Härterer Kurs in Aufsichtsräten

GEWERKSCHAFT IG-Metall-Chef Huber: Arbeitnehmervertreter sollen in Kontrollgremien öfters Nein sagen

FRANKFURT/M. dpa | IG-Metall-Chef Berthold Huber hat einen härteren Kurs der Gewerkschaft in Aufsichtsräten großer Konzerne angekündigt. Es könne nicht sein, dass Gewerkschaftsvertreter in den Kontrollgremien im Zweifelsfall auf der Seite der Vorstände stünden, sagte Huber der Süddeutschen Zeitung: „Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten müssen den Mut finden, auch mal etwas nicht mitzutragen.“

Huber verlangte von den Arbeitnehmervertretern, sich wieder stärker auf ihre Rolle als Gewerkschafter zu besinnen. „Wir brauchen Leute, die die Werte der Arbeitnehmer in den Kontrollgremien vertreten“, sagte der IG-Metall-Chef. Huber sitzt selbst in Aufsichtsräten von Großkonzernen wie Volkswagen und Siemens. Er musste sich im vergangenen Jahr Kritik daran gefallen lassen, dass er in dieser Position Managergehälter in Rekordhöhe mitgetragen hatte. IG-Metall-Vorstand Bertin Eichler hatte im Januar eingeräumt, als IG-Metall-Vertreter im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp auf Kosten des verlustreichen Stahlkonzerns mehrere Male erster Klasse geflogen zu sein, um dort geschäftliche Aktivitäten mit einem Touristenprogramm zu verbinden. Zwar sind solche Reisen nicht verboten, doch hatten sie eine Debatte über die zu große Nähe von Kapitalvertretern und Gewerkschaftern in Aufsichtsräten ausgelöst. Eichler hatte aus Konsequenz aus dem Skandal seinen Rückzug aus dem ThyssenKrupp-Aufsichtsrat angekündigt. Er will zudem die Differenz von First-Class- zu Business-Class-Flügen aus eigener Tasche erstatten. Die IG Metall stellt in deutschen Aufsichtsräten 1.326 Arbeitnehmervertreter.

Ihren Einfluss ausweiten will Europas größte Einzelgewerkschaft durch eine Offensive im Handwerk. „Wo größere Einheiten im Handwerk entstehen, da klopfen wir künftig kräftig an die Tür“, sagte IG-Metall-Vize Detlef Wetzel.