Aktionsplan Ernährung beschlossen: Deutsche sollen diäten

Die Deutschen essen falsch und bewegen sich zu wenig, meint die Regierung. Mit dem Aktionsplan Ernährung sollen die Deutschen wieder fit werden - und mit dem guten Willen der Werbeindustrie.

37 Millionen Erwachsene und 2 Millionen Kinder sind zu dick. Bild: dpa

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch den nationalen Aktionsplan Ernährung beschlossen. Gesünder, fitter und schlanker sollen die Bürger werden - und damit langfristig die Gesundheitskosten reduzieren. "Wo soll es denn hinführen, wenn jetzt schon Kinder Altersdiabetes haben, die können doch nicht mit 20 Jahren ins Chronikprogramm gehen", sagte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) bei der Vorstellung des Konzepts in Berlin. Zusammen mit Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) will Schmidt "Deutschland in Form" bringen: So sollen Schüler mehr Sportunterricht bekommen, Kindergartenkinder ein gesünderes Mittagessen erhalten und Erwachsene leichter erkennen können, wie gesund oder ungesund bestimmte Lebensmittel sind.

Gesetzliche Regelungen sind allerdings nicht vorgesehen. "Wir wollen nicht mit Verboten arbeiten, und Deutschland hat sicher keinen Mangel an Paragrafen", sagte Seehofer dazu. Mit der Kritik aus der Fraktion der Grünen, das Programm sei zu "unverbindlich und dürftig", könne er gut leben, so Seehofer: "Mit der Keule des Gesetzes kann man Lebensstile nicht ändern."

Statt auf verbindliche Regeln setzt die Bundesregierung vor allem auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft. Mit der Werbeindustrie will man über einen Verhaltenskodex beraten, damit diese freiwillig auf Werbung für Kinder unter zwölf Jahren verzichtet, also etwa auf Süßigkeitenwerbung. Die Modebranche wiederum könne gestörtem Essverhalten entgegenwirken, indem sie keine offensichtlich magersüchtigen Models auf Plakaten abbildet. Auch für eine Ampel-Kennzeichnung, die Dickmacher in Lebensmitteln entlarvt, soll die Ernährungsindustrie freiwillig sorgen. Für die Grünen zu wenig, für die FDP zu viel: Eine solche Ampelkennzeichnung sei "staatliche Bevormundung des Verbrauchers", kritisierte die FDP-Bundestagsfraktion.

Sichtbare Ergebnisse des Plans erwartet die Regierung in zwölf Jahren: Bis dahin sollen die Deutschen gesünder leben "und alle von einer gesteigerten Leistungsfähigkeit in Bildung, Beruf und Privatleben profitieren". Dafür stellen das Gesundheits- und das Verbraucherministerium zusammen 30 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre zur Verfügung. "Insgesamt geht es hier aber um dreistellige Millionenbereiche oder sogar um Milliarden", sagte Seehofer, jedenfalls wenn man die laufenden Gesundheitskampagnen mit einrechne. Die Angebote sollen jetzt vernetzt werden - Länder, Kommunen und Verbände sollen daran mitarbeiten. Für ein gesundes Mittagessen an allen Schulen etwa sollen die Länder auch selbst Geld beisteuern.

Rund 37 Millionen Erwachsene und 2 Millionen Kinder sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums zu dick. Die Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck verursachten mit rund 70 Milliarden Euro jährlich ein Drittel der Gesundheitsrisiken.

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