KURZKRITIK: „VERTRAUEN IN FORSCHUNG“
: Emotional gesteuert

Anders als Propaganda behauptet Wissenschaft nie, die ganze Wahrheit zu besitzen. Nur dadurch verdient sie Vertrauen. Obacht also, sobald jemand suggeriert, „transparent und objektiv über alle Aspekte“ eines Phänomens „zu informieren“.

Das war ein Zitat. Es stammt aus dem lesenswerten Heftchen „Vertrauen in Forschung“, das die Uni gerade vorgelegt hat. Das Thema sind die hiesigen Affenversuche. Besonders hübsch sind die vielen Fotos von Makaken, die ihre Schädel-OP alle noch vor sich haben. Sieht halt viel netter aus. Und ist wichtig, denn, „nicht die Vernunft“, so hat der Neurobiologe Gerhard Roth einst in „Schaltstelle Gehirn“ erklärt, „sondern Affekte und Emotionen steuern [...] unser Verhalten“. Weniger Bilder hätten allerdings mehr Aspekte zugelassen: So wäre Platz gewesen für Statements von Primatologen, auch die Trainingsphase hätte erläutert werden können. Und statt sich exklusiv über die erhofften epileptologischen Anwendungen zu ergehen, hätten auch die weniger beliebten Erwähnung finden können. Die USA haben jahrelang Millionen Dollar in Tests zum Neuronal Human Enhancement gesteckt, aus dem Militäretat. Jeder Fortschritt in der Grundlagenforschung erweitert auch da die Spielräume.

Überhaupt, diese Medizin-Kiste: „Diese Erkenntnisse sind für die Heilung kranker Menschen von großer Bedeutung!“, zitiert die Broschüre „Prof. R. X. Fischer, Bremen“. Der ist Geowissenschaftler. Sein Fachgebiet ist die Kristallographie. Aber vielleicht ist er ja mit Ärzten verwandt oder verschwägert und verfügt so über Expertise. Die verdient nicht weniger Vertrauen als das ganze Heft.

BENNO SCHIRRMEISTER

Download: www.kog-neuro.uni-bremen.de