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Portrait Gesine SchwanKeine Scheu vor Niederlagen

Gesine Schwan könnte noch mal als Präsidenten kandidieren - so die SPD will. Geeignet wäre sie, schon beim ersten Anlauf begeisterte sie über die Parteigrenzen hinweg.

"Energisch, aber nicht emotional": Gesine Schwan. Bild: ap

Ihre Frisur fällt allen als erstes auf: Stramm nach oben gekämmt türmen sich die blondierten Locken. Aber selbst dieses wilde Ornament kann nicht verdecken, dass Gesine Schwan fast immer lächelt. Und sie lächelt so breit, wie es nur wenigen anatomisch möglich ist.

"Ein großes Kommunikationstalent", sagen Freunde sofort, wenn sie die 65-Jährige beschreiben sollen, die die SPD-Linken jetzt für das Amt des Bundespräsidenten nominieren möchten. Für Schwan wäre es keine neue Erfahrung, gegen den jetzigen Amtsinhaber Horst Köhler (CDU) anzutreten: 2004 hat sie bereits einmal gegen ihn verloren.

Damals allerdings zeigte sich, dass das SPD-Mitglied Schwan weit über die eigenen Parteigrenzen hinaus begeistern kann: So soll Gloria von Thurn und Taxis hinterher gesagt haben, dass sie gegen Köhler und für Schwan gestimmt hätte - obwohl die Fürstin eigentlich mit einem CSU-Ticket in der Bundesversammlung saß.

Aber die Politikprofessorin Schwan ist eben auch keine typische Sozialdemokratin, sondern vereint wie selbstverständlich Eigenschaften, die sonst als Gegensätze gelten. Sie ist konvertierte Katholikin, umgibt sich mit großbürgerlichem Flair, ist aber ohne jeden Dünkel; und sie ist eine Wissenschaftlerin, die auch in der Politik ernst genommen wird.

Zudem ist sie eine Kosmopolitin der ungewöhnlichen Art: Sie spricht nicht nur perfekt Englisch, sondern ebenso fließend Französisch und Polnisch. Denn ihre Schulzeit hat sie auf dem französischen Gymnasium in Berlin verbracht, ihre Promotion dann über den polnischen Philosophen Leszek Kolakowski geschrieben. Schon deswegen erschien es so naheliegend, sie 1999 zur Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) zu berufen. Dort allerdings, so hört man, hat sie inzwischen nicht nur Freunde, denn Schwan kann durchaus resolut werden.

Das würden auch Freunde nicht leugnen: Sie sei "energisch, aber nicht emotional". Dazu gehört auch, dass Schwan verlieren kann. Sie scheut Niederlagen nicht, weil sie diese nicht persönlich nimmt. Nüchtern kann sie daher eine zweite Kandidatur gegen Köhler wagen. Sie ist eben fähig, die Chancen zu sehen, weil sie das Risiko nicht fürchtet.

Das Amt des Bundespräsidenten ist letztlich eine Doppelaufgabe, auch der Partner muss repräsentieren. Bei Gesine Schwan würde dies auf Peter Eigen zukommen, den Gründer von Transparency International. Er ist ihre "zweite große Liebe", wie sie es ausdrückt. Ihr erster Mann, der konservative Politologe Alexander Schwan, ist 1989 an Krebs gestorben. Ihn hatte sie an der FU Berlin kennengelernt: Er war ihr Professor.

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