piwik no script img

Debatte ÖlpreisDas unsichtbare Monster

Kommentar von Nicola Liebert

Die Empörung über dramatische Preissteigerungen bei Erdöl und Lebensmitteln wächst. Spekulanten werden dafür verantwortlich gemacht. Aber keiner weiß, ob das stimmt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • UB
    Udo Bangert

    Hallo der Artikel von Frau Liebert ist der kompetenteste den ich seit langem gelesen habe !! Das tut richtig gut. Ich war neulich bei einem Vortrag, wo u. a. gezeigt wurde, dass der Heizölpreis seit 1995 damit umgerechnet 15% p. a. gestiegen sei. Das Signal ist eindeutig "Die genügend Ölparty ist erst mal vorbei". Seit 2 Jahren geht die Ölförderung zurück. Da wäre ggf. noch eine minimale Reserve, aber jeder der jetzt Öl preiswert vekauft wäre ja bescheuert. Die Menschheit wächst um 80 Mio pro Jahr, jeder möchte Wohlstand (Indien, China...), die Globalisierung bedeutet mehr Güterverkehr... Mathematisch gesehen muss der Preis so stark steigen, bis die fehlende Menge von jemanden eingespart wird. Habe gerade gestern aber wieder jemand getroffen, der seit über einem Jahr auf billige Kaufpreise für Heizöl wartet, das machen noch viele und dies wird einen zusätzlichen Push auslösen. Gerade diese Übergänge sind mathematisch (fast) nicht zu fassen. Da es darauf ankommt, dass viele Menschen vom Öl weg kommen. Sparen tun schon viele, aber dies reicht wohl noch nicht. Aber die Ölkrise in Anfang der 70er Jahre hat gezeigt, dass eine Gegenreaktion kommen dürfte, da dies regenerativen Alternativen... den Weg ebnet.

  • AW
    Andreas Walter

    Das ist doch ganz einfach.

     

    Es ist der gleiche Effekt wie bei einem Kettenbrief (Schneeballsystem). Jeder hofft, dass sich nach ihm noch weitere finden, die in das Spiel einsteigen. Du musst nur jemanden oder noch besser, ganz viele finden, die noch weiter (länger) auf "hold" setzten als du selbst (also auf den weiteren Anstieg eines Wertes oder Topfes). Und am Ende sind es dann die ganz Gierigen, die, die einfach nicht rechtzeitig aussteigen und loslassen können, die, die nie genug haben können oder einfach nur zu spät einsteigen sind, welche alles verlieren, die Zeche zahlen, die Hunde beissen.

    Und bei Futures und Options kann man sogar auf + oder - "Wetten". Wer richtig Rät oder meinetwegen auch, "vorausahnt" was kommt, gewinnt. Das ist nichts anderes wie beim Roulette auf Rot oder Schwarz zu setzen, nur das der Lauf der Kugel virtuell ist, und lediglich vom Glauben der Mehrheit (Menschheit) und den Nachrichten bestimmt wird.

    Und so wie es im Kasino Leute gibt, die an so etwas wie eine Glückssträhne glauben, gibt es Leute unter den Spekulanten, die 6 mal rot richtig hintereinander Ansagen. Im Nachhinein wird dies dann zu einer Vorhersage umgedeutet, und schon ist ein neuer Börsenprofi geboren.

    Würde dieses Glücksspiel der "seriösen Leute" und Anzug- und Kostümträger nicht verheerende Wirkung auf das reale Leben haben, könnten die von mir aus so viel zocken wie sie wollen.

    Aber jetzt zur wirklich schlechten Nachricht: Einzelne Regierungen können dagegen nichts ausrichten: Globale Probleme bedürfen leider auch immer einer globalen Lösung, und einen "Alexander der ganz Große", einer, der die ganze Welt vereint wird wohl auf immer eine Illusion bleiben. Bleibt noch "Die Internationale", die zurzeit aber auch bevorzugt dicke Zigarren raucht.

    Oder aber das Volk koppelt sich einvernehmlich durch Realtausch oder durch die Einführung einer reinen Tauschwährung vollkommen von dem ganzen Irrsinn von Spekulation und Zinsen oberhalb der Inflation einfach ab. Aber eine Welt ohne Gier und Habsucht, ohne Mehrhaber und Mehrwoller ist für mich genauso unvorstellbar wie eine gerechte Welt.

    Denn vergesst bitte nicht: Auch TAZ Leser sind wahrscheinlich immer noch 100 mal so reich wie die Ärmsten der Armen auf dieser Welt.