteure eigentlich geritten? Wie kann man als eine doch wohl eher linke Zeitung so gegen den offensichtlichen Wählerwillen polemisieren?

    Die SPD leidet nicht unter den Linken in ihrer Partei sonder doch wohl eher unter der vollzogenen neoliberalen Politik der rechten Minderheit. Sie ist es die das jetztige Dilemma der SPD heraufbeschworen hat. Sie suchen die Sündenböcke an dem verkehrten Ende. Bei der SPD treten die Mitglieder aus.Bei Ihnen werde ich als Abonnent nicht mehr in frage kommen. Anstatt vernünftigen Journalismus zu betreiben, argumentieren sie wie die Mainstreampresse.Mir reicht es !

  • PG
    Peter Gabriel

    Gut so, Fr. Ypsilanti. Viel Glück!

    Nur mit Becks, Steinmeiers, Seeheimers kann man die Partei auch gleich in die Tonne werfen.

    So unterscheidet sie sich durch nichts von der unsäglichen Merkelpartei .

    Alleine die Vorstellung Hermann Scheer als Umweltminister zu haben...Oh wie wär´das schön.

    Und Pinocchio endlich aus dem Chefsessel zu katapultieren. Das ist das Wagnis zu verlieren allemal wert.

  • RK
    Rainer Kirchner

    ich hätte nicht gedacht einen Artikel dieser Art in der TAZ lesen zu müssen. Wenn ich es richtig verstehe sieht der Autor in einer grossen Koalition DEN Weg für Hessen. Ungeachtet (entschuldigung) der Scheisse die die grosse Koalition auf Bundesebene inzwischen angerichtet hat. Er oder Sie nimmt auch nicht zur Kenntnis dass eine grosse Koalition immer die schlechteste aller Lösungen ist. Ich hätte von der taz mehr erwartet!

  • HK
    hubert knupe

    lese ich gerade taz oder faz? willkommen in der konservativen meinungsmache, frau haarhoff.

  • RZ
    ´Robert Zion

    Wieder eine Etappe der taz auf ihrem ideologischen Flug nach Jamaika.

  • RZ
    Robert Zion

    Hier noch ein ausführlicherer Kommentar von mir: http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/960538.html

  • J
    JoJo

    an Lukas van der Meer: ich bin der letzte der s/w oder rechts/links denkt, aber 78% der hier kommentierenden und tazlesenden haben in 30 Jahren nicht viel dazu gelernt obwohl sie bestimmt eine nicht mindere Schulausbildung haben, aber da sind immer die Clements und die Metzgers die Bösen und die Scheers die Guten.... weil es halt so schön und einfach wäre, aber das ist es z.B. energiepolitisch auf keinen Fall und gerade das energiepolitische Programm der SPD hat mich zum Nicht-SPD Wähler gemacht, weil es den Bürger nämlich knallhart belügt und nicht die Konsequenzen aufzeigt! Frau Y hat hingegen, neben der Energiepolitik eben auch den Bürger bezgl der Linken belogen und sie belügt des weiteren die Studenten, die Ihre Studiengebühren zurück wollen, das sind eben schon 3 Lügen in ein paar Wochen und da ist es richtig, dass Metzger und jetzt auch Walter ihre pers. Konsequenzen gezogen haben und die anderen SPDler werden Frau Y und den Herren Schmitt und Scheer auch noch die Gefolgschaft verweigern... ich hoffe der SPDler ist noch nicht ganz so verblendet...

  • I
    ingo

    also mich hat der haarhhoff-artikel auch ziemlich erschrocken.

     

    liebe taz, das fahrgeld für eine journalistin könnt ihr beim nächsten mal getrost sparen, wenn die sowieso wild entschlossen ist, einen lauen aufguss des todkommentierten tiere-menschen-konstellationen-quarks zu servieren, der seit wochen über hessen aus den medien tropft. dabei schimmmerte der sound dieses parteitages doch durch ihren kompletten bericht. es versicherte sich die mehrheit in der mehrheit zu sein. die WOLLEN ypsilanti, samt ihrem kurs, die WOLLEN beck! frau haarhhoff fordert lieber manöverkritik und zerknirschung von ypsilanti und co. ein, die fleischwerdung des gedruckten und gesendeten wortes gewissermaßen!

     

    entschuldigungen bei frau metzger. standen die tatsächlich an? klar wünscht man sich abgeordnete mit gewissen. die könnten für meinen geschmack noch viel mehr davon vertragen in zahlreichen sachfragen. aber die wahl der eigenen kandidatin eine gewissensfrage? wer das zu ende denkt, kann entweder die parteien abschaffen, oder er erkennt es als dasjenige, was es ist, ein taktisches manöver! bei den knappen verhältnissen in hessen ist doch gar nicht zu verhindern, dass auch eine minderheitenposition innerhalb der spd das tagesgeschäft der ganzen partei diktieren kann. illegitim ist das in keinem fall. vielleicht hat die art und weise ein geschmäckle, lief ja voll über die medien und das muss man nicht toll finden, wenn es die eigene partei schlecht aussehen lässt. die reaktionen aus der austaktierten mehrheit der spd hessens heraus sind damit mehr als erklärt. all das muss man in einem kommentar nicht willig nachvollziehen. aber wie kommt frau haarhhoff auf die idee, in hanau hätten sie verpasst anstehende inhaltliche korrekturen vorzunehmen und stattdessen fehler schöngeredet? am anfang steht die entscheidung, dann kommt die taktik. den unterschied sollte ein politischer berichterstatter schon begreifen.

     

    und daher kann ich mich der hier vielfach geäußerten kritik an dem artikel nur anschließen. das war kümmerlich frau haarhhoff! und liebe taz, wer eine "andere" zeitung sein will, der sollte sowas nicht drucken! ich kann euch nur ermuntern euern eigenen qualitätsanspruch im auge zu behalten.

    vor allem auch die positiven reaktionen auf den artikel hier, sollten euch nachdenklich stimmen. neben dem bekannten gekeile gegen vermeintlich links, inklusive üblicher normativer hauptwortschwemme mit "ideologie, demokratie, objektivität, intoleranz" kommen da realitäten daher, wie z.b.:

    - der koch hat doch die hessenwahl gewonnen...

    - taz-leser sind alle sandinobedröhnt (was ist das eigentlich?)...

    - ypsilanti würde wohl sogar mit der npd ins bett gehen...

    aua, aua! wer solche freunde findet, braucht keine feinde mehr....

  • LV
    Lukas van der Meer

    An Eric:

    Auch wenn es offensichtlich und wahrscheinlich sinnlos zu bemerken ist: Ich bin mit den übrigen ca. 78 % der Leser nicht entsetzt, weil Frau Haarhhoof anderer Meinung ist,

     

    sondern weil ihre Argumente mehr als schwach sind und die Wirklichkeit verdrehen. Abweichende Meinungen sind ein Gewinn und klären, Entsetzen entsteht, weil man als Leser der TAZ keinen medialen Einheitsbrei und rechte Demagogie erwartet.

     

    Der eigen Artikel steht übrigens oben und die Welt da draußen ist auch nicht böse, weil es hier überhaupt nicht um "Gut" und "Böse" geht, sondern um politische, mediale, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Lebensweisen und Gewohnheiten.

     

    An Jojo:

    Richtig toll wäre es, wenn Sie Argumente brächten, statt ohne Argumente in Schablonen einzuteilen und zu verurteilen. Mein Kommentar ist ultra-links nur aus einer ultra-rechten Perspektive, für die etwa eine CDU Position schon linksaußen liegt. Wenn Sie schon in überholten Kategorien von links und rechts denken, dann ist er ca. linke SPD-Position, mehr nicht.

     

    Sie irren,(wie Eric übrigens auch) wenn Sie meinen, dass Leute mit deutlich anderer Meinung als ihrer eigenen erwarten, dass ihnen andere "nach dem Maul" reden. Ich freue mich über andere Meinungen,wenn sie gut begründet sind. Und ich begrüße andere Meinungen, wenn sie nicht aggressiv-entwertend daher kommen.

  • JW
    Jörg Waltmeier

    Wieso ist Roland Koch Wahlverlierer? Wer ein Fußballspiel mit 4:3 gewinnt ist trotzdem der Sieger, völlig egal wie das vorherige Spiel ausging. Oder das vorvorherige.

     

    Die SPD hat die Wahl verloren, auch wenn sie gegenüber der letzten Wahl deutlich zulegen konnte. Das ist die sachliche Aussage, die man über das Abschneiden der SPD treffen kann. Hier bitte etwas mehr Objektivität, liebe taz.

  • J
    jojo

    in 78% der Kommentare merkt man, wie verblendet der linke sandinodröhnungtrinkende taz leser mittlerweile ist....

     

    für Lukas van der Meer würde ich jetzt gerne noch 50 positive Kommentare schreiben, damit er die jw oder andere ultra-links-blätter unterstützen kann, die ihm vielleicht nach dem maul reden...

     

    Nieveau der taz-leser, no comment...

     

    Nievau der taz: endlich mal nicht das übliche gewäsch, würd ich mir auch mal bei energiethemen wünschen!

  • FL
    Frank Lübberding
  • E
    Eric

    Warum sind denn hier alle über obigen Artikel entsetzt? Nur weil die Autorin nicht eurer Meinung ist?

     

    Schreibt doch selbst einen Artikel über das Thema und lest ihn. Ihr seid dann vor fremden Meinungen sicher. Was für eine böse Welt da draußen...

