Illegale Arbeiter in Frankreich: Streiken fürs Aufenthaltsrecht

Die Sans Papiers haben einen Teilerfolg errungen. Frankreichs Innenminister sagt den Papierlosen Arbeitern eine Einzelfallprüfung zu. Der Streik soll aber erst einmal weiter gehen.

Ein Ende ihres Status als Illegale fordern mehr als 600 Arbeiter in Paris. Bild: dpa

PARIS taz 600 bis 700 afrikanische Arbeiter, die seit einer Woche in der Region Paris für ihre Legalisierung streiken, können laut Innenminister Brice Hortefeux mit einer wohlwollenden Prüfung ihrer Gesuche rechnen. Einen Präzedenzfall sieht der Minister aber darin nicht.

Unter den ausgetrockneten Pfefferschoten-Girlanden des Pariser Restaurants Chez Papa herrscht Betrieb. Seit einer Woche sind hier aber nicht die Gäste, sondern ein Teil des Personals versammelt. Die dreißig Männer aus Mali, Senegal, Mauretanien und der Elfenbeinküste sind sonst unsichtbar wie Schatten, sie arbeiten in der Küche. Alle sind angemeldet, sie bezahlen Sozialbeiträge und Steuern, nur die Aufenthaltsbewilligung fehlt ihnen, obwohl einige von ihnen schon seit fünf Jahren in dieser Gaststätte mit Spezialitäten aus dem französischen Südwesten und zur voller Zufriedenheit des Wirts tätig sind. Als sie eingestellt wurden, haben sie ihm zwar Papiere gezeigt, aber die waren entweder gefälscht oder waren die eines Verwandten. Wer allerdings meint, es handle sich da um eine seltene Ausnahme, täuscht sich. Die Zahl der "Schwarzarbeiter", die ohne gültige Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung wie andere ihrem Beruf nachgehen, beläuft sich schätzungsweise auf 300.000 bis 500.000!

Um auf diese "Heuchelei" aufmerksam zu machen, sind vor einer Woche zuerst 200, dann 300 und jetzt 600 Beschäftigte mit einem Streik und Betriebsbesetzung aus ihrer Illegalität an die Öffentlichkeit getreten. "Frankreich braucht uns, tut aber so, als gäbe es uns nicht", sagt Diokhté, und der ebenfalls aus Senegal eingewanderte Amada fügt bei: "Wir haben nichts zu verlieren als unsere Angst." Jeden Tag müssten sie mit einer Festnahme und Ausweisung rechnen, ihr sauer verdientes Geld auf der Bank und die Sozialbeiträge wären dann verloren.

Wenn nun Innenminister Hortefeux unter dem Druck der sehr beachteten Streikbewegung 600 oder 700 Dossiers wohlwollend prüfen will, ist dies nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie der Innenminister plädieren auch zwei Wirteverbände für eine Einzelfallprüfung. Für die Gewerkschaft CGT und die Organisation "Droits Devants", welche den Streik der Sans Papiers unterstützt, soll ein Erfolg dieses Kampfs dagegen einen Präzedenzfall schaffen.

RUDOLF BALMER

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