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Das SchlaglochStaatskunde für Anfänger

Kommentar von Hilal Sezgin

Eine doppelte Staatsbürgerschaft stürzt eigentlich niemanden in Loyalitätskonflikte.

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Hilal Sezgin studierte Philosophie in Frankfurt am Main und arbeitete mehrere Jahre im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Seit 2007 lebt sie als freie Schriftstellerin und Journalistin in der Lüneburger Heide. Zuletzt von ihr in Buchform: „Nichtstun ist keine Lösung. Politische Verantwortung in Zeiten des Umbruchs.“ DuMont Buchverlag 2017.

1 Kommentar

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  • E
    Elfriede

    Es gibt keine zwei EU-Pässe für eine Person. D.h. auch als Niederländer in Italien muss ich mich entscheiden, obwohl beide Länder Türken (weil nicht EU-Bürger) zwei Staatangehörigkeiten erlauben. Wer wird hier also diskriminiert? Ist die Türkei erst mal in der EU, hat sich die Frage für Deutsch-Türken also sowieso erledigt.

     

    Auch fasst die Autorin Staatsangehörigkeit rein symbolisch auf und geht nicht auf die praktischen Vor-und Nachteile ein. Viel effizienter wäre die Debatte, wenn man ohne auf Symbolik herumzureiten, die praktischen Nachteile ansprechen würde.

    Ich habe jahrelang in den Niederlanden gelebt, ohne die NL-Nationalität anzunehmen. Sehr gern hätte ich zwei Pässe gehabt (ja, ich kenne das Gefühl, im Gegensatz zu Frau Sezgin), ich habe alle Türken und Marokkaner dort beneidet, weil sie sich nicht entscheiden mussten, ich aber sehr wohl.

     

    Für mich hatte das aber vor allem einen praktischen Nachteil: ich durfte nicht in dem Land die Regierung wählen, wo meine Steuern ausgegeben wurden. Abgehalten om Wechsel hat mich - natürlich! - das Gefühl, meinen Ursprung aufzugeben, aber vor allem die Tatsache, dass ich mir sozusagen den Rückweg verbaut hätte. Denn mit Niederländischen Pass hätte ich hier kein Recht auf Sozialhilfe gehabt, wenn ich irgendwann verarmt zurückkehren wollte.

     

    Für Türken in Deutschland mögen die praktischen Probleme andere sein, die kenne ich jedoch nicht, weil sie in der Debatte nie erwähnt werden.

    Solche Fragen sind es aber, die diskutiert und gelöst werden müssen. Dann nämlich könnten alle Emigranten ihren alten Pass behalten (ob als Symbol oder was auch immer) und in der neuen Heimat doch die nötigen Rechte haben, um dort sicher zu leben und gestaltend mitwirken zu können.

     

    Zum Thema Integration: Es kann durchaus sein, dass es manchen Mitbürgern helfen würde, wenn sie sich mehr Klarheit darüber verschaffen könnten, an welchem Ort sie dazugehoren und sich engagieren möchten. Ob die Nationalitätenfrage dafür das richtige Mittel, finde ich allerdings auch sehr fraglich. Vielleicht beginnt Integration ja damit, einfach die Tatsache zu akzeptieren, dass das hier eben so ist: deutsch gibt es nicht als Zweitnationalität, ohne dass damit jemand diskriminiert werden soll.