  • LV
    Lukas van der Meer

    Leserbeitrag zu ?Die Trotzige? von Heike Haarhhoff

    Hier eine kleine Verteidigungsrede für Frau Ypsilanti, dies dies mit Sicherheit nicht nötig hat: (übrigens komischerweise als Nicht-SPD-Wähler):

    Als ?trotzig? (also: kindlich dumm oder pubertär überzogen), ?stolz? und sicherlich ?tief verletzt? gilt bei Heike Haarhhoff eine Frau, die versucht, ihren wichtigsten Wählerauftrag, nämlich ihr inhaltliches Konzept für die hessische Politik, Wirklichkeit werden zu lassen. Wo leben wir, wenn Kraft, Entschiedenheit und Stärke einer Frau, die es wagt, politisches Neuland zu betreten, als verletzter Stolz eines pubertierenden Teenager umdefiniert wird ???

    Niemand bestreitet heute mehr, dass die Tabuisierung der Linken auch (aber beileibe nicht nur durch Andrea Ypsilanti und Kurt Beck) ein Fehler und der Versuch war, den Wähler nicht ernst zu nehmen und in die Irre zu führen. Ausdruck der typischen Verachtung und Unterschätzung des Wählers in der parlamentarischen Demokratie und Mitursache großer Politikverdrossenheit, zugleich anhaltender Ausdruck des fehlenden Rückrates deutscher Sozialdemokratie, sich den antiquierten ?antikommunistischen? Zumutungen zahlreicher Politiker am rechten Rand in Deutschland zu widersetzen.

    Aber: Ist es nur mit medialer und politischer Amnesie zu erklären, dass praktisch niemand der politischen Kommentatoren die Koalitionsaussagen aller (aller !) hessischen Parteien vor der Wahl erinnert, die sie alle nach der Wahl unmöglich erfüllen ließen ? Dass also alle hessischen Parteien ihre Koalitionsaussage hätten brechen müssen, um eine regierungsfähige Mehrheit im Landtag herzustellen und dass Andrea Ypsilanti die einzige war, die den Mut und die Weitsicht aufbrachte, den Versuch zu unternehmen, für ihr weit wichtigeres und höherwertiges Wahlversprechen, ihr inhaltliches Konzept, eine parlamentarische Mehrheit zu finden ? Die Rücknahme ihres Neins zur Tolerierung durch die Linke (noch nicht mal eine Koalitionsaussage !) war die einzige Möglichkeit, dem mehrheitlich geäußerten Wunsch der hessischen Wähler nach einer Politik links von der Mitte auch eine Mehrheit auch im Parlament zu verschaffen, insofern paradoxerweise die einzige Möglichkeit, der inhaltlichen Meinung der Mehrheit der hessischen Wähler Gehör zu verschaffen. Es wäre zynisch zu fragen, ob auch und gerade weil diese Anerkennung des Volkes als Souverän in Deutschland so ungewöhnlich ist, Andrea Ypsilantis Versuch einen derartigen Sturm der Entrüstung der medialen und politische Eliten (nicht aber des normalen Wählers !) zur Folge hatte. Die wissen nämlich, dass ihre Meinung normalerweise von den gewieften Parteitaktikern aller Couleur parlamentarisch fast immer ins Gegenteil verkehrt wird, sie sehen sich mehrheitlich längst als einflusslos.

    Alle Meinungsforscher stellen fest, dass Berlin seit Jahren gegen die eindeutige Mehrheitsmeinung des Volkes regiert, siehe Afghanistan, siehe Mindestlohn, siehe Steuerpolitik, siehe Privatisierung etc.. Diese ausgesprochen stillschweigende Verachtung der Eliten für die Meinung des Volkes (?Populismus?) geriet in Hessen in Gefahr sich parteitaktisch nicht mehr durchsetzen zu können. Gottlob war da Barbara Metzger vor! Es war nicht nur sie, sondern auch u.a. Herr Clement als Kohle-und Atomlobbyist und andere einflussreiche Kreise der SPD, die Andrea Ypsilantis Wahlerfolg (Erfolg einer Frau mit linkem Politikkonzept !) in eine Schlappe verwandelten, Frau Haarhhoff ! Seit wann ist diejenige zu verurteilen, die die Schlappe zu erleiden hat, statt diejenigen, die sie verursachten ???

    Es ist ja auch so einfach, Häme und Spott über diejenige auszuschütten, die so ?dumm? war, hierfür einen billigen Vorwand zu liefern. In welcher politischen Welt leben wir, wo die Aufgabe des eigenen politischen Konzepts akzeptierter Alltag und der Versuch, es bei knapper Mehrheit durchzusetzen,

    als ?Kamikaze? verhöhnt wird ? Mit welchen Abgeordneten leben wir, wenn diese bereit sind das inhaltliche Konzept und hauptsächliche Wahlversprechen ihrer Partei vollständig zu opfern, nur um nicht über den Schatten ihrer eigenen Vergangenheit (Mauerbau) und Gegenwart (Mitgliedschaft im Aufsichtsrat eines Energieversorgers, der zu EON gehört) springen zu müssen ? Die prominenteste DDR-Nostalgikerin in Hessen heißt Dagmar Metzger. Aufrecht bis zur Steiffheit, ja, aber weltfremd. Genau sie verwechselt überlebten Moralismus persönlicher Prägung mit Moral (ethischen Maßstäben) und hält an der nostalgischen Fiktion fest, die Linksfraktion in Hessen besäße immer noch eine einflussreiche Beziehung zur Mauerbau-Partei SED. Das ist nicht nur CDU/CSU Propaganda, sondern ziemliche Verkennung der Realität. Als Mitglied des Aufsichtrates des lokalen Energieversorgers, der zu EON gehört, weiß sie sicherlich wogegen sie ist: Gegen die erklärte Politik ihrer Partei SPD in Hessen und für Großtechnologie im Kohle- und Atomstrombereich).

    Teilnahme am Regierungsgeschäft und ?Handlungsfähigkeit? um jeden Preis ? das ist für Heike Haarhhoff der höchste aller Werte politischen Schaffens der SPD in Hessen. Egal mit welcher Politik ? egal was und wie getan wird, bloß nicht für vier Jahre (?dauerhaft?) ausgeschlossen sein und keine Posten bekleiden ! Irritierenderweise interessieren diese Andrea Ypsilanti nicht ? sie will sogar Neuwahlen ! (wenn der Wählerwillen keine parlamentarische Mehrheit findet !!!).

    Geradezu eine Verächterin der Art von Demokratie, des stillschweigenden Konsens (lieber Minister ohne Konzept als Programmatiker ohne Pension) der auch in Berlin üblich ist. Schließlich wird dort seit Jahren auch in einer Koalition regiert, die ebenfalls nicht dem Wählerwillen entspricht und die Durchsetzung des politischen Willens der Mehrheit unmöglich macht.

    Und last but not least: Die Schärfe der medialen und politischen Kampagne (Selbstevrständlich eine ?Medienhysterie?) wäre bei einem Bruch der SPD (oder Grünen) Koalitionsaussage Richtung CDU nicht vorhanden. Dies ist keine Verschwörungstheorie sondern Fakt und wird gerade in Hamburg zwischen Grünen und CDU zelebriert. Es würde und wird staatstragend applaudiert, ein bisschen gemeckert und ansonsten Realpolitik bescheinigt. Unter dem Deckmantel der maßlosen Hysterie um den ?Vertrauensbruch? geht es in Wirklichkeit (ob bewusst oder unbewusst) darum, die Linke zu prügeln, ohne sich mit ihr inhaltlich auseinander zu setzen. Damit verhöhnt man(n) allerdings nebenbei das Anliegen derer, die diese wählen. Noch sind wir von amerikanischen Verhältnissen entfernt, in denen Demokratie nur solange geachtet wird, wie sie die ?richtigen? Wahlergebnisse erbringt. Der Weg allerdings zu dieser rein machtpolitischen Beziehung zur Souveränität des Volkes ist mehr als beschritten ?

     

    Ja, es wäre ein Politikwechsel gewesen. Ein Durchbruch dazu, der Mehrheitsmeinung der Wähler auch eine parlamentarische Mehrheit zu verschaffen. Ein Durchbruch zum Versuch der (teilweisen) Versöhnung von Ökonomie und Ökologie durch eine in Deutschland nie da gewesene dezentrale regenerative Wirtschafts-, Energie- und Umweltpolitik. Ein Ernstnehmen der Probleme der Normal-, Gering- und Nichtverdiener mit seit Jahrzehnten sinkenden Reallöhnen. Schade, das es diesmal nicht geklappt hat. Das letzte Wort ist aber weder in Hessen noch sonst wo gesprochen.

     

    Nachtrag:

    Ein klein wenig beruhigt es mich, dass 78,9 % der TAZ-Leser Kommentare von diesem Pamphlet Frau Haarhhoffs so wie ich entsetzt sind ! Wenn ich noch oft solche Artikel lesen muss und sich dieser Prozentsatz der Leser-Kommentare bei ähnlichen Artikeln in den nächsten Monaten bei unter 50% einspielt, verspreche ich, mein TAZ Abbo sofort zu kündigen und stattdessen die ähnlich gelagerten Kommentare der FAZ zu abbonieren. Die sind zwar genauso rechtslastig und demagogisch, dafür aber qualitativ höherwertiger. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass rechtslastige Artikel und Kommentare in der TAZ (und übrigens auch in der ZEIT, aber nicht nur dort) im Internet jeweils viele vernichtende Kritik durch Leser erfahren, was von den Redaktionen beider Zeitungen mehr als regelmäßig ignoriert wird !)

