DFB-Pokal: Feierabend-Kicker ohne Selbstvertrauen

Bundesligist Energie Cottbus schlägt die Amateurcupsieger von Tennis Borussia 3:0 und erreicht die 2. Runde im DFB-Pokal.

Igor Mitreski (Cottbus) und der Berliner Fuat Kalkan (oben) kämpfen um den Ball. Bild: AP

Lobt TeBe eine Siegprämie aus? "Darüber ist noch nicht gesprochen worden. Das machen wir erst nach dem Sieg", verkündete der scheidende Vorstandsvorsitzende Bernd Sievers vor dem Pokal-Heimspiel gegen Bundesligist Energie Cottbus. Dass der weißhaarige Mann dabei schelmisch grinste, sprach nicht für die ausgeprägte Hoffnung beim Berliner Amateurcupsieger, gegen die Profis aus der Lausitz die 2. Runde zu erreichen.

Gleichwohl spürte der neue TeBe-Trainer Thomas Herbst, wie sehr sich die Borussen nach einem Paukenschlag sehnten. "Der ganze Verein wünscht eine Sensation." Denn im 106. Jahr des Vereinsbestehens ist TeBe auf einem historischen Tiefststand angekommen - der einstige Bundesligist duelliert sich jetzt in der 5. Liga mit Falkensee/Finkenkrug oder Bentwisch.

Angesichts von Energies Kraftprotzen ahnte Herbst Ungemach: "Cottbus lebt von der Kraft und spielt körperbetont." Zumal seine Feierabend-Kicker nicht vor Selbstvertrauen strotzten. "Es ist eine Ehre, gegen einen Bundesligisten zu spielen", sagte Mittelfeldspieler Philipp Wanski. Heißblütige Herausforderer klingen anders.

TeBe-Anhänger im Mommsenstadion witzelten, auf den Gästen laste ein ungemein höherer Druck. Falls Borussia dem Cottbuser Favoriten eine Verlängerung oder gar ein Elfmeterschießen abtrotzte, könnten die mit der Bahn angereisten Energie-Fans ihre Heimfahrt erst am nächsten Morgen antreten.

Schon nach wenigen Spielminuten bekam Gökhan Ahmetcik die gefürchtete Kraft der Gästeakteure zu spüren. Dimitar Rangelov zwang den blonden Türken von TeBe mit einem (legalen) Pressschlag zu einem Besuch beim Physiotherapteuten. Als Rangelov auch noch Michael Fuß, den Kapitän der Berliner, ins Visier nahm, erhob dieser drohend die Hand, als ob der Borusse mit dem Streetfighter-Image, der im harten Alltag auf Berlins Straßen von seinen Kumpels Türkisch lernte, den Gegner abwatschen wollte. Tat der brave Fuß zwar nicht, aber von da an präsentierten sich die Cottbuser in einer Gästen ziemenden Art und Weise.

Zur Überraschung der 3.511 Zuschauer im Mommsenstadion vollführte Außenseiter TeBe die optisch angenehmeren Spielzüge. Energie machte seinem Namen wenig Ehre. Irgendwie lasch und unschlüssig rannten die im schrillen Orange gekleideten Lausitzer über den Rasen.

Bis sie mit zwei blitzsauberen Aktionen ihre Erstklassigkeit unterstrichen. Zunächst verwertete Rangelov eine maßgerechte Flanke von Savo Pavicevic zum 1:0 für die Cottbuser (22. Minute). Sechs Minuten später flankte Ervin Skela, der früher beim 1. FC Union in Köpenick unter Vertrag stand, auf Branko Jelic, der den Ball kunstvoll zum 2:0 einschoss, ohne dass seine Gegenspieler im Bilde gewesen wären. "Mit diesen beiden Toren war die Entscheidung gefallen", analysierte Energie-Trainer Bojan Prasnikar.

Der Rest war ein Schaulaufen seiner Profis für ihre mitgereisten Fans, von denen sich einige trotz der sich breitmachenden Vorfreude auf die 2. Pokalrunde nicht zu beherrschen wussten. Nach einer Stunde Spielzeit marschierte die Polizei in den Fanblock, um für Ruhe zu sorgen.

Der TeBe-Anhang, nicht gerade als Stimmungskanonen verschrien, goutierte den technisch-kombinatorisch ansehnlichen Auftritt seiner Oberliga-Amateure mit stillem Wohlgefallen. Einmal flog eine Rolle Klopapier in Richtung der Cottbuser Trainerbank, doch sie fiel zu Boden, bevor sie das dort sitzende Personal erwischen konnte. Es reichte eben nicht für TeBe. Zumal Jelic mit seinem zweiten Streich für die Profis auf 3:0 erhöhte (72.) und Emil Jula auch noch den Pfosten des TeBe-Tores traf (74.). Auf der Gegenseite vergaben Benjanin Griesert (69.) und Käptn Fuß (80.) die besten der raren Berliner Torchancen.

"Wenn man eine Sensation schaffen will, muss man halt auch seine Möglichkeiten nutzen", kritisierte Trainer Herbst seine Offensivabteilung. "Wenn da vier Mann gegen einen stehen, kann man nicht viel bewegen", entschuldigte sich die meist auf sich allein gestellte Sturmspitze Fuß. "Wir haben trotzdem ein ansehnliches Spiel geboten", lobte Herbst zurück.

Zufriedenheit allerorten. "Wir sind glücklich, die 2. Runde erreicht zu haben. Das war unser Ziel", verkündete Cottbus-Coach Prasnikar, nachdem in den letzten drei Jahren jeweils nach der Startrunde Endstation für Energie war.

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