Online-Datenbank für Krankenhäuser: Operation gelungen, Patient surft

Patientenverbände, Verbraucherschützer und Bertelsmann stellen ein Krankenhaussuch-Portal ins Netz. Geld verdient werden soll mit der "Weisse Liste" aber nicht.

Der richtige Arzt? Bild: ap

BERLIN taz Wer ins Krankenhaus muss, möchte sich in guten Händen wissen. Doch wo finden sich diese Hände? In welcher Klinik gibt es eine wirklich gute Behandlung? Und wo sitzen die Spezialisten? Um die zu finden, gibt es für Patienten und Patientenberater ab dem 5. Juni 2008 ein neues, interaktives Instrument, das sie bei der Suche nach dem individuell passenden Krankenhaus unterstützt: das Internetportal www.weisse-liste.de.

Auf die Beine gestellt wurde das Projekt von verschiedenen Patienten- und Verbraucherorganisationen zusammen mit der Bertelsmann-Stiftung. Und es orientiert sich an den Bedürfnisse von Patienten. Denn auf leicht verständliche Weise ermöglicht das Internetportal eine differenzierte, nach persönlichen Kriterien gestaltete Auswahl unter rund 2.000 deutschen Kliniken.

Die Wahl eines Krankenhauses ist bisher meist eine Vertrauenssache. Oft folgen Patienten den Empfehlungen von Freunden oder bekannten. Informationen über die Behandlungs- und Pflegequalität von Kliniken liegen oft nur unvollständig vor. "Unser Anliegen ist es, mit der Weissen Liste die Qualität und Kompetenzen von Krankenhäusern leicht verständlich darzustellen und dem Nutzer eine individuelle Entscheidungshilfe zu liefern", erklärt Lena Prinzen vom Projektbüro der "Weissen Liste", die das Projekt mit ihren Kollegen ausgearbeitet hat.

Mit der letzten Gesundheitsreform wurden die Kliniken in Deutschland gesetzlich verpflichtet, alle zwei Jahre so genannte Qualitätsberichte zu veröffentlichen. "Die Weisse Liste stützt sich auf die Daten dieser Qualitätsberichte aus dem Jahr 2006, erläutert Prinzen.

Die Weisse Liste hat keinen kommerziellen Hintergrund und versteht sich als unabhängige Hilfe für Patienten und Patientenberater. Sie ist ein gemeinsames Projekt des Sozialverbands VdK Deutschland, des Sozialverbands Deutschland (SoVD), des Forums chronisch kranker und behinderter Menschen im Paritätischen, der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG Selbsthilfe), der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen, dem Bundesverband der Verbraucherzentrale (VZBV) und der Bertelsmann Stiftung. "Diese unabhängige Projektstruktur ermöglicht es, die Belange der Patientinnen und Patienten kompromisslos in den Vordergrund zu stellen", meint Walter Hirrlinger, Präsident des VdK.

Nutzerfreundlichkeit steht dabei an oberster Stelle. Mit Hinweisen und Erläuterungen wird der Suchende im Internet Schritt für Schritt weitergelotst, bis er am Ende eine individuelle Übersicht über die für ihn passenden Kliniken erhält. Dabei handelt es sich nicht um ein Ranking, welche Klinik die vermeintlich beste ist, sondern um eine flexible am jeweiligen Bedarf ausgerichtete Entscheidungshilfe.

Das beste Krankenhaus gibt es nicht – so der Standpunkt der Initiatoren der Weissen Liste. Je nach Krankheit, erforderlicher Behandlung und individuellen Vorlieben fließen genau die Informationen in die Auswahl ein, die für den Suchenden relevant sind. Darüber hinaus ist das Internetportal barrierefrei.

Und wer über kein Internet verfügt, kann auf die telefonische Beratung zurückgreifen. Dafür kooperiert die Weisse Liste mit der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland. Dort erhalten Patieten unter einer deutschlandweiten Rufnummer Unterstützung bei Fragen zur Krankenhaussuche oder zur Diagnose.

Die Weisse Liste setzt kein Fachwissen voraus. So ist es mithilfe einer sogenannten Körpernavigation möglich, den Behandlungswunsch anatomisch einzugrenzen, und dank eines integrierten Diagnosendolmetschers, etwa Diabetes-Fachkliniken zu finden – egal ob der Nutzer "Zucker", "Blutzucker", "Zuckerkrankheit" oder den Fachbegriff "Diabetes" eingibt. 4.000 Diagnosen und Behandlungen wurden aufgenommen und ins Alltagssprachliche "übersetzt".

Derzeit können in einem ersten Schritt rund 2.000 Krankenhäuser gefunden werden. Doch die Initiatoren planen bereits weiter. Nach und nach sollen auch andere Gesundheitsanbieter aufgenommen werden. Zudem soll noch in diesem Jahr in der Weissen Liste abgebildet werden, wie zufrieden Patienten mit ihrem behandelnden Krankenhaus waren. Denn auch die Zufriedenheit der Patienten ist eine Entscheidungshilfe für die Wahl eines Krankenhauses.

Das Beratungstelefon der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland ist zu erreichen unter der Telefonnummer (01803) 11 77 22 montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, 9 ct/min aus dem deutschen Festnetz.

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