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Geschacher um Bundespräsidenten-AmtSPD treibt Preis für Köhler-Wahl hoch

So leicht soll die Union Bundespräsidenten Köhler nicht wiedergewählt bekommen: SPD-Politiker schlagen Gesine Schwan für die Wahl vor - und bräuchten dafür die Linkspartei.

Rückspiel im Jahr 2009? Präsident Köhler mit möglicher Nachfolgerin Schwan Bild: dpa

Das war vielleicht ein wenig leichtfertig vom Herrn Bundespräsidenten. Vorigen Sommer, in der letzten Talkshow von Sabine Christiansen, hatte Horst Köhler zur Frage einer erneuten Kandidatur gesagt: "Ein Jahr etwa vor dem Ende der Amtszeit werde ich meine Entscheidung bekannt geben." Ein Jahr vor dem Ende der Amtszeit - das wäre der 23. Mai, also der Freitag kommender Woche.

Sollte der Präsident darauf spekuliert haben, dann über seine Wahlchancen klarer zu sehen, wird er wohl enttäuscht. Union und FDP werden ihre hauchdünne Mehrheit in der Bundesversammlung durch die bayerische Landtagswahl im September vermutlich verlieren. Und die SPD, die als Mehrheitsbeschafferin gebraucht würde, ziert sich noch - und treibt den Preis für Köhlers Wiederwahl hoch.

Die stellvertretende Parteivorsitzende Andrea Nahles plädierte nun für die Wahl einer Frau zur Bundespräsidentin. "Es stünde der SPD gut an, wenn sie die Partei wäre, die die erste Frau ins höchste Amt bringt, das der Staat zu vergeben hat", sagte sie. Wie zuvor andere Sozialdemokraten bezeichnete Nahles die Universitätspräsidentin Gesine Schwan aus Frankfurt an der Oder als mögliche Kandidatin.

Bislang waren Frauen von den Parteien nur dann für den Präsidentenposten aufgestellt worden, wenn sie keine Chance hatten. Das galt für Schwan, die SPD-Bewerberin 2004, genauso wie für die CDU-Kandidatin Dagmar Schipanski, die 1999 gegen den Sozialdemokraten Johannes Rau in ein aussichtsloses Rennen ging. Eine besondere Vorliebe für weibliches Personal hatten in der Vergangenheit vor allem die Kleinparteien, die ohnehin nicht mit einer eigenen Mehrheit rechnen können. So nominierten die Grünen 1984 die Schriftstellerin Luise Rinser, die FDP ließ 1994 Hildegard Hamm-Brücher antreten, für die damalige PDS ging 1999 die Theologin Uta Ranke-Heinemann ins Rennen.

Wenn jetzt von SPD-Politikern der Name Schwan ins Gespräch gebracht wird, droht allerdings auch diesmal eine Instrumentalisierung. Selbst wenn die schwarz-gelbe Mehrheit in der Bundesversammlung dahinschmilzt, gibt es deshalb noch keine eigene Mehrheit für die SPD. In dem mehr als tausendköpfigen Gremium entstünden hessische Verhältnisse. Eine sozialdemokratische Bewerberin bräuchte die Stimmen der Linkspartei, was wiederum als Signal zugunsten des von Parteichef Kurt Beck ausgeschlossenen rot-roten Bündnisses nach der Bundestagswahl aufgefasst würde.

In der SPD ist der wirtschaftsfreundliche Köhler aber alles andere als populär. "Köhler ist in vielen Fragen sehr unpolitisch, er ist zu stark einem ökonomischen Denken verhaftet", sagte der Konstanzer SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Friedrich der taz. "Die SPD ist gleich stark wie die Union und hat ein gleiches Recht auf das höchste Staatsamt." Die große Popularität Köhlers sei kein Argument für einen Verbleib im Amt. "Dann dürften wir auch keinen Wahlkampf gegen Frau Merkel führen."

