Ungeschickter DOSB-Generaldirektor: Politische Raumdeckung

Der DOSB-Generaldirektor Michael Vesper hat sich bei seinen ersten Olympischen Spielen recht ungelenk eingeführt. "Gerd Nowitzki" wird es ihm nachsehen.

Verkrampft und schräg angeguckt: DOSB-Generaldirektor Vesper. : dpa

PEKING taz Langsam spricht er. Gerade noch so schnell, dass die Zuhörer nicht den Faden verlieren. Michael Vesper wirkt unsicher bei der Auftaktpressekonferenz des Deutschen Olympischen Sportbundes in Peking. Er ist der Generaldirektor des vor gut zwei Jahren neu gegründeten deutschen Sportdachverbandes. Gleich bei seinen ersten Olympischen Spielen ist Vesper Chef der Mission des deutschen Teams. Man sieht ihm an, wie anstrengend dies sein muss. Der einstige Grünenpolitiker, der zehn Jahre Landesminister in Nordrhein-Westfalen war, ist alles andere als ein sportpolitischer Routinier. Eine alles andere als überlegte Äußerung zur Zensur des Internets in China hat ihn kurz vor Beginn der Spiele in die Schlagzeilen katapultiert.

"Nazi-Vergleich bringt Vesper unter Druck", titelte tagesschau.de und stellte den ranghöchsten Sportfunktionär in eine Ecke, in der sich der Gemeinte gar nicht sieht. "Absurd" nannte er die Vermutung, er habe die Zensur in China rechtfertigen wollen. Vesper hat so seine Probleme, sicher zu wirken, wenn er über die Pekinger Spiele redet, darüber dass sie, wie er es sagt, "im politischen Raum" stattfänden. "Ich bin der Letzte, der Zensur in irgendeiner Weise rechtfertigen würde", sagte er gestern. In der ARD-Sendung "Weltspiegel" hatte er, unterbrochen von diversen stoiberschen "Ähhs", gesagt: "In jedem Land der Welt, auch in der Bundesrepublik Deutschland, werden Internetseiten gesperrt. Bei uns sind es rechtsradikale Seiten, die gesperrt werden. Und das ist natürlich auch in China so, dass einzelne Seiten gesperrt werden. Aber es muss der freie Zugang zu allen wichtigen Informationen, die Journalisten für ihre Arbeit brauchen, gewährleistet sein." Sein Parteifreund Volker Beck hat ihn heftig deswegen kritisiert, auch der Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Peter Danckert (SPD). Daraufhin ruderte Vesper zurück. Der stellvertretende deutsche Regierungssprecher Thomas Steg sagte am Mittwoch, Vesper hätte eingeräumt, dass sein Vergleich mit der deutschen Situation unglücklich gewesen sei.

Vesper wirkt nicht gerade locker. Auch wenn er von Dingen spricht, die nichts mit der politischen Lage in China zu tun haben. Er redete am Mittwoch so, als gelte es Missverständnisse auszuräumen. "Es besteht kein Zweifel daran, dass wir hier sind, um erfolgreich zu sein", sagte er, so als seien die Medienvertreter allesamt davon ausgegangen, dass Deutschland so viel Geld (812 Millionen Euro in den vergangenen drei Jahren) in den Leistungssport investiert, um eine Reisegruppe von 438 Sporttouristen zu den Olympischen Spielen zu schicken. Auch seinen Dank an die Bundesregierung und den Bundestag, die auch deshalb so viel Geld in den Spitzensport pumpen, damit sich Deutschland in der Welt als leistungsstarke Nation präsentieren kann, hörte sich äußerst defensiv an - so als gäbe es den Vorwurf, der DOSB wisse die Zuwendungen nicht zu schätzen.

Erst gegen Ende seines Auftritts verlässt er seine Verteidigungshaltung. "In London wollen wir unter die Top Five in der Nationenwertung", sagte der DOSB-General auf die Zielsetzung des deutschen Spitzensports angesprochen. In Peking will der Verband ähnlich gut abschneiden wie vor vier Jahren in Athen, als man mit 13 Goldmedaillen Platz sechs in der Nationenwertung erreichte. Endlich lässt die Anspannung bei Vesper nach. Er gibt den Namen des Fahnenträgers bei der Eröffnungsfeier bekannt: "Gerd Nowitzki", sagt er versehentlich und verbessert sich. Wieder ein Fehler. Wenigstens keiner, der zum Nazi-Vergleich hochgerockt werden kann.

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