  • FL
    Frank Lübberding

    Es ist eben für politische Journalisten schwierig zu verstehen ... . Die Wahl einer Ministerpräsidentin Ypsilanti bedeutet nur eins: Dass die Mehrheit der Abgeordneten im hessischen Landtag lieber eine Ministerpräsidentin Ypsilanti im Amt sieht als einen nicht gewählten - und daher geschäftsführenden - Ministerpräsidenten Koch. Wer dabei Frau Ypsilanti wählt, ist völlig unwichtig, weil es sich um eine geheime Wahl handelt. Dass dann eher die Abgeordneten der Linken Frau Ypsilanti wählen werden als vielleicht CDU oder FDP Kollegen scheint eine gewisse politische Plausibilität zu haben ... . Wenigstens ist an dieser Wahl nichts - aber auch rein gar nichts - Verwerfliches zu finden. Aus der Wahl von Frau Ypsilanti ergibt sich nämlich noch keine regierungsfähige Mehrheit im hessischen Landtag, genau deshalb soll ja eine Minderheitsregierung gebildet werden. Eine rot- grüne Minderheitsregierung kann auch mit der CDU die Studiengebühren abschaffen ... oder mit der FDP. Sie muss eben nach der Wahl Ypsilantis entsprechende Mehrheiten im hessischen Landtag finden. Dabei ist es keineswegs ausgemacht, dass es dann automatisch zu einer Tolerierung durch die Fraktion der Linken kommt. Angesichts der unklaren Mehrheitsverhältnisse und bei einer entsprechenden politischen Offenheit, wäre auch eine Ampel denkbar. Etwa wenn die FDP sieht, dass sie in dieser Konstellation am Ende mehr erreichen kann als in der fruchtlosen Opposition. Wenn sich am Ende aber die Linke als ein berechenbarer Kooperationspartner erweisen sollte, wäre das auch nicht schlecht ... . Wenigstens kann ich mir keinen Grund denken, warum eine durchdachte linke Politik in Hessen auf einmal ein Problem sein sollte. Etwa für taz Korrespondenten aus Hessen ... . Eine Frau Ypsilanti im Amt setzte auf jeden Fall eine andere Dynamik in Gang als ein geschäftsführender Herr Koch. Was dabei am Ende herauskommt, ist eben völlig unklar. Das gilt übrigens auch nach dem Hanauer Parteitag.

     

    Wo liegt also das Problem? Zum einen bei Frau Ypsilanti selbst, die im Wahlkampf nicht zwischen zwei Dingen unterschieden hat, die ansonsten zwar immer zusammenfallen, aber in Hessen unter den neuen Bedingungen zwei verschiedene Dinge sind: Der Wahl zur Ministerpäsidentin und die Koalitionsbildung. Letztere findet erst nach der Wahl statt - und das ist das fundamental Neue in Hessen. Zum anderen, und das ist das viel gravierendere Problem, bei unseren Journalisten. Als nämlich Kurt Beck vor der Hamburg Wahl auf genau diesen Sachverhalt in einem Hintergrundgespräch hingewiesen hatte, machten die Herren und Damen Kollegen an seinem Tisch daraus eine Aussage bezüglich kommender Bündnisse mit der Linken. Das war Unsinn - und Kurt Beck wurde von den ahnungslosen Kollegen der Dummheit bezichtigt. Dumm waren wohl andere ... wenigstens ahungslos über die Funktionsbedingungen unseres Parlamentarismus. Tatsächlich hatte Kurt Beck Recht: Die Wahl Ypsilantis selbst durch Abgeordnete der Linken bedeutet kein Präjudiz für spätere Koalitionsbildungen. Sie dokumentiert nur, dass Abgeordnete der Linken eher Frau Ypsilanti in diesem Amt sehen als Herrn Koch. Wer will das ihnen verdenken? Das ganze Gerede über Wortbruch - und die späteren Eskapaden einer SPD Abgeordneten - waren also an dem Punkt, der Wahl einer Ministerpräsidentin, schlicht überflüssig. Den Wortbruch hätte es erst dann gegeben, wenn sich später eine politische Kooperation zwischen Minderheitsregierung und der Fraktion der Linken ergeben hätte. Den könnte man dann auch kritisieren, nur hat der Wähler bekanntlich die Möglichkeit, seine Meinung über dieses Handeln bei den nächsten Wahlen zum Ausdruck zu bringen. Aber wie gesagt: Es kann auch anders kommen - etwa zu einer Ampel.

     

    Offenkundig sollte eines erreicht werden: Die Dynamik, die aus der Wahl Ypsilantis zwangsläufig entsteht, zu verhindern. Die konservative Demagogie hat dabei ihr Ziel erreicht. Und sich dabei der Hilfe sogenannter Sozialdemokraten bedient - und der Hilfe von Journalisten, die lediglich das nachplapperten was alle anderen auch erzählten. In Wirklichkeit sollten letztere endlich um Demut bitten: Bei Kurt Beck nämlich. Der hatte die neue Situation in Hessen als einziger begriffen - nur diese Einsichten dann angesichts einer wild gewordenen Medienmeute nicht mehr durchgehalten.

  • J
    Jonas

    Mittlerweile erscheint mir die Situation in Hessen nicht mehr auflösbar, wie es dazu kam ist hierbei nicht mal relevant!

    Was mich allerdings entsetzt ist das völlige Fehlen demokratischen Verständnisses: Also nochmal zum Wahlergebniss

    CDU knapp die meisten Stimmen, jedoch nicht in der Lage eine Mehrheit zu erhalten.

    SPD 3000 Stimmen weniger , ABER in der Lage eine Mehrheit im Parlament zu beschaffen.

    Der Auftrag der hessischen Wähler und damit der "Arbeitgeber" der Politiker ist eindeutig und hat umgesetzt zu werden.

    Sollte dies nicht bald geschehen muss der "Arbeitgeber" sich nach neuen "paramentarischen Staatsdienern" umsehen.

    Obwohl ich persönlich nicht an eine stabile rot-rot-grüne Mehrheit auf Dauer glaube, sollte es zumindest probiert werden, schlimmer kann es nicht mehr werden in Hessen.

    Frau Ypsilanti der hessische Wähler hat entschieden, führen Sie seinen Willen aus und lassen sie sich nicht von bundespolitischen oder internen Querelen beeinflussen. Bon chance!

  • C
    Chris

    Die TAZ ist halt ein Berliner Blatt und Hessen ist weit weg. In der Kommentierung von Berliner Politik wäre so ein Lapsus nicht passiert. Nachdem die TAZ Ingrig Kurz-Scherfs interessanten Beitrag zur frauenfeindlichen Inszenierung des hessischen Konfliktes als Zickenkrieg abgedruckt hat, ist es nun ein wenig seltsam, dass sie selber an dieser Inszenierung mitwirkt und Ypsilanti, die sich von der negativen Presse nicht unterkriegen lässt, zu als machthungrig und realitätsvergessen zu dämonisieren.

  • G
    grossvater

    Frau Metzger hat das Recht auf eine persönliche Meinung aber wenn Sie bei allen wichtigen Terminen

    in Urlaub oder Krank ist und Ihre Partei in das offen Messer laufen lässt dann sind Rücktrittsforderungen verständlich.

    Politisch ist es egal ob Koch jetzt oder nach der nächsten Wahl geht es gibt eine Mehrheit der Wähler

    die von der CDU-Politik die Schnauze voll haben.

  • KK
    Katrin Kopianak

    Es ist schon bitter, zu sehen, welcher fragwürdiger journalistischer Mittel sich auch die taz bedient.

     

    Als hessische Gewerkschafterin bin ich darüber mehr als enttäuscht, denn was ihr dabei unterschlagt ist: es gibt in Hessen eine gesellschaftliche Mehrheit für die Programmatik der "linken Mehrheit". Dafür haben auch Gewerkschaften, Sozial-, Bürgerrechts- und Studierendeninitiativen gekämpft. Denen schlagt ihr mit dieser wenig geistreichen Berichterstattung mitten ins Gesicht. Denn diese gesellschaftlichen Gruppen setzten darauf, dass gerade nicht Koalitionspoker gespielt wird, sondern Politik zum Besseren gemacht wird. Diese gesellschaftlichen Gruppen fordern nachdrücklich, die gegebene linke Mehrheit zu nutzen.

     

    Echt mal: wenn ihr die Richtung der hessischen SPD wechselweise als Egomanie oder Fantasterei abkanzelt, dann marginalisiert ihr (fahrlässigerweise oder absichtsvoll?!) diese Gruppen. Fragt euch mal, für wen ihr schreibt und wer euch (noch) liest. Die Netzwerker in der SPD haben die "Berliner Republik", bei denen punkten zu wollen, wird euch wohl nicht viel bringen. Oder ist eure Strategie der Bild-Zeitung Konkurrenz zu machen. Was auch immer euch zu solchen Artikeln treibt, mit seriösem Journalismus hat das nicht mehr viel gemein.

     

    Mit ungläubigen Grüßen aus Hessen,

    Katrin

  • N
    Nina

    Die taz eine linke Zeitung? Und die Erde eine Scheibe?

  • K
    K.Valentin

    Es muss eine Veränderung stattfinden und das geht

    nur mit der Linken. Denn was diese ''Maggi-Regierung'' bisher vollbracht hat, ist ja wohl nicht der Rede wert. Die einzigen, die sich hier

    vollkotzen können, sind diejenigen, die sich bei

    dieser Regierung keinen Zwang antun müssen. Was

    hier betrieben wird, ist doch die reinste Volksverdummung. Jeder Bank-Luftikus, jeder Polit-Clown, jeder Beutelschneider gibt hier in diesem

    Land den Ton an und das alles auf dem Kreuz der

    Lobbylosen. Für wen ist eigentlich noch die Demokratie? Für die Diktatur des Kapitals? Für

    Kriege und für allen möglichen Schmand ist/muss

    Geld da sein. Nur für ''Krethi und Plethi'' nicht.

  • E
    eon

    Metzger ist nicht nur Seeheimerin, sondern auch im Aufsichtsrat des lokalen Energieversorgers, der zu EON gehöhrt. Sie ist von dort aus die Schwester Clements und sorgt dafür, dass in Hessen nicht die Lichter ausgehen...

