BVB gewinnt Pokalspiel: Bekloppte Dortmunder
Der BVB gewinnt das Pokalspiel gegen Essen mit 3:1. Ein gelungener Einstand für Trainer Klopp. Fans und Spieler hoffen, dass er die Schwarz-Gelben aus der Grauzone der Liga führt.
ESSEN taz So dürfte sich Jürgen Klopp sein Debüt als Trainer von Borussia Dortmund vorgestellt haben: Einzug in die nächste Runde des DFB-Pokal, eine relativ ansprechende Leistung seines Teams - andererseits genügend Dinge, die bis zum Bundesligastart verbessert werden sollten. Nicht alles sei perfekt gewesen, aber das finde er zu dem Zeitpunkt "nicht schlimm", sagte Klopp hinterher. "Jetzt können wir uns intensiv aber in aller Ruhe auf Leverkusen vorbereiten."
Der 3:1-Erfolg beim Viertligisten Rot-Weiß Essen war der ideale Einstieg in ein neues Trainerleben. Und ganz nebenbei bekam Klopp noch einen Crash-Kurs in Sachen Ruhrgebietsfußball. 21.000 Zuschauer waren an die Hafenstraße gepilgert, um den neuen BVB zu sehen und in Erinnerungen zu schwelgen. Vor 30 Jahren begegneten sich beide Vereine noch auf Augenhöhe: in erster und zweiter Liga. Seit dem Abstieg der Essener aus dem Oberhaus im Jahr 1978 trennten sich die Wege. Anfangs sah es durchaus so aus, als könne es für den BVB unangenehm enden. Tamas Hajnal hatte die Dortmunder zwar bereits in der 12. Minute bereits in Führung gebracht, Essens Kapitän Michael Lorenz glich aber schnell aus (18.). Eine knappe Stunde hielt der Regionalligist mit - auf dem Rasen und auf den Rängen. Später ging sowohl den Spielern als auch den Fans die Luft aus. Mehr war nicht drin. Die vergangenen 30 Jahre im fußballerischen Nirwana machen den Essenern zu schaffen.
30 Kilometer weiter östlich in Dortmund haben sie andere Probleme: Der ehemalige Champions-League-Sieger will endlich wieder raus aus der Grauzone der Bundesliga. Mit Jürgen Klopp haben sie einen Trainer verpflichtet, der zumindest von der Außendarstellung all das verkörpert, was der Borussia in der jüngsten Vergangenheit abging: Innovation und Emotion. Am Samstag peitschte Klopp sein Team während der gesamten 90 Minuten nach vorne: wilde Gesten, aufmunternder Applaus und böse Ermahnungen. Spätestens nach einer knappen Stunde schienen sie ihren neuen Chef verstanden zu haben. Der BVB übernahm das Kommando, grätschte, spielte und traf. Florian Kringe (60.) und Nelson Valdez (70.) sorgten schnell für die Entscheidung. In den letzten zehn Minuten hatten die Dortmunder Chancen im Minutentakt. "Das war ein guter Schritt. Die Mannschaft ist lebendig", sagte Klopp.
Zwei Spieler ragten dabei heraus. Tamas Hajnal, als Spielmacher vom Karlsruher SC verpflichtet, traf zunächst auf Vorarbeit von Nelson Valdez, später legte er Valdez auf. Hajnal könnte das kreative Loch im Dortmunder Mittelfeld füllen. Für Valdez ist es dagegen bereits die dritte Saison im BVB-Dress - Klopp hofft allerdings, dass es die erste Spielzeit sein wird, in der der Angreifer dem Verein wirklich weiterhelfen könne. Die Ansätze vom Samstag waren äußerst viel versprechend. "Wir haben Spaß, und alle ziehen mit", sagt Florian Kringe und spürt eine "deutliche Verbesserung" zu den vergangenen Jahren.
Dass Klopps Art noch nicht bei allen Spielern richtig ankommt, musste der 22-jährige Debütant Bajram Sadrijaj erfahren. Der Nachwuchsspieler senste in der 72. Minute seinen Essener Gegenspieler brutal um. Auf der Höhe der Mittellinie. "Das war zu 70 Prozent meine Rote Karte", nahm Klopp anschließend seinen Spieler in Schutz. Er selbst habe von der Trainerbank aus das Kommando zum Tackling gegeben. Sadrijaj nahm ihn beim Wort. "Unser Trainer ist nun einmal sehr emotional", sagte Kapitän Sebastian Kehl hinterher. Daran werden sie sich gewöhnen müssen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!