Die Bundesversammlung setzt sich aus den 612 Bundestagsabgeordneten und einer gleich großen Anzahl von Ländervertretern zusammen. Anders als im Bundesrat stimmen die Länder in der Bundesversammlung nicht geschlossen ab, die Delegierten werden von den Landtagen nach dem Prinzip der Verhältniswahl bestimmt. Erzielt die CSU bei der Wahl im Herbst statt der bisherigen Zweidrittelmehrheit im bayerischen Landtag nur noch eine knappe absolute Mehrheit, wären rund zehn Unionsstimmen futsch - und damit die schwarz-gelbe Mehrheit bei der Präsidentenwahl.

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15 Kommentare

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  • S
    sachma

    Jetzt geht d e r Stuß wieder los.Sie wissen schon: Der Kandidat muß relativ profilfrei alle angeblich Deutschen samt Tugenden repräsentieren, ohne bedrohlich zu wirken. Ich hoffe, Frau Schwarz ist sich dazu zu schade. Nur um jeden Preis eine Frau, das ist doch recht billig. also sachma!

  • PB
    Patrick B.

    Die Amtszeit des Bundespräsidenten begann am 1. Juli 2004, am 23. Mai ist nur die traditionelle Wahl. Also wird Köhler sich bis Ende Juni diesen Jahres Zeit lassen können.

  • US
    Uwe Sak

    Köhler hat sich immer wieder als Handlanger der Arbeitgeber betätigt. Seine Reden (Arbeit hat Vorfahrt, also Arbeit um jeden Preis) sind zynisch. Ein Bundesprädsiedent hat das ganze Volk zu vertreten, nicht nur das Kapital.

    SPD und Grüne könnten mal Mut beweisen, indem sie zusammen mit der Linkspartei Köhler in die Wüste schicken.

  • F
    flowmo

    find ja persönlich, abgesehen von der relativen politischen irrelevanz des amtes, dass herr köhler den grußaugust (beizeiten sogar mit eigener meinung) sehr gut abgegeben hat, die pure tatsache dass er früher präsident des iwf war und als wirtschaftsfreundlich gilt (als bundespräsident, so what, er ist nich kanzler oder arbeitsminister) lasse ich nicht als argument gegen ihn gelten, die halbe linkspartei war früher verfassungsfeidlich oder handlanger eines verbrecherischen systems und unser ehemaliger außenminister hat an kongressen wider das existenzrecht israels partizipiert, ich würde mir trotzdem nicht anmaßen hier gegen ihre wahl aufzurufen, hey, wir sind am ende des tages doch immer noch eine demokratie, oder was?. nichts gegen frau schwan jedoch.

  • PG
    Peter G.

    Dann eben Frau Schwan. Auf keinen Fall jedoch noch einmal der nichtssagende Sülzer Köhler. Obwohl´s im Prinzip wurscht ist, wer die deutsche Queen gibt.

    Trotzdem.

     

    Derzeit werden wir von Merkel und Köhler "repräsentiert". Hilfe!

    Aber sie trauen sich ja doch nicht. MIT den Linken votieren. Das tut man nicht, oder doch?

  • S
    sachma

    Jetzt geht d e r Stuß wieder los.Sie wissen schon: Der Kandidat muß relativ profilfrei alle angeblich Deutschen samt Tugenden repräsentieren, ohne bedrohlich zu wirken. Ich hoffe, Frau Schwarz ist sich dazu zu schade. Nur um jeden Preis eine Frau, das ist doch recht billig. also sachma!

  • PB
    Patrick B.

    Die Amtszeit des Bundespräsidenten begann am 1. Juli 2004, am 23. Mai ist nur die traditionelle Wahl. Also wird Köhler sich bis Ende Juni diesen Jahres Zeit lassen können.

  • US
    Uwe Sak

    Köhler hat sich immer wieder als Handlanger der Arbeitgeber betätigt. Seine Reden (Arbeit hat Vorfahrt, also Arbeit um jeden Preis) sind zynisch. Ein Bundesprädsiedent hat das ganze Volk zu vertreten, nicht nur das Kapital.