    Dass man von der taz enttäusch ist, verwundert mich. Man muss von den LeserInnen enttäuscht sein, die immer noch taz lesen, weil sie links sind. Die taz ist längst von der neoliberalen Community übernommen worden. Schaut mal genauer hin!

  • WH
    Wolfgang Hörner

    Robert Zion hat es richtig beschrieben.

    Im Übrigen ist Dagmar Metzger Schwiegertochter des ehemaligen Darmstädter OBs Günter Metzger, der dem Seeheimer Kreis nahesteht. Bei der entscheidenden Fraktionssitzung fährt sie in den Skiurlaub und danach läßt sie Frau Ypsilanti auflaufen. Welch eine Solidarität!

    Apropos Glaubwürdigkeit: Die taz nord hat Anja Hajduk vor den Hamburger Wahlen eine riesige Plattform gegeben; dies warb dann für rot-grün. Nach den Wahlen war alles schnell vergessen.

    10 Tage vor den Wahlen war die GAL nicht stärker als die Linke. Wie es kam, wissen wir.

  • HM
    Herr Minister

    Tja, die Intoleranz hat das Rechts-Außen-Lager eben nicht für sich allein gepachtet! Mit der Meinung des Andersdenkenden tut sich das Links-Außen-Lager nicht minder schwer. Wenn dann auch noch einer der vermeintlichen Gesinnungsgenossen das Wort zur Kritik erhebt, dann wehe ihm. Der Umgang mit Walter und Metzger bringt es an den Tag, die Verräter-Rufe aufgrund dieses TAZ-Artikels unterstreichen dies.

     

    Liebe Genossinnen und Genossen,

    geht doch mal in Euch und fragt Euch, warum der Kurs von Frau Y. auch bei denen auf Kritik stößt, die doch eigentlich Eurem Lager zugehörig sind. Vielleicht weil es die Aufgabe eines Freundes ist, nicht nur in guten Zeiten applaudierend an der Seite zu stehen, sondern weil man sich bei Fehltritten auch darauf verlassen können muss, dass nicht nur der Feind sich darüber freut, sondern dass der Freund auf die notwendigen Korrekturen hinweist.

     

    Denkt mal drüber nach...

  • V
    Verwundert

    Nichts gegen berechtigte Kritik an Ypsilanti. Aber auf einen ähnlich ätzend-kritisch formulierten Artikel der taz, der nun auch mal Hajduk und Goetsch in Hamburg wegen ihrer gebrochenen Zusagen kritisiert (ja, die gibt es durchaus, schwarz- grün wurde hier auch verbal "ausgeschlossen", aus ähnlicher Angst, Grünen-Wähler zu verschrecken), wird man wohl lange warten dürfen. Zweierlei Maß, und so offen? Ich würde mir hier bischen mehr klassisch-neutralen Journalismus und bischen weniger Meinungsmache von der taz wünschen: Wenn ich nämlich unkritisches schwarzgrün-Gejubel und paralleles Ypsilanti-Bashing lesen möchte, gehe ich gleich zu Spiegel Online oder Bild.de, oder zum Rest dieses ganzen einstimmigen Chors der deutschen Mainstreampresselandschaft, in den sich scheinbar nun auch die taz einreiht. Irgend etwas Neues habe ich hier auch nicht gelesen, und um politische Inhalte, die die taz doch sonst auch selbst propagiert, scheint es ja auch gar nicht mehr zu gehen. Sondern wohl eher darum, schwarz-grün im Bund medial vorzubereiten.

  • KH
    Klaus Hanselmann

    Jau, die Ypsilanti wars, die die Parteilinie verlassen hat, und nicht eine Metzger, deren Papi den "Seeheimer Kreis" mitgegründet hat.

    Gell schön die Mainstream nachplappern, ist ja auch so einfach. Und am Niedergang der SPD ist auch der Kurt Beck schuld, und nicht die "Agenda-Kämpen" von Schröder über Steinmeier und Steinbrück bis Tiefensee.

    Reiht sich die taz jetzt auch ins allgemeine Newspeek ein?

  • LK
    Lenny K.

    Bin positiv überrascht, dass es tatsächlich noch objektive Berichterstattung gibt. Nachdem die faz es gewagt hat, gegen Roland Kochs Schulpolitik zu polemisieren, nun also auch bei der taz mal ein Kommentar ohne ideologische Scheuklappen. Respekt!

  • JP
    Jochen Philipp

    Nachdem die Parteilinken von SPD und Grünen während des Agendaprozesses in der Minderheit waren und Beschlüsse mittragen mussten, von denen sie selbst nicht überzeugt waren, befinden sich jetzt die Seeheimer und die Netzwerker zumindest in Hessen auch mal in der Minderheitenposition. Die müssen jetzt auch mal zeigen welches Demokratieverständnis sie haben, indem sie die Mehrheitsmeinung akzeptieren und den Wählerwillen umsetzen.

  • RL
    Rüdiger Lange

    Frau Y hat ein Demokratieverständnis, das von mir und anderen nicht geteilt wird. Der erklärte Plan, wenn man schon nicht selbst demokratisch/parlamentarisch die Macht erlangen konnte, dann doch um jeden Preis die Regierung destabilisieren zu wollen, ist aus Wählersicht schon besorgniserregend.

    Wäre auch die NPD als Hilftruppe willkommen?

  • MK
    Michele Köster

    Was ist nur aus der taz geworden?!

     

    Mir war nicht bewusst, dass die taz neuerdings, statt zu recherchieren, einfach die BLÖD-Zeitung abschreibt. Wo sind eure APO-Wurzeln, wo euer politischer Anspruch oder wenigstens der Anspruch, guten Journalismus zu machen (im Gegensatz zum Kampagnen-Journalismus).

     

    Inhaltlich ist der Artikel einfach nur schlecht:

    1. Die hessische SPD um Andrea Ypsilanti tut das einzig richtige: sie versucht, ihr Programm durchzusetzen, für das sie gewählt wurde. Und das heißt: Studiengebühren abschaffen, das Land in den TdL zurück bringen, erneuerbare Energeien fördern. Das sie daruf setzt, diese inhaltlichen Punkte in einer großen Koalition nicht zu verwässern ist mutig und verdient nicht eure dümmliche Kommentare.

    2. Die Öffnung zur Linkspartei ist eine notwendige Entdiskriminierung. Auch wenn ihr das offenbar nicht versteht. Aber vielleicht kommt´s ja auch bei euch an.

    3. Dass ihr Andrea Ypsilanti auf diese Art zur Zielscheibe wählt ist unterstes Niveau und hoffentlich schämt sich jemand bei euch. Wenn ihr von Dillentantismus sprecht, dann recherchiert mal. Das wäre eure Aufgabe, nicht Kampagnenjournalismus gegen Personen und mit persönlichen Angriffen. Wenn es in Hessen Dilletanten in der SPD gibt, dann sind das Jürgen Walter oder Dagmar Metzger. Wenn diese beiden in Kamikaze-Manier erst die Presse und danach erst die Parteivorsitzende über ihr Wahlverhalten informieren, dann ist das zwar intrigant, aber kein Problem der Mehrheit der Hessen-SPD oder von Andrea Ypsilanti.

     

    Hat da irgendjemand von euch zu gute Kontakte zu den Netzwerkern in der SPD oder seid ihr einfach nur recherchefaul oder auf Boulevarde-Kurs.

     

    Echt das Letzte; muss ich wohl wieder die Rundschau kaufen. Selbst Schuld, liebe taz.

  • J
    Jörg

    Die Korrespondentin bedauert, daß die Wahlsiegerin den "kleinlaut-defensiven Ton" aufgegeben hat. Da kann man nur froh sein, daß es sich bei der Wahlsiegerin um eine Person handelt, für deren politische Zielsetzungen taz-Leser gewiß nicht annähernd soviel Sympathie aufbringen können wie für jene des Roland Koch.

  • K
    Kira

    Die SPD ist nicht stärkste Partei und die Grünen haben prozentual noch mehr verloren als die CDU.

    Hier stellt sich nun die Frage wie eine von diesen beiden Parteien darauf kommt einen Regierungsauftrag zu besitzen ?

    Die CDU ist also eine Kaderpartei, also irgendwie trägt diese Aussage schon ein gewisses Mass an Ironie in sich wenn man sich den Umgang mit Frau Metzger ansieht. Ist doch genau dies das Verhalten welches die Hessen SPD von ihren Mitgliedern erwartete.

    Man bastelt sich dort wohl liebend gern die Realität so zusammen wie man sie gern hätte .....

  • SB
    Stefan Becker

    Von welchem Teufel wird die taz und ihre Redakteure eigentlich geritten? Wie kann man als eine doch wohl eher linke Zeitung so gegen den offensichtlichen Wählerwillen polemisieren?

    Die SPD leidet nicht unter den Linken in ihrer Partei sonder doch wohl eher unter der vollzogenen neoliberalen Politik der rechten Minderheit. Sie ist es die das jetztige Dilemma der SPD heraufbeschworen hat. Sie suchen die Sündenböcke an dem verkehrten Ende. Bei der SPD treten die Mitglieder aus.Bei Ihnen werde ich als Abonnent nicht mehr in frage kommen. Anstatt vernünftigen Journalismus zu betreiben, argumentieren sie wie die Mainstreampresse.Mir reicht es !

  • PG
    Peter Gabriel

    Gut so, Fr. Ypsilanti. Viel Glück!

    Nur mit Becks, Steinmeiers, Seeheimers kann man die Partei auch gleich in die Tonne werfen.

    So unterscheidet sie sich durch nichts von der unsäglichen Merkelpartei .

