Maybrit Illner an Berliner Uni: Keine Angst vor dem O-Wort

An der Berliner FU sprach Maybrit Illner über politische Talkshows - aber erst mal schrie sie "Obermann" in den Saal.

TV-Talkerin Maybrit Illner. Bild: dpa

BERLIN taz Vor Publikum trat Maybrit Illner den Beweis an: "Ich kann durchaus René Obermann sagen, ohne dass ich stottere oder in Ohnmacht falle", sprachs und schmetterte ein beherztes "Obermann" in den Hörsaal A der Berliner FU.

Eigentlich ging es beim Gespräch zwischen der ZDF-Moderatorin und dem Spiegel-Redakteur Thomas Tuma ja um Sinn und Zweck politischer Talkshows. Aber natürlich kam Illner nicht drum herum, über ihre Beziehung zum Telekom-Chef zu sprechen - stand sie doch vor ihrer Sendung zur Spitzelaffäre unter schärfster medialer Beobachtung. "O-Wort-Tabu bei Illner", titelte Spiegel Online, Bild-Zeitungs-Wagner prophezeite die "spannendste Talkshow des Jahres". Das alles habe sie sehr überrascht, meinte die Moderatorin, zeigte sich aber auch erleichtert: "Wir haben Worte gefunden, wir haben Gäste gefunden, wir haben eine Sendung gemacht" - im Gegensatz zu den Kollegen Anne Will und Frank Plasberg, bemerkte Tuma: Quasi alleine habe sie, Illner, den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag erfüllt! Und schob hinterher: "Aber die Quote war nicht so doll, ne?"

Jaja, die Quote - nicht nur bei dieser Sendung eine leidige Angelegenheit. "Außenpolitische Themen rocken nicht so", sagte Illner, dann rockt schon eher - wer hätte es gedacht: die SPD. Hohe Einschaltquoten gab es bei der Diskussion über ihr Verhältnis zur Linken - für Illner "im letzten Quartal die wahrscheinlich spannendste Sendung".

Nun sind "Spannung" und "öffentlich-rechtliche Talkshows" nicht unbedingt synonym zu gebrauchen, aber Illner verteidigte das Format tapfer: Seit es politische Talkshows gebe, werde eben auch ihr Ende vorhergesagt.

Illner ergriff darüber hinaus Partei für ihre mehrfach kritisierte ARD-Kollegin Anne Will: Die Debatte um deren Talkshow sei eine Kampagne mit einem "hohen Maß an Verächtlichkeit".

Durch ein hohes Maß an merkwürdigen Fragen zeichnete sich Thomas Tuma aus: Talken Frauen anders als Männer? Erwarten Frauen nicht auch etwas ganz anderes von Talkshows? Und sieht Illner sich eigentlich auch als Teil der Berliner Wurstmaschine? Nun ja, wie hatte sie zuvor bemerkt: "Das Wichtigste ist, dass wir überhaupt diskutieren."

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