Poker um British Energy: Britisches Roulette

Die Energieriesen Vattenfall und RWE tun sich zusammen, um den größten Stromproduzenten Großbritanniens zu kaufen. Bei den Briten herrscht Skepsis.

Vattenfall und RWE sind scharf auf die acht modernen AKWs die British Energy betreibt. Bild: dpa

BERLIN taz Wenn aus Konkurrenten Verbündete werden: RWE und der schwedische Stromkonzern Vattenfall wollen gemeinsam den britischen Atomkraftbetreiber British Energy übernehmen. Die Unternehmen sprächen derzeit über ein Angebot für den britischen Konzern, berichtete das Handelsblatt.

Ein Deal, der der britischen Regierung nicht schmeckt: British Energy ist nicht nur größter Stromproduzent auf der Insel, sondern wird als strategisches Unternehmen betrachtet. British Energy wurde 1995 gegründet, um die acht modernsten Atomkraftwerke Großbritanniens zu betreiben. Und die sollen nun in ausländische Hände fallen?

Großbritannien sah sich 2002 gezwungen, den Konzern vor der Pleite zu retten. Wegen stark gesunkener Strompreise kaufte die Regierung gut ein Drittel der Anteile auf, um so frisches Geld in den Atomkonzern - der auch ein Kohlekraftwerk betreibt - zu pumpen. Was allerdings nicht lange vorhielt: Die acht AKWs gelten als veraltet, laut britischem Rechnungshof summierte sich der Betrag, mit dem die Regierung British Energy vor der Pleite zu retten gedachte, schon auf 5,1 Milliarden Pfund (6,8 Milliarden Euro). Dem soll nun durch den Verkauf der Staatsanteile ein Ende bereitet werden.

RWE hatte schon vor Wochen ein Angebot über rund 14 Milliarden Euro abgegeben, um die Bücher von British Energy prüfen zu können. Allerdings gibt es mit dem französischen Energieriesen EdF einen potenten Konkurrenten. Deshalb nun die Gespräche, um mit Vattenfall eine Allianz zu schmieden. Interessant ist die Übernahme für die Deutschen, weil sie zunehmend Marktprobleme bekommen: Vattenfall droht sein Kraftwerksprojekt in Hamburg-Moorburg zu verlieren, RWE musste kürzlich im saarländischen Ensdorf wegen des Widerstandes der Bevölkerung ein Kohlekraftwerksprojekt begraben. Zudem sorgt das Erneuerbare-Energien-Gesetz dafür, dass den großen Stromkonzernen in Deutschland jedes Jahr zwei bis drei Prozent Marktanteile abgejagt werden.

Großbritannien dagegen hat kürzlich bekannt gegeben, 20 neue Atomkraftwerke bauen zu wollen. Projekte ganz nach der Kragenweite von RWE und Vattenfall. Ein gemeinsames Gebot steigert die Chancen: Die britische Regierung sieht es lieber, wenn nicht ein einzelnes Land Zugriff auf das "strategische Unternehmen" hat.

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