    Alleine die Vorstellung Hermann Scheer als Umweltminister zu haben...Oh wie wär´das schön.

    Und Pinocchio endlich aus dem Chefsessel zu katapultieren. Das ist das Wagnis zu verlieren allemal wert.

  • RK
    Rainer Kirchner

    ich hätte nicht gedacht einen Artikel dieser Art in der TAZ lesen zu müssen. Wenn ich es richtig verstehe sieht der Autor in einer grossen Koalition DEN Weg für Hessen. Ungeachtet (entschuldigung) der Scheisse die die grosse Koalition auf Bundesebene inzwischen angerichtet hat. Er oder Sie nimmt auch nicht zur Kenntnis dass eine grosse Koalition immer die schlechteste aller Lösungen ist. Ich hätte von der taz mehr erwartet!

  • HK
    hubert knupe

    lese ich gerade taz oder faz? willkommen in der konservativen meinungsmache, frau haarhoff.

  • RZ
    ´Robert Zion

    Wieder eine Etappe der taz auf ihrem ideologischen Flug nach Jamaika.

  • RZ
    Robert Zion

    Hier noch ein ausführlicherer Kommentar von mir: http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/960538.html

  • J
    JoJo

    an Lukas van der Meer: ich bin der letzte der s/w oder rechts/links denkt, aber 78% der hier kommentierenden und tazlesenden haben in 30 Jahren nicht viel dazu gelernt obwohl sie bestimmt eine nicht mindere Schulausbildung haben, aber da sind immer die Clements und die Metzgers die Bösen und die Scheers die Guten.... weil es halt so schön und einfach wäre, aber das ist es z.B. energiepolitisch auf keinen Fall und gerade das energiepolitische Programm der SPD hat mich zum Nicht-SPD Wähler gemacht, weil es den Bürger nämlich knallhart belügt und nicht die Konsequenzen aufzeigt! Frau Y hat hingegen, neben der Energiepolitik eben auch den Bürger bezgl der Linken belogen und sie belügt des weiteren die Studenten, die Ihre Studiengebühren zurück wollen, das sind eben schon 3 Lügen in ein paar Wochen und da ist es richtig, dass Metzger und jetzt auch Walter ihre pers. Konsequenzen gezogen haben und die anderen SPDler werden Frau Y und den Herren Schmitt und Scheer auch noch die Gefolgschaft verweigern... ich hoffe der SPDler ist noch nicht ganz so verblendet...

  • I
    ingo

    also mich hat der haarhhoff-artikel auch ziemlich erschrocken.

     

    liebe taz, das fahrgeld für eine journalistin könnt ihr beim nächsten mal getrost sparen, wenn die sowieso wild entschlossen ist, einen lauen aufguss des todkommentierten tiere-menschen-konstellationen-quarks zu servieren, der seit wochen über hessen aus den medien tropft. dabei schimmmerte der sound dieses parteitages doch durch ihren kompletten bericht. es versicherte sich die mehrheit in der mehrheit zu sein. die WOLLEN ypsilanti, samt ihrem kurs, die WOLLEN beck! frau haarhhoff fordert lieber manöverkritik und zerknirschung von ypsilanti und co. ein, die fleischwerdung des gedruckten und gesendeten wortes gewissermaßen!

     

    entschuldigungen bei frau metzger. standen die tatsächlich an? klar wünscht man sich abgeordnete mit gewissen. die könnten für meinen geschmack noch viel mehr davon vertragen in zahlreichen sachfragen. aber die wahl der eigenen kandidatin eine gewissensfrage? wer das zu ende denkt, kann entweder die parteien abschaffen, oder er erkennt es als dasjenige, was es ist, ein taktisches manöver! bei den knappen verhältnissen in hessen ist doch gar nicht zu verhindern, dass auch eine minderheitenposition innerhalb der spd das tagesgeschäft der ganzen partei diktieren kann. illegitim ist das in keinem fall. vielleicht hat die art und weise ein geschmäckle, lief ja voll über die medien und das muss man nicht toll finden, wenn es die eigene partei schlecht aussehen lässt. die reaktionen aus der austaktierten mehrheit der spd hessens heraus sind damit mehr als erklärt. all das muss man in einem kommentar nicht willig nachvollziehen. aber wie kommt frau haarhhoff auf die idee, in hanau hätten sie verpasst anstehende inhaltliche korrekturen vorzunehmen und stattdessen fehler schöngeredet? am anfang steht die entscheidung, dann kommt die taktik. den unterschied sollte ein politischer berichterstatter schon begreifen.

     

    und daher kann ich mich der hier vielfach geäußerten kritik an dem artikel nur anschließen. das war kümmerlich frau haarhhoff! und liebe taz, wer eine "andere" zeitung sein will, der sollte sowas nicht drucken! ich kann euch nur ermuntern euern eigenen qualitätsanspruch im auge zu behalten.

    vor allem auch die positiven reaktionen auf den artikel hier, sollten euch nachdenklich stimmen. neben dem bekannten gekeile gegen vermeintlich links, inklusive üblicher normativer hauptwortschwemme mit "ideologie, demokratie, objektivität, intoleranz" kommen da realitäten daher, wie z.b.:

    - der koch hat doch die hessenwahl gewonnen...

    - taz-leser sind alle sandinobedröhnt (was ist das eigentlich?)...

    - ypsilanti würde wohl sogar mit der npd ins bett gehen...

    aua, aua! wer solche freunde findet, braucht keine feinde mehr....

  • LV
    Lukas van der Meer

    An Eric:

    Auch wenn es offensichtlich und wahrscheinlich sinnlos zu bemerken ist: Ich bin mit den übrigen ca. 78 % der Leser nicht entsetzt, weil Frau Haarhhoof anderer Meinung ist,

     

    sondern weil ihre Argumente mehr als schwach sind und die Wirklichkeit verdrehen. Abweichende Meinungen sind ein Gewinn und klären, Entsetzen entsteht, weil man als Leser der TAZ keinen medialen Einheitsbrei und rechte Demagogie erwartet.

     

    Der eigen Artikel steht übrigens oben und die Welt da draußen ist auch nicht böse, weil es hier überhaupt nicht um "Gut" und "Böse" geht, sondern um politische, mediale, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Lebensweisen und Gewohnheiten.

     

    An Jojo:

    Richtig toll wäre es, wenn Sie Argumente brächten, statt ohne Argumente in Schablonen einzuteilen und zu verurteilen. Mein Kommentar ist ultra-links nur aus einer ultra-rechten Perspektive, für die etwa eine CDU Position schon linksaußen liegt. Wenn Sie schon in überholten Kategorien von links und rechts denken, dann ist er ca. linke SPD-Position, mehr nicht.

     

    Sie irren,(wie Eric übrigens auch) wenn Sie meinen, dass Leute mit deutlich anderer Meinung als ihrer eigenen erwarten, dass ihnen andere "nach dem Maul" reden. Ich freue mich über andere Meinungen,wenn sie gut begründet sind. Und ich begrüße andere Meinungen, wenn sie nicht aggressiv-entwertend daher kommen.

  • JW
    Jörg Waltmeier

    Wieso ist Roland Koch Wahlverlierer? Wer ein Fußballspiel mit 4:3 gewinnt ist trotzdem der Sieger, völlig egal wie das vorherige Spiel ausging. Oder das vorvorherige.

     

    Die SPD hat die Wahl verloren, auch wenn sie gegenüber der letzten Wahl deutlich zulegen konnte. Das ist die sachliche Aussage, die man über das Abschneiden der SPD treffen kann. Hier bitte etwas mehr Objektivität, liebe taz.

  • J
    jojo

    in 78% der Kommentare merkt man, wie verblendet der linke sandinodröhnungtrinkende taz leser mittlerweile ist....

     

    für Lukas van der Meer würde ich jetzt gerne noch 50 positive Kommentare schreiben, damit er die jw oder andere ultra-links-blätter unterstützen kann, die ihm vielleicht nach dem maul reden...

     

    Nieveau der taz-leser, no comment...

     

    Nievau der taz: endlich mal nicht das übliche gewäsch, würd ich mir auch mal bei energiethemen wünschen!

  • FL
    Frank Lübberding
  • E
    Eric

    Warum sind denn hier alle über obigen Artikel entsetzt? Nur weil die Autorin nicht eurer Meinung ist?

     

    Schreibt doch selbst einen Artikel über das Thema und lest ihn. Ihr seid dann vor fremden Meinungen sicher. Was für eine böse Welt da draußen...

  • LV
    Lukas van der Meer

    Leserbeitrag zu ?Die Trotzige? von Heike Haarhhoff

    Hier eine kleine Verteidigungsrede für Frau Ypsilanti, dies dies mit Sicherheit nicht nötig hat: (übrigens komischerweise als Nicht-SPD-Wähler):

    Als ?trotzig? (also: kindlich dumm oder pubertär überzogen), ?stolz? und sicherlich ?tief verletzt? gilt bei Heike Haarhhoff eine Frau, die versucht, ihren wichtigsten Wählerauftrag, nämlich ihr inhaltliches Konzept für die hessische Politik, Wirklichkeit werden zu lassen. Wo leben wir, wenn Kraft, Entschiedenheit und Stärke einer Frau, die es wagt, politisches Neuland zu betreten, als verletzter Stolz eines pubertierenden Teenager umdefiniert wird ???

    Niemand bestreitet heute mehr, dass die Tabuisierung der Linken auch (aber beileibe nicht nur durch Andrea Ypsilanti und Kurt Beck) ein Fehler und der Versuch war, den Wähler nicht ernst zu nehmen und in die Irre zu führen. Ausdruck der typischen Verachtung und Unterschätzung des Wählers in der parlamentarischen Demokratie und Mitursache großer Politikverdrossenheit, zugleich anhaltender Ausdruck des fehlenden Rückrates deutscher Sozialdemokratie, sich den antiquierten ?antikommunistischen? Zumutungen zahlreicher Politiker am rechten Rand in Deutschland zu widersetzen.

