Kommentar Tour de France: Ein Rennen gegen die Zeit

Die Tour de France-Fahrer sind langsamer geworden, die Veranstalter greifen hart durch gegen Doping. Bleibt die Frage, wie viel Geduld die Menschen noch für den Radsport aufbringen.

Carlos Sastre, der Toursieger 2008, taugt nicht als Symbol für einen Bruch mit der Vergangenheit des Radsports: Immerhin hat er mit zwei der problematischsten Figuren der Disziplin zusammengearbeitet. Als Buhmann taugt er aber auch nicht, denn er spricht sich glaubwürdig gegen Doping aus, und auffällig geworden ist er auch nicht.

Der Tour-Sieger ist so, wie es die ganze Rundfahrt war. Es gab während der Tour 2008 viele Anzeichen dafür, dass sich etwas ändert im Radsport. Und es gab Anzeichen dafür, dass vieles beim Alten geblieben ist. Die drei positiven Dopingfälle sind so zwiespältig zu bewerten wie der Tour-Sieger: Man kann sie sowohl als Zeichen des Stillstands wie auch des Wandels verbuchen.

Dafür, dass alles beim Alten geblieben ist, spricht, dass noch immer mit Mitteln wie Epo und dessen Nachfolgeprodukten hantiert wird. Für den Fortschritt spricht hingegen die Tatsache, dass die Benutzer erwischt wurden. Besonders ermutigend war, wie kompromisslos die Tour-Veranstalter und die französischen Behörden gegen die Doper vorgingen. Ein weiterer Fortschritt war, dass die Labore Mittel nachweisen konnten, die sie noch vor einem Jahr nicht gefunden hätten.

Positiv fiel auch auf, dass die Fahrer deutlich langsamer geworden sind, als etwa weiland Lance Armstrong, Marco Pantani oder sogar Alberto Contador im Vorjahr. Bei der Etappe vom vergangenen Freitag wurden gleich drei Weltklassefahrer abgehängt: dass Top-Fahrer derart erschöpft sind, ist ein deutliches Zeichen der Besserung.

Betrüblich hingegen ist, dass viele der so lautstark beworbenen Selbstkontrollprogramme der Teams eher der Selbstdarstellung gegenüber Sponsoren zu dienen scheinen als dem Kampf gegen das Doping. Gerade bei Mannschaften, die am meisten mit diesen Programmen werben, bestehen die stärksten Verdachtsmomente.

Völlig hoffnungslos ist es um den Radsport und die Tour wohl nicht bestellt. Die Frage bleibt, wie viel Geduld die Menschen noch bereit sind für diesen Sport aufzubringen. Dem Radsport läuft die Zeit davon.

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