Erstmals Streik in der Kälte

Tarifkonflikt im Einzelhandel: Sechs Karstadt-Filialen werden überraschend bestreikt. Gewerkschaft ver.di macht Druck, um nach Monaten zu einem Ergebnis zu kommen

Im Tarifkonflikt des Hamburger Einzelhandels setzt die Gewerkschaft ver.di auf erhöhten Druck: Obwohl zwischen ver.di und dem Karstadt-Konzern ein Sanierungstarifvertrag besteht, wurden die Beschäftigten in sechs Filialen gestern überraschend zu Warnsteiks aufgerufen. „Wir sind diesmal wegen der besonderen Situation bei Karstadt spät dran,“ begründet ver.di-Verhandlungsführer Ulrich Meinecke am Morgen vor dem Karstadt-Haus Mönckebergstraße die bisherige Zurückhaltung. „Wir haben die Karstadt-MitarbeiterInnen nun dennoch gebeten, uns zu helfen.“

Seit Mai bereits verhandeln ver.di und die Einzelhändler über eine neue Tarifvereinbarung für die 60.000 Beschäftigten – ohne Ergebis. Auf die Gehaltsforderung, verlangt wurde ein Plus von 3,5 Prozent, reagierten die Unternehmen mit der Kündigung des Manteltarifvertrages, der Urlaubsanspruch sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld regelt. Karstadt spiele in den Verhandlungen eine bedeutende Rolle, kritisiert Meinecke, glaube aber, „sich selbst irgendwie ausruhen zu können“.

Es sei ein Novum, dass im November noch immer kein Tarifvertrag unter Dach und Fach sei. „Wir haben noch nie in der Kälte streiken müssen“, flachst der Verhandlungsführer, um dann den Ernst der Lage deutlich zu machen. „Es geht in dieser Tarifrunde offenbar um die Frage, ob wir überhaupt noch einen Tarifvertrag wiederbekommen.“ Weil erst am 2. Dezember weiterverhandelt werden soll, schwappt der Tarifkonflikt nun wohl ins Weihnachtsgeschäft. Magda Schneider