    Aber: Ist es nur mit medialer und politischer Amnesie zu erklären, dass praktisch niemand der politischen Kommentatoren die Koalitionsaussagen aller (aller !) hessischen Parteien vor der Wahl erinnert, die sie alle nach der Wahl unmöglich erfüllen ließen ? Dass also alle hessischen Parteien ihre Koalitionsaussage hätten brechen müssen, um eine regierungsfähige Mehrheit im Landtag herzustellen und dass Andrea Ypsilanti die einzige war, die den Mut und die Weitsicht aufbrachte, den Versuch zu unternehmen, für ihr weit wichtigeres und höherwertiges Wahlversprechen, ihr inhaltliches Konzept, eine parlamentarische Mehrheit zu finden ? Die Rücknahme ihres Neins zur Tolerierung durch die Linke (noch nicht mal eine Koalitionsaussage !) war die einzige Möglichkeit, dem mehrheitlich geäußerten Wunsch der hessischen Wähler nach einer Politik links von der Mitte auch eine Mehrheit auch im Parlament zu verschaffen, insofern paradoxerweise die einzige Möglichkeit, der inhaltlichen Meinung der Mehrheit der hessischen Wähler Gehör zu verschaffen. Es wäre zynisch zu fragen, ob auch und gerade weil diese Anerkennung des Volkes als Souverän in Deutschland so ungewöhnlich ist, Andrea Ypsilantis Versuch einen derartigen Sturm der Entrüstung der medialen und politische Eliten (nicht aber des normalen Wählers !) zur Folge hatte. Die wissen nämlich, dass ihre Meinung normalerweise von den gewieften Parteitaktikern aller Couleur parlamentarisch fast immer ins Gegenteil verkehrt wird, sie sehen sich mehrheitlich längst als einflusslos.

    Alle Meinungsforscher stellen fest, dass Berlin seit Jahren gegen die eindeutige Mehrheitsmeinung des Volkes regiert, siehe Afghanistan, siehe Mindestlohn, siehe Steuerpolitik, siehe Privatisierung etc.. Diese ausgesprochen stillschweigende Verachtung der Eliten für die Meinung des Volkes (?Populismus?) geriet in Hessen in Gefahr sich parteitaktisch nicht mehr durchsetzen zu können. Gottlob war da Barbara Metzger vor! Es war nicht nur sie, sondern auch u.a. Herr Clement als Kohle-und Atomlobbyist und andere einflussreiche Kreise der SPD, die Andrea Ypsilantis Wahlerfolg (Erfolg einer Frau mit linkem Politikkonzept !) in eine Schlappe verwandelten, Frau Haarhhoff ! Seit wann ist diejenige zu verurteilen, die die Schlappe zu erleiden hat, statt diejenigen, die sie verursachten ???

    Es ist ja auch so einfach, Häme und Spott über diejenige auszuschütten, die so ?dumm? war, hierfür einen billigen Vorwand zu liefern. In welcher politischen Welt leben wir, wo die Aufgabe des eigenen politischen Konzepts akzeptierter Alltag und der Versuch, es bei knapper Mehrheit durchzusetzen,

    als ?Kamikaze? verhöhnt wird ? Mit welchen Abgeordneten leben wir, wenn diese bereit sind das inhaltliche Konzept und hauptsächliche Wahlversprechen ihrer Partei vollständig zu opfern, nur um nicht über den Schatten ihrer eigenen Vergangenheit (Mauerbau) und Gegenwart (Mitgliedschaft im Aufsichtsrat eines Energieversorgers, der zu EON gehört) springen zu müssen ? Die prominenteste DDR-Nostalgikerin in Hessen heißt Dagmar Metzger. Aufrecht bis zur Steiffheit, ja, aber weltfremd. Genau sie verwechselt überlebten Moralismus persönlicher Prägung mit Moral (ethischen Maßstäben) und hält an der nostalgischen Fiktion fest, die Linksfraktion in Hessen besäße immer noch eine einflussreiche Beziehung zur Mauerbau-Partei SED. Das ist nicht nur CDU/CSU Propaganda, sondern ziemliche Verkennung der Realität. Als Mitglied des Aufsichtrates des lokalen Energieversorgers, der zu EON gehört, weiß sie sicherlich wogegen sie ist: Gegen die erklärte Politik ihrer Partei SPD in Hessen und für Großtechnologie im Kohle- und Atomstrombereich).

    Teilnahme am Regierungsgeschäft und ?Handlungsfähigkeit? um jeden Preis ? das ist für Heike Haarhhoff der höchste aller Werte politischen Schaffens der SPD in Hessen. Egal mit welcher Politik ? egal was und wie getan wird, bloß nicht für vier Jahre (?dauerhaft?) ausgeschlossen sein und keine Posten bekleiden ! Irritierenderweise interessieren diese Andrea Ypsilanti nicht ? sie will sogar Neuwahlen ! (wenn der Wählerwillen keine parlamentarische Mehrheit findet !!!).

    Geradezu eine Verächterin der Art von Demokratie, des stillschweigenden Konsens (lieber Minister ohne Konzept als Programmatiker ohne Pension) der auch in Berlin üblich ist. Schließlich wird dort seit Jahren auch in einer Koalition regiert, die ebenfalls nicht dem Wählerwillen entspricht und die Durchsetzung des politischen Willens der Mehrheit unmöglich macht.

    Und last but not least: Die Schärfe der medialen und politischen Kampagne (Selbstevrständlich eine ?Medienhysterie?) wäre bei einem Bruch der SPD (oder Grünen) Koalitionsaussage Richtung CDU nicht vorhanden. Dies ist keine Verschwörungstheorie sondern Fakt und wird gerade in Hamburg zwischen Grünen und CDU zelebriert. Es würde und wird staatstragend applaudiert, ein bisschen gemeckert und ansonsten Realpolitik bescheinigt. Unter dem Deckmantel der maßlosen Hysterie um den ?Vertrauensbruch? geht es in Wirklichkeit (ob bewusst oder unbewusst) darum, die Linke zu prügeln, ohne sich mit ihr inhaltlich auseinander zu setzen. Damit verhöhnt man(n) allerdings nebenbei das Anliegen derer, die diese wählen. Noch sind wir von amerikanischen Verhältnissen entfernt, in denen Demokratie nur solange geachtet wird, wie sie die ?richtigen? Wahlergebnisse erbringt. Der Weg allerdings zu dieser rein machtpolitischen Beziehung zur Souveränität des Volkes ist mehr als beschritten ?

     

    Ja, es wäre ein Politikwechsel gewesen. Ein Durchbruch dazu, der Mehrheitsmeinung der Wähler auch eine parlamentarische Mehrheit zu verschaffen. Ein Durchbruch zum Versuch der (teilweisen) Versöhnung von Ökonomie und Ökologie durch eine in Deutschland nie da gewesene dezentrale regenerative Wirtschafts-, Energie- und Umweltpolitik. Ein Ernstnehmen der Probleme der Normal-, Gering- und Nichtverdiener mit seit Jahrzehnten sinkenden Reallöhnen. Schade, das es diesmal nicht geklappt hat. Das letzte Wort ist aber weder in Hessen noch sonst wo gesprochen.

     

    Nachtrag:

    Ein klein wenig beruhigt es mich, dass 78,9 % der TAZ-Leser Kommentare von diesem Pamphlet Frau Haarhhoffs so wie ich entsetzt sind ! Wenn ich noch oft solche Artikel lesen muss und sich dieser Prozentsatz der Leser-Kommentare bei ähnlichen Artikeln in den nächsten Monaten bei unter 50% einspielt, verspreche ich, mein TAZ Abbo sofort zu kündigen und stattdessen die ähnlich gelagerten Kommentare der FAZ zu abbonieren. Die sind zwar genauso rechtslastig und demagogisch, dafür aber qualitativ höherwertiger. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass rechtslastige Artikel und Kommentare in der TAZ (und übrigens auch in der ZEIT, aber nicht nur dort) im Internet jeweils viele vernichtende Kritik durch Leser erfahren, was von den Redaktionen beider Zeitungen mehr als regelmäßig ignoriert wird !)

  • FL
    Frank Lübberding

    Es ist eben für politische Journalisten schwierig zu verstehen ... . Die Wahl einer Ministerpräsidentin Ypsilanti bedeutet nur eins: Dass die Mehrheit der Abgeordneten im hessischen Landtag lieber eine Ministerpräsidentin Ypsilanti im Amt sieht als einen nicht gewählten - und daher geschäftsführenden - Ministerpräsidenten Koch. Wer dabei Frau Ypsilanti wählt, ist völlig unwichtig, weil es sich um eine geheime Wahl handelt. Dass dann eher die Abgeordneten der Linken Frau Ypsilanti wählen werden als vielleicht CDU oder FDP Kollegen scheint eine gewisse politische Plausibilität zu haben ... . Wenigstens ist an dieser Wahl nichts - aber auch rein gar nichts - Verwerfliches zu finden. Aus der Wahl von Frau Ypsilanti ergibt sich nämlich noch keine regierungsfähige Mehrheit im hessischen Landtag, genau deshalb soll ja eine Minderheitsregierung gebildet werden. Eine rot- grüne Minderheitsregierung kann auch mit der CDU die Studiengebühren abschaffen ... oder mit der FDP. Sie muss eben nach der Wahl Ypsilantis entsprechende Mehrheiten im hessischen Landtag finden. Dabei ist es keineswegs ausgemacht, dass es dann automatisch zu einer Tolerierung durch die Fraktion der Linken kommt. Angesichts der unklaren Mehrheitsverhältnisse und bei einer entsprechenden politischen Offenheit, wäre auch eine Ampel denkbar. Etwa wenn die FDP sieht, dass sie in dieser Konstellation am Ende mehr erreichen kann als in der fruchtlosen Opposition. Wenn sich am Ende aber die Linke als ein berechenbarer Kooperationspartner erweisen sollte, wäre das auch nicht schlecht ... . Wenigstens kann ich mir keinen Grund denken, warum eine durchdachte linke Politik in Hessen auf einmal ein Problem sein sollte. Etwa für taz Korrespondenten aus Hessen ... . Eine Frau Ypsilanti im Amt setzte auf jeden Fall eine andere Dynamik in Gang als ein geschäftsführender Herr Koch. Was dabei am Ende herauskommt, ist eben völlig unklar. Das gilt übrigens auch nach dem Hanauer Parteitag.

