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Giftspielzeug aus ChinaKontrollen werden besser

China ist nach wie vor Hauptexporteur von für Kindern gefährlichem Spielzeug. Doch die Kontrollmechanismen der EU-Kommission sind besser geworden.

Kleine Finger weg! Bild: dpa

BRÜSSEL taz "Stellen Sie diese Bilder bitte nicht in negativen Zusammenhang", flehte die europäische Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva die Brüsseler Berichterstatter an, als sie vor Teddybären mit ausgerissenen Knopfaugen und zusammengeschmolzenen Wasserkochern posierte. Die Behörde hatte zu Demonstrationszwecken eine kleine Auswahl gefährlicher Produkte zusammengetragen, die von den Aufsichtsbehörden einzelner Mitgliedsstaaten ans EU-Warnsystem Rapex gemeldet worden waren.

Auch die Tatsache, dass sich die Zahl der Meldungen zwischen 2004 und 2007 mehr als verdreifacht habe - auf 1605 Notifizierungen im vergangenen Jahr - sei keinesfalls eine schlechte Nachricht. "Das zeigt nämlich, dass die Kontrollmechanismen der Mitgliedsstaaten immer besser funktionieren", behauptet die Kommission in ihrer Pressemitteilung. Belege dafür gibt es nicht. Gestiegene Meldequoten können beides bedeuten: Eine höhere Aufklärungsquote oder eine höhere Gesamtmenge von gefährlichen Produkten, die in die Europäische Union eingeführt werden.

Wie in den Vorjahren kommen die meisten beanstandeten Waren aus China. China ist aber nach wie vor auch Hauptimporteur - 80 Prozent aller Spielwarenimporte stammen von dort. Die chinesischen Behörden scheinen inzwischen mehr Verständnis für europäischer Verbraucherschutzstandards aufzubringen. Zwischen Juli und September vergangenen Jahres untersuchten sie 184 Fälle, die bei Rapex aktenkundig geworden waren. Sie kontrollierten 3540 Hersteller und entzogen 701 von ihnen die Lizenz. Im Juni wird Kuneva China besuchen, um die Fortschritte seit ihrer letzten Reise im Sommer zu bewerten. Im November sollen bei einer "Woche der internationalen Produktsicherheit" in Brüssel Dreiergespräche zwischen chinesischen, amerikanischen und europäischen Vertretern stattfinden.

Doch bei Produkten, die Kindern gefährlich werden können, tragen auch die Eltern Verantwortung. Als Hilfsmittel für sie präsentierte Kuneva ein kleines Plexiglasteil mit runder Öffnung. Was dort durchpasst, so die Botschaft, ist für Kinder unter drei Jahren ungeeignet, weil es verschluckt werden kann. Dass es der Staat mit seiner Fürsorge auch zu weit treiben kann, zeigt ein leuchtend roter, technisch einwandfreier Mixer in Micky-Mouse-Design. Da er Kinder dazu verleiten könnte, mit ihm zu spielen und sich im Häckselwerk die Hände aufzuschneiden, wurde er vom Markt genommen. Doch Küchenmaschinen sind für unbeaufsichtigte Kleinkinder in jedem Fall gefährlich - mit oder ohne Micky-Mouse-Design.

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