    SPD und Grüne könnten mal Mut beweisen, indem sie zusammen mit der Linkspartei Köhler in die Wüste schicken.

  • F
    flowmo

    find ja persönlich, abgesehen von der relativen politischen irrelevanz des amtes, dass herr köhler den grußaugust (beizeiten sogar mit eigener meinung) sehr gut abgegeben hat, die pure tatsache dass er früher präsident des iwf war und als wirtschaftsfreundlich gilt (als bundespräsident, so what, er ist nich kanzler oder arbeitsminister) lasse ich nicht als argument gegen ihn gelten, die halbe linkspartei war früher verfassungsfeidlich oder handlanger eines verbrecherischen systems und unser ehemaliger außenminister hat an kongressen wider das existenzrecht israels partizipiert, ich würde mir trotzdem nicht anmaßen hier gegen ihre wahl aufzurufen, hey, wir sind am ende des tages doch immer noch eine demokratie, oder was?. nichts gegen frau schwan jedoch.

  • PG
    Peter G.

    Dann eben Frau Schwan. Auf keinen Fall jedoch noch einmal der nichtssagende Sülzer Köhler. Obwohl´s im Prinzip wurscht ist, wer die deutsche Queen gibt.

    Trotzdem.

     

    Derzeit werden wir von Merkel und Köhler "repräsentiert". Hilfe!

    Aber sie trauen sich ja doch nicht. MIT den Linken votieren. Das tut man nicht, oder doch?

  • S
    sachma

    Jetzt geht d e r Stuß wieder los.Sie wissen schon: Der Kandidat muß relativ profilfrei alle angeblich Deutschen samt Tugenden repräsentieren, ohne bedrohlich zu wirken. Ich hoffe, Frau Schwarz ist sich dazu zu schade. Nur um jeden Preis eine Frau, das ist doch recht billig. also sachma!

  • PB
    Patrick B.

    Die Amtszeit des Bundespräsidenten begann am 1. Juli 2004, am 23. Mai ist nur die traditionelle Wahl. Also wird Köhler sich bis Ende Juni diesen Jahres Zeit lassen können.

  • US
    Uwe Sak

    Köhler hat sich immer wieder als Handlanger der Arbeitgeber betätigt. Seine Reden (Arbeit hat Vorfahrt, also Arbeit um jeden Preis) sind zynisch. Ein Bundesprädsiedent hat das ganze Volk zu vertreten, nicht nur das Kapital.

    SPD und Grüne könnten mal Mut beweisen, indem sie zusammen mit der Linkspartei Köhler in die Wüste schicken.

  • F
    flowmo

    find ja persönlich, abgesehen von der relativen politischen irrelevanz des amtes, dass herr köhler den grußaugust (beizeiten sogar mit eigener meinung) sehr gut abgegeben hat, die pure tatsache dass er früher präsident des iwf war und als wirtschaftsfreundlich gilt (als bundespräsident, so what, er ist nich kanzler oder arbeitsminister) lasse ich nicht als argument gegen ihn gelten, die halbe linkspartei war früher verfassungsfeidlich oder handlanger eines verbrecherischen systems und unser ehemaliger außenminister hat an kongressen wider das existenzrecht israels partizipiert, ich würde mir trotzdem nicht anmaßen hier gegen ihre wahl aufzurufen, hey, wir sind am ende des tages doch immer noch eine demokratie, oder was?. nichts gegen frau schwan jedoch.

  • PG
    Peter G.

    Dann eben Frau Schwan. Auf keinen Fall jedoch noch einmal der nichtssagende Sülzer Köhler. Obwohl´s im Prinzip wurscht ist, wer die deutsche Queen gibt.

    Trotzdem.

     

    Derzeit werden wir von Merkel und Köhler "repräsentiert". Hilfe!

    Aber sie trauen sich ja doch nicht. MIT den Linken votieren. Das tut man nicht, oder doch?