     

    Wo liegt also das Problem? Zum einen bei Frau Ypsilanti selbst, die im Wahlkampf nicht zwischen zwei Dingen unterschieden hat, die ansonsten zwar immer zusammenfallen, aber in Hessen unter den neuen Bedingungen zwei verschiedene Dinge sind: Der Wahl zur Ministerpäsidentin und die Koalitionsbildung. Letztere findet erst nach der Wahl statt - und das ist das fundamental Neue in Hessen. Zum anderen, und das ist das viel gravierendere Problem, bei unseren Journalisten. Als nämlich Kurt Beck vor der Hamburg Wahl auf genau diesen Sachverhalt in einem Hintergrundgespräch hingewiesen hatte, machten die Herren und Damen Kollegen an seinem Tisch daraus eine Aussage bezüglich kommender Bündnisse mit der Linken. Das war Unsinn - und Kurt Beck wurde von den ahnungslosen Kollegen der Dummheit bezichtigt. Dumm waren wohl andere ... wenigstens ahungslos über die Funktionsbedingungen unseres Parlamentarismus. Tatsächlich hatte Kurt Beck Recht: Die Wahl Ypsilantis selbst durch Abgeordnete der Linken bedeutet kein Präjudiz für spätere Koalitionsbildungen. Sie dokumentiert nur, dass Abgeordnete der Linken eher Frau Ypsilanti in diesem Amt sehen als Herrn Koch. Wer will das ihnen verdenken? Das ganze Gerede über Wortbruch - und die späteren Eskapaden einer SPD Abgeordneten - waren also an dem Punkt, der Wahl einer Ministerpräsidentin, schlicht überflüssig. Den Wortbruch hätte es erst dann gegeben, wenn sich später eine politische Kooperation zwischen Minderheitsregierung und der Fraktion der Linken ergeben hätte. Den könnte man dann auch kritisieren, nur hat der Wähler bekanntlich die Möglichkeit, seine Meinung über dieses Handeln bei den nächsten Wahlen zum Ausdruck zu bringen. Aber wie gesagt: Es kann auch anders kommen - etwa zu einer Ampel.

     

    Offenkundig sollte eines erreicht werden: Die Dynamik, die aus der Wahl Ypsilantis zwangsläufig entsteht, zu verhindern. Die konservative Demagogie hat dabei ihr Ziel erreicht. Und sich dabei der Hilfe sogenannter Sozialdemokraten bedient - und der Hilfe von Journalisten, die lediglich das nachplapperten was alle anderen auch erzählten. In Wirklichkeit sollten letztere endlich um Demut bitten: Bei Kurt Beck nämlich. Der hatte die neue Situation in Hessen als einziger begriffen - nur diese Einsichten dann angesichts einer wild gewordenen Medienmeute nicht mehr durchgehalten.

  • J
    Jonas

    Mittlerweile erscheint mir die Situation in Hessen nicht mehr auflösbar, wie es dazu kam ist hierbei nicht mal relevant!

    Was mich allerdings entsetzt ist das völlige Fehlen demokratischen Verständnisses: Also nochmal zum Wahlergebniss

    CDU knapp die meisten Stimmen, jedoch nicht in der Lage eine Mehrheit zu erhalten.

    SPD 3000 Stimmen weniger , ABER in der Lage eine Mehrheit im Parlament zu beschaffen.

    Der Auftrag der hessischen Wähler und damit der "Arbeitgeber" der Politiker ist eindeutig und hat umgesetzt zu werden.

    Sollte dies nicht bald geschehen muss der "Arbeitgeber" sich nach neuen "paramentarischen Staatsdienern" umsehen.

    Obwohl ich persönlich nicht an eine stabile rot-rot-grüne Mehrheit auf Dauer glaube, sollte es zumindest probiert werden, schlimmer kann es nicht mehr werden in Hessen.

    Frau Ypsilanti der hessische Wähler hat entschieden, führen Sie seinen Willen aus und lassen sie sich nicht von bundespolitischen oder internen Querelen beeinflussen. Bon chance!

  • C
    Chris

    Die TAZ ist halt ein Berliner Blatt und Hessen ist weit weg. In der Kommentierung von Berliner Politik wäre so ein Lapsus nicht passiert. Nachdem die TAZ Ingrig Kurz-Scherfs interessanten Beitrag zur frauenfeindlichen Inszenierung des hessischen Konfliktes als Zickenkrieg abgedruckt hat, ist es nun ein wenig seltsam, dass sie selber an dieser Inszenierung mitwirkt und Ypsilanti, die sich von der negativen Presse nicht unterkriegen lässt, zu als machthungrig und realitätsvergessen zu dämonisieren.

  • G
    grossvater

    Frau Metzger hat das Recht auf eine persönliche Meinung aber wenn Sie bei allen wichtigen Terminen

    in Urlaub oder Krank ist und Ihre Partei in das offen Messer laufen lässt dann sind Rücktrittsforderungen verständlich.

    Politisch ist es egal ob Koch jetzt oder nach der nächsten Wahl geht es gibt eine Mehrheit der Wähler

    die von der CDU-Politik die Schnauze voll haben.

  • KK
    Katrin Kopianak

    Es ist schon bitter, zu sehen, welcher fragwürdiger journalistischer Mittel sich auch die taz bedient.

     

    Als hessische Gewerkschafterin bin ich darüber mehr als enttäuscht, denn was ihr dabei unterschlagt ist: es gibt in Hessen eine gesellschaftliche Mehrheit für die Programmatik der "linken Mehrheit". Dafür haben auch Gewerkschaften, Sozial-, Bürgerrechts- und Studierendeninitiativen gekämpft. Denen schlagt ihr mit dieser wenig geistreichen Berichterstattung mitten ins Gesicht. Denn diese gesellschaftlichen Gruppen setzten darauf, dass gerade nicht Koalitionspoker gespielt wird, sondern Politik zum Besseren gemacht wird. Diese gesellschaftlichen Gruppen fordern nachdrücklich, die gegebene linke Mehrheit zu nutzen.

     

    Echt mal: wenn ihr die Richtung der hessischen SPD wechselweise als Egomanie oder Fantasterei abkanzelt, dann marginalisiert ihr (fahrlässigerweise oder absichtsvoll?!) diese Gruppen. Fragt euch mal, für wen ihr schreibt und wer euch (noch) liest. Die Netzwerker in der SPD haben die "Berliner Republik", bei denen punkten zu wollen, wird euch wohl nicht viel bringen. Oder ist eure Strategie der Bild-Zeitung Konkurrenz zu machen. Was auch immer euch zu solchen Artikeln treibt, mit seriösem Journalismus hat das nicht mehr viel gemein.

     

    Mit ungläubigen Grüßen aus Hessen,

    Katrin

  • N
    Nina

    Die taz eine linke Zeitung? Und die Erde eine Scheibe?

  • K
    K.Valentin

    Es muss eine Veränderung stattfinden und das geht

    nur mit der Linken. Denn was diese ''Maggi-Regierung'' bisher vollbracht hat, ist ja wohl nicht der Rede wert. Die einzigen, die sich hier

    vollkotzen können, sind diejenigen, die sich bei

    dieser Regierung keinen Zwang antun müssen. Was

    hier betrieben wird, ist doch die reinste Volksverdummung. Jeder Bank-Luftikus, jeder Polit-Clown, jeder Beutelschneider gibt hier in diesem

    Land den Ton an und das alles auf dem Kreuz der

    Lobbylosen. Für wen ist eigentlich noch die Demokratie? Für die Diktatur des Kapitals? Für

    Kriege und für allen möglichen Schmand ist/muss

    Geld da sein. Nur für ''Krethi und Plethi'' nicht.

  • E
    eon

    Metzger ist nicht nur Seeheimerin, sondern auch im Aufsichtsrat des lokalen Energieversorgers, der zu EON gehöhrt. Sie ist von dort aus die Schwester Clements und sorgt dafür, dass in Hessen nicht die Lichter ausgehen...

    Dass man von der taz enttäusch ist, verwundert mich. Man muss von den LeserInnen enttäuscht sein, die immer noch taz lesen, weil sie links sind. Die taz ist längst von der neoliberalen Community übernommen worden. Schaut mal genauer hin!

  • WH
    Wolfgang Hörner

    Robert Zion hat es richtig beschrieben.

    Im Übrigen ist Dagmar Metzger Schwiegertochter des ehemaligen Darmstädter OBs Günter Metzger, der dem Seeheimer Kreis nahesteht. Bei der entscheidenden Fraktionssitzung fährt sie in den Skiurlaub und danach läßt sie Frau Ypsilanti auflaufen. Welch eine Solidarität!

    Apropos Glaubwürdigkeit: Die taz nord hat Anja Hajduk vor den Hamburger Wahlen eine riesige Plattform gegeben; dies warb dann für rot-grün. Nach den Wahlen war alles schnell vergessen.

