Kommentar Simbabwe: Mugabes brutaler Realitätsverlust

Mugabe und seine Handlanger sind bereit, mit Gewalt ihre Macht zu halten. Südafrikas Regierung schweigt. Nur Transportarbeiter in Durban weigern sich Waffen für Mugabe zu entladen.

Der Auftritt von Simbabwes Präsident Robert Mugabe vor seinen Anhängern lässt all jene schaudern, die gegen besseres Wissen auf ein Einlenken des 84-Jährigen gehofft hatten. Dass es seinem Heimatland 28 Jahre nach der Unabhängigkeit schlechter geht als je zuvor, scheint den Diktator ebenso wenig zu kratzen wie die Tatsache, dass seine Reden im gegenwärtigen Simbabwe wirklichkeitsferner klingen als je zuvor. Während Mugabe gegen die Briten hetzt und den Geist der Unabhängigkeit beschwört, hungern nur wenige hundert Meter von seinem Rednerpult entfernt Zehntausende. Die Unabhängigkeit dürften sie sich anders vorgestellt haben.

Die erste Rede Mugabes nach seiner verlorenen Wahl zeigt, wohin er wirklich gehört: ins Museum. Niemand will dem Unabhängigkeitshelden seine Verdienste nehmen oder den Dienst bestreiten, den er 1980 seinem Land erwies, als er das damalige Rhodesien in die Unabhängigkeit führte. Doch all das ist lange her. Auch wenn Mugabe es vorzieht, diese Realität zu leugnen. Angeblich, munkelt man in Harare, übernachtet der Präsident aus Angst um sein Leben jede Nacht in einem anderen Palast. Doch zweifellos ist jeder dieser Paläste in einem Glanz gehalten, den in Simbabwe nur noch Mugabe und seine korrupte Führungsriege kennen. Die triste Wirklichkeit im Simbabwe von heute kennt der senile Präsident nicht.

Dass Mugabe und seine Handlanger bereit sind, mit einem Arsenal frischer Waffen aus China auf ihre eigene Bevölkerung zu schießen, beweist, dass das Regime in Simbabwe am Ende angelangt ist. Südafrikas Regierung, die Mugabe von jetzt auf gleich Strom und Geldhahn gleichermaßen zudrehen könnte, schweigt weiterhin. Dass es da noch Helden gibt wie jene Transportarbeiter in Durban, die sich trotz drohenden Jobverlustes weigern, den chinesischen Waffenfrachter mit seiner tödlichen Ladung zu entladen, ist das eigentliche Hoffnungszeichen. Wenn im In- und Ausland noch mehr solcher Helden mit Zivilcourage aufstehen, dann kann Simbabwe vielleicht doch noch eine zweite Unabhängigkeit feiern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.