DIE ERFINDUNG DER KATZE

VON EUGEN EGNER

Die allgemeine Unzufriedenheit mit dem bis dato gebräuchlichen Katzentyp brachte mich auf die Idee, ein tauglicheres Modell zu entwickeln. Nebenbei gedachte ich mir mit der Anmeldung eines diesbezüglichen Patents ein wahrscheinlich nicht unbeträchtliches Einkommen für die Zukunft zu sichern. Abwegig konnte eine solche Überlegung keineswegs genannt werden, denn die Zeit war einfach reif dafür.

Seit einer Ewigkeit schlug sich die Menschheit mit etwas herum, das mit der heutigen Katze wenig gemein hatte und zudem ganz anders hieß. Vom Aussehen her eher marder- oder wülmartige, kleine Tiere waren das, die nicht allein jeglicher Anmut entbehrten, sondern obendrein als ausgesprochen gefährlich betrachtet werden mussten. Ihre unerfreulichen Eigenschaften entsprangen dem Umstand, dass diese Wesen, statt sich auf übliche Weise fortzupflanzen, in den Körpern totgeborener oder verstorbener Kleinkinder entstanden und auf ungeklärte Weise in Umlauf gerieten.

Wie weiter oben schon angedeutet, eignete sich die Spezies überhaupt nicht zum Haustier. Somit bestand in diesem Bereich eine Marktlücke (zwischen Hund und Huhn). Ich erkannte sie und machte mich an die Arbeit, sie zu füllen. Selbstverständlich werde ich hier nicht berichten, wie ich im Einzelnen vorging. Ich kann allerdings gern verraten, dass es mich einige Zeit und Mühe kostete, mein ehrgeiziges Ziel zu erreichen. Allein die Findung des Namens „Katze“ stellte eine von Laien leicht unterschätzte Herausforderung dar, gegen die der Rest nahezu ein Kinderspiel war.

Ein Zufall kam mir schließlich zu Hilfe. Bei einer Abendgesellschaft ging mir ein betrunkener Mensch auf die Nerven, indem er mich automatenhaft immer wieder fragte: „Ach, Sie haben die Katze erfunden?“ Auf meine Gegenfragen, was das sein solle und wie er darauf käme, ging er nicht ein. Ich fand aber, der von ihm gebrauchte Fantasiename passte zu meiner Erfindung, und übernahm ihn in Ermangelung eines besseren eigenen.

Was die biologisch-technische Seite des Problems betraf, konnte ich auf einige praktische Erfahrung zurückblicken. Wenn ich auch noch keine neue Tierart entwickelt hatte, war ich doch bereits erfolgreich mit mehr oder weniger Verwandtem hervorgetreten, zum Beispiel einem linken Schuh für zügiges Vorankommen auf dem Pflaster von Innenstädten, dessen Spitze und Sohle ein bestimmter (lebender) exotischer Fisch integriert war. Das fertige Produkt ermöglichte seinen Trägern ein zielgerichtetes, rasch gleitendes Gehen. Überflüssig zu erwähnen, dass die Fischoberfläche an der Sohlenunterseite vollkommen unempfindlich gegen Druck und Abrieb war. Auch machte die Sache dem Fisch nachweislich Spaß. Doch dies nur am Rande.

Ich stellte einen Prototyp der Katze her und ging damit zum Patentamt. Bekanntlich wurde meine Erfindung ein großer Erfolg, ich habe fast neunhundert Euro verdient. Mein Geist aber sucht neue Herausforderungen. Als Nächstes möchte ich Großes leisten in der Disziplin des Bäumchengrüßens.