Erster Ressourcenkongress: Falscher Wohlstand

Die Grünen wollen eine Wertstoffverordnung, um den Ressourcenverbrauch bei der Produktion zu vermindern.

"Jeder Grundschüler weiß, dass man, wenn man sparen muss, am besten beim größten Brocken anfängt", sagte die Fraktionsvorsitzende Renate Künast. Bild: dpa

BERLIN taz Wenn es um Rationalisierung in Produktionsbetrieben geht, denken wohl die meisten Chefs zuerst an Kürzungen beim Personal. Dabei verursachen die Arbeitnehmer im Schnitt nur etwa 20 Prozent der Kosten, während die Hersteller für den Einkauf von Material das Doppelte ausgeben müssen. Dieser Anteil dürfte wegen der rasanten Preissteigerungen auf den Rohstoffmärkten weiter wachsen. Darauf wiesen die Bundestagsfraktion der Bündnisgrünen am Freitag auf ihrem ersten grünen Ressourcenkongress hin.

"Jeder Grundschüler weiß, dass man, wenn man sparen muss, am besten beim größten Brocken anfängt", sagte die Fraktionsvorsitzende Renate Künast. Nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus ökologischen Gründen sei ein wesentlich sparsamerer Umgang mit Energie und anderen Ressourcen wie Kupfer, Nickel oder Boden unabdingbar.

"Unsere Wirtschaft produziert ökologisch unrichtigen Wohlstand", betonte Friedrich Schmidt-Bleek vom Factor 10 Institute, das sich mit Fragen der Ressourcenproduktivität befasst. Der Chemiker hat ausgerechnet, dass jedes Kilogramm Ware, das in deutschen Läden steht, bereits bis zu diesem Zeitpunkt 34 Kilogramm Abfall verursacht hat - in Form von Abraum bei der Gewinnung der Rohstoffe, bei der Verarbeitung und beim Transport. Auf diese Weise verbrauche jeder Bundesbürger Jahr für Jahr 70 Tonnen nicht nachwachsender Natur und 500 Tonnen Wasser - und zwar ganz überwiegend in anderen Erdteilen.

Um dem etwas entgegenzusetzen, schlagen die Bündnisgrünen eine Wertstoffverordnung vor, die zunächst bei Verpackungen ansetzen und später auf alle Produkte ausgeweitet werden soll. Eine öffentlich-rechtliche Ressourcenagentur soll Gebühren festlegen, die sich danach richten, in welchem Umfang Ressourcen im Müll auftauchen. "Plunder wird teurer, langlebige Produkte günstiger," erläuterte die Grüne Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl die Grundidee. Auch Demontierbarkeit zwecks Wiederverwertung von Materialien solle sich dadurch auszahlen.

Doch viel Begeisterung erntete der Vorschlag im Publikum nicht. "Wie wollen Sie denn feststellen, wie viele Büroklammern von einem bestimmten Hersteller im Müll drinstecken?" formulierte ein Zuhörer praktische Bedenken.

Schmidt-Bleek schlug vor, nicht wie schon bei der Verpackungsverordnung den Blick auf das Ende der Dinge zu richten: "Jeder Hersteller und Importeur soll mitteilen, was in seinem Produkt drinsteckt - und dann bekommt er dafür eine Rechnung." Der umgekehrte Weg sei bei 15 Millionen Warenangeboten in Deutschland völlig unpraktikabel.

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