Schleppende Hilfe nach Zyklon-Katastrophe: Erste Ruhr-Fälle in Birma
In Birma dringen Helfer nur langsam in das schwer vom Zyklon zerstörte Irrawaddy-Delta-Gebiet vor. NGOs dürfen dort nur mit einheimischen Mitarbeitern helfen.
Dicht gedrängt liegen die Menschen am Boden, über ihnen ist notdürftig eine Plane gespannt. Heftiger Regen wurde für diese Woche vorausgesagt. Die Menschen wirken erschöpft, ausgemergelt. Hier in Laputta, am Südwestzipfel der vom Zyklon "Nargis" am schwersten getroffenen Region, dem Irrawaddy-Delta, hatten viele die ganze Woche über kein sauberes Wasser zu trinken. Die Weltgesundheitsorganisation WHO meldet erste Ruhr-Fälle. Kinder, Alte und Schwache leiden an Erschöpfung und Durchfall.
Allmählich dringen Hilfsorganisationen mit einheimischen Mitarbeitern in die entlegenen Regionen des Katastrophengebietes vor. Als "dramatisch" beschreiben sie die Lage vor Ort. In Interviews sagen viele Helfer, sie bräuchten mehr Personal und uneingeschränkten Zugang. Die Restriktionen für eine Luftbrücke wurden unterdessen gelockert: Am Dienstag flogen unter anderem zwei weitere US-Militärflugzeuge mit Hilfslieferungen nach Rangun. Es hieß, die Amerikaner hätten zugestimmt, dass Birmas Militär die Hilfe verteilt.
Weiter gehen Birmas Generäle in ihren Zugeständnissen nicht. Am Dienstag machten sie noch einmal deutlich, dass sie keine ausländischen Helfer im Land haben wollten. Die Verteilung der Hilfsgüter übernehme das Militär, sofern die Spender keine einheimischen Mitarbeiter im Land hätten, hieß es in den staatlich kontrollierten Medien. Und: Die Bedürfnisse der Überlebenden seien erst einmal gestillt worden, zitierte gestern das Juntaorgan New Light of Myanmar den Vizeadmiral Soe Thein.
Die Blockadehaltung des Regimes sorgt international für Frustration. Nach UN-Angaben erreichten die Hilfslieferungen erst 270.000 von etwa 1,5 Millionen Notleidenden. Auch werde den meisten ausländischen Helfern weiter Visa verweigert. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat es abgelehnt, den Weltsicherheitsrat einzuschalten. Gleichzeitig aber zeigte sich der als zurückhaltend geltende Koreaner äußerst verärgert über die Ignoranz der Junta: "Ich möchte meine tiefe Sorge und gewaltige Frustration über die inakzeptabel langsame Antwort auf diese schwerwiegende humanitäre Krise zum Ausdruck bringen." Ein Brief, den er an den als Hardliner geltenden Juntachef Than Shwe geschrieben hatte, blieb bislang unbeantwortet.
Zuvor war bereits Frankreichs Begehren abgelehnt worden, den UN-Sicherheitsrat einzuschalten. Blockiert hatten den Vorschlag China sowie auch Indonesien. Dazu Sunai Phasuk vom Büro der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in Bangkok: "Ausgerechnet Indonesien, das 2004 Opfer des Tsunami war und international so viel Hilfe erfahren hat", hätte doch wissen müssen, "dass jeder Tag und jede Stunde zählt, wenn es darum geht, Leben zu retten."
Unterdessen versucht Thailand, in dem Konflikt um internationale Hilfe zu vermitteln. Am Sonntag flog Expremier und Exgeneral Surayud Chulanont in Begleitung hochrangiger Militärs zum Regierungssitz der Junta in Naypyidaw. Details der Gespräche sind nicht bekannt. Und Thailands Premier Samak Sundaravej will am Mittwoch einen zweiten Anlauf nehmen und nach Birma zu reisen. Die Junta hatte ihm vergangene Woche signalisiert, sie sei zu beschäftigt, um ihn zu empfangen. Für Samak, der bisher auf Schmusekurs mit der Junta war, kommt dies einem Affront gleich.
Auch der südostasiatische Staatenbund Asean bemüht sich. Man habe eine "Koalition des Mitleids" gebildet, sagte Asean-Generalsekretär Surin Pitsuwan der thailändischen Zeitung The Nation. Asean könne die Koordination der ausländischen Hilfe übernehmen und damit das Misstrauen der Junta abmildern.
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