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Ausbildung zu PflegeassistentenCrash-Kurs für Hartz-IV-Pfleger

Die Krankenkassen legen das Ausbildungskonzept für Arbeitslose vor, die künftig Demenzkranke betreuen sollen. Bis Ende 2009 gilt: Nach 30 Stunden Schulung sind sie Pflegeassistent.

Die Pflege älterer Menschen ist eine Vertrauenssache.

BERLIN taz Der Einsatz von Arbeitslosen zur Betreuung von Demenzkranken sorgt weiter für Diskussionen. Die gesetzlichen Krankenkassen haben nun ein Ausbildungskonzept für die künftigen Pflegeassistenten vorgelegt. Es sieht 160 Unterrichtsstunden vor, in denen die Helfer unter anderem Grundkenntnisse über das Krankheitsbild erwerben und einen Erste-Hilfe-Kurs belegen. Hinzu kommt ein zweiwöchiges Praktikum in einem Pflegeheim. Berufsfremde absolvieren zudem ein fünftägiges Orientierungspraktikum. Das Gesundheitsministerium muss den Entwurf genehmigen.

Die seit Juli geltende Pflegereform ermöglicht es den Heimen, für jeweils 25 Demenzkranke eine zusätzliche Betreuungskraft einstellen. Diese soll die Pflegebedürftigen bei einfachen Alltagsaktivitäten begleiten - ihnen beispielsweise vorlesen oder mit ihnen spazieren gehen. Bis zu 10.000 neue Stellen könnten bundesweit so in den Einrichtungen entstehen, schätzen die Pflegekassen.

Die Kassen betonen, dass vorrangig Menschen mit Vorerfahrung in der Pflege rekrutiert werden sollen. Doch sie schließen nicht, auch fachfremde Langzeitarbeitslose nach der Kurzausbildung in den Heimen unterzubringen (die taz berichtete).

Die Wohlfahrtsverbände warnen darum vor einer Schmalspurschulung. Die gesetzlichen Krankenversicherungen haben bei der Ausbildung in den vergangenen Wochen offenbar Abstriche gemacht: Der Bundesverband privater Anbieter pochte im Juli auf eine weniger umfangreiche Ausbildung, etwa beim theoretischen Unterricht.

Vor allem aber, so fordern es die Privaten, sollen die Betreuungskräfte gleich und nicht erst nach Abschluss der Ausbildung eingesetzt werden. Die Richtlinie der Kassen kommt diesem Wunsch der privaten Heimbetreiber entgegen: Bis Ende 2009 gilt eine Übergangsreglung, nach der die angehenden Pflegeassistenten schon nach einem 30-stündigen Einführungskurs auf den Stationen mitanpacken. Die restlichen Qualifikationen erwerben sie neben der Arbeit.

Bernhard Roth graust es vor solchen Crashkursen. Er ist Geschäftsführer eines Pflegeheims des Arbeiter-Samariter-Bundes in Homburg im Saarland. Seit April setzt er zwei 1-Euro-Jobber als zusätzliche Betreuer auf der Demenzstation ein. "Wir wollten wissen, ob Langzeitarbeitslose den Pflegebedürftigen einfache Unterhaltungsmöglichkeiten wie Vorlesen oder Spazierengehen bieten können."

Roths Fazit: Besser nicht. Die Stellen müssten seiner Meinung nach mit professionellen Altenpflegern, am besten mit Sozialpädagogen besetzt werden. Die Betreuung von Demenzkranken sei eine anspruchsvolle Aufgabe. "Es geht ja nicht nur ums Basteln."

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24 Kommentare

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  • B