    10 Tage vor den Wahlen war die GAL nicht stärker als die Linke. Wie es kam, wissen wir.

  • HM
    Herr Minister

    Tja, die Intoleranz hat das Rechts-Außen-Lager eben nicht für sich allein gepachtet! Mit der Meinung des Andersdenkenden tut sich das Links-Außen-Lager nicht minder schwer. Wenn dann auch noch einer der vermeintlichen Gesinnungsgenossen das Wort zur Kritik erhebt, dann wehe ihm. Der Umgang mit Walter und Metzger bringt es an den Tag, die Verräter-Rufe aufgrund dieses TAZ-Artikels unterstreichen dies.

     

    Liebe Genossinnen und Genossen,

    geht doch mal in Euch und fragt Euch, warum der Kurs von Frau Y. auch bei denen auf Kritik stößt, die doch eigentlich Eurem Lager zugehörig sind. Vielleicht weil es die Aufgabe eines Freundes ist, nicht nur in guten Zeiten applaudierend an der Seite zu stehen, sondern weil man sich bei Fehltritten auch darauf verlassen können muss, dass nicht nur der Feind sich darüber freut, sondern dass der Freund auf die notwendigen Korrekturen hinweist.

     

    Denkt mal drüber nach...

  • V
    Verwundert

    Nichts gegen berechtigte Kritik an Ypsilanti. Aber auf einen ähnlich ätzend-kritisch formulierten Artikel der taz, der nun auch mal Hajduk und Goetsch in Hamburg wegen ihrer gebrochenen Zusagen kritisiert (ja, die gibt es durchaus, schwarz- grün wurde hier auch verbal "ausgeschlossen", aus ähnlicher Angst, Grünen-Wähler zu verschrecken), wird man wohl lange warten dürfen. Zweierlei Maß, und so offen? Ich würde mir hier bischen mehr klassisch-neutralen Journalismus und bischen weniger Meinungsmache von der taz wünschen: Wenn ich nämlich unkritisches schwarzgrün-Gejubel und paralleles Ypsilanti-Bashing lesen möchte, gehe ich gleich zu Spiegel Online oder Bild.de, oder zum Rest dieses ganzen einstimmigen Chors der deutschen Mainstreampresselandschaft, in den sich scheinbar nun auch die taz einreiht. Irgend etwas Neues habe ich hier auch nicht gelesen, und um politische Inhalte, die die taz doch sonst auch selbst propagiert, scheint es ja auch gar nicht mehr zu gehen. Sondern wohl eher darum, schwarz-grün im Bund medial vorzubereiten.

  • KH
    Klaus Hanselmann

    Jau, die Ypsilanti wars, die die Parteilinie verlassen hat, und nicht eine Metzger, deren Papi den "Seeheimer Kreis" mitgegründet hat.

    Gell schön die Mainstream nachplappern, ist ja auch so einfach. Und am Niedergang der SPD ist auch der Kurt Beck schuld, und nicht die "Agenda-Kämpen" von Schröder über Steinmeier und Steinbrück bis Tiefensee.

    Reiht sich die taz jetzt auch ins allgemeine Newspeek ein?

  • LK
    Lenny K.

    Bin positiv überrascht, dass es tatsächlich noch objektive Berichterstattung gibt. Nachdem die faz es gewagt hat, gegen Roland Kochs Schulpolitik zu polemisieren, nun also auch bei der taz mal ein Kommentar ohne ideologische Scheuklappen. Respekt!

  • JP
    Jochen Philipp

    Nachdem die Parteilinken von SPD und Grünen während des Agendaprozesses in der Minderheit waren und Beschlüsse mittragen mussten, von denen sie selbst nicht überzeugt waren, befinden sich jetzt die Seeheimer und die Netzwerker zumindest in Hessen auch mal in der Minderheitenposition. Die müssen jetzt auch mal zeigen welches Demokratieverständnis sie haben, indem sie die Mehrheitsmeinung akzeptieren und den Wählerwillen umsetzen.

  • RL
    Rüdiger Lange

    Frau Y hat ein Demokratieverständnis, das von mir und anderen nicht geteilt wird. Der erklärte Plan, wenn man schon nicht selbst demokratisch/parlamentarisch die Macht erlangen konnte, dann doch um jeden Preis die Regierung destabilisieren zu wollen, ist aus Wählersicht schon besorgniserregend.

    Wäre auch die NPD als Hilftruppe willkommen?

  • MK
    Michele Köster

    Was ist nur aus der taz geworden?!

     

    Mir war nicht bewusst, dass die taz neuerdings, statt zu recherchieren, einfach die BLÖD-Zeitung abschreibt. Wo sind eure APO-Wurzeln, wo euer politischer Anspruch oder wenigstens der Anspruch, guten Journalismus zu machen (im Gegensatz zum Kampagnen-Journalismus).

     

    Inhaltlich ist der Artikel einfach nur schlecht:

    1. Die hessische SPD um Andrea Ypsilanti tut das einzig richtige: sie versucht, ihr Programm durchzusetzen, für das sie gewählt wurde. Und das heißt: Studiengebühren abschaffen, das Land in den TdL zurück bringen, erneuerbare Energeien fördern. Das sie daruf setzt, diese inhaltlichen Punkte in einer großen Koalition nicht zu verwässern ist mutig und verdient nicht eure dümmliche Kommentare.

    2. Die Öffnung zur Linkspartei ist eine notwendige Entdiskriminierung. Auch wenn ihr das offenbar nicht versteht. Aber vielleicht kommt´s ja auch bei euch an.

    3. Dass ihr Andrea Ypsilanti auf diese Art zur Zielscheibe wählt ist unterstes Niveau und hoffentlich schämt sich jemand bei euch. Wenn ihr von Dillentantismus sprecht, dann recherchiert mal. Das wäre eure Aufgabe, nicht Kampagnenjournalismus gegen Personen und mit persönlichen Angriffen. Wenn es in Hessen Dilletanten in der SPD gibt, dann sind das Jürgen Walter oder Dagmar Metzger. Wenn diese beiden in Kamikaze-Manier erst die Presse und danach erst die Parteivorsitzende über ihr Wahlverhalten informieren, dann ist das zwar intrigant, aber kein Problem der Mehrheit der Hessen-SPD oder von Andrea Ypsilanti.

     

    Hat da irgendjemand von euch zu gute Kontakte zu den Netzwerkern in der SPD oder seid ihr einfach nur recherchefaul oder auf Boulevarde-Kurs.

     

    Echt das Letzte; muss ich wohl wieder die Rundschau kaufen. Selbst Schuld, liebe taz.

  • J
    Jörg

    Die Korrespondentin bedauert, daß die Wahlsiegerin den "kleinlaut-defensiven Ton" aufgegeben hat. Da kann man nur froh sein, daß es sich bei der Wahlsiegerin um eine Person handelt, für deren politische Zielsetzungen taz-Leser gewiß nicht annähernd soviel Sympathie aufbringen können wie für jene des Roland Koch.

  • K
    Kira

    Die SPD ist nicht stärkste Partei und die Grünen haben prozentual noch mehr verloren als die CDU.

    Hier stellt sich nun die Frage wie eine von diesen beiden Parteien darauf kommt einen Regierungsauftrag zu besitzen ?

    Die CDU ist also eine Kaderpartei, also irgendwie trägt diese Aussage schon ein gewisses Mass an Ironie in sich wenn man sich den Umgang mit Frau Metzger ansieht. Ist doch genau dies das Verhalten welches die Hessen SPD von ihren Mitgliedern erwartete.

    Man bastelt sich dort wohl liebend gern die Realität so zusammen wie man sie gern hätte .....

  • SB
    Stefan Becker

    Von welchem Teufel wird die taz und ihre Redakteure eigentlich geritten? Wie kann man als eine doch wohl eher linke Zeitung so gegen den offensichtlichen Wählerwillen polemisieren?

    Die SPD leidet nicht unter den Linken in ihrer Partei sonder doch wohl eher unter der vollzogenen neoliberalen Politik der rechten Minderheit. Sie ist es die das jetztige Dilemma der SPD heraufbeschworen hat. Sie suchen die Sündenböcke an dem verkehrten Ende. Bei der SPD treten die Mitglieder aus.Bei Ihnen werde ich als Abonnent nicht mehr in frage kommen. Anstatt vernünftigen Journalismus zu betreiben, argumentieren sie wie die Mainstreampresse.Mir reicht es !

  • PG
    Peter Gabriel

    Gut so, Fr. Ypsilanti. Viel Glück!

    Nur mit Becks, Steinmeiers, Seeheimers kann man die Partei auch gleich in die Tonne werfen.

    So unterscheidet sie sich durch nichts von der unsäglichen Merkelpartei .

    Alleine die Vorstellung Hermann Scheer als Umweltminister zu haben...Oh wie wär´das schön.

    Und Pinocchio endlich aus dem Chefsessel zu katapultieren. Das ist das Wagnis zu verlieren allemal wert.

  • RK
    Rainer Kirchner

    ich hätte nicht gedacht einen Artikel dieser Art in der TAZ lesen zu müssen. Wenn ich es richtig verstehe sieht der Autor in einer grossen Koalition DEN Weg für Hessen. Ungeachtet (entschuldigung) der Scheisse die die grosse Koalition auf Bundesebene inzwischen angerichtet hat. Er oder Sie nimmt auch nicht zur Kenntnis dass eine grosse Koalition immer die schlechteste aller Lösungen ist. Ich hätte von der taz mehr erwartet!

  • HK
    hubert knupe

    lese ich gerade taz oder faz? willkommen in der konservativen meinungsmache, frau haarhoff.

  • RZ
    ´Robert Zion

    Wieder eine Etappe der taz auf ihrem ideologischen Flug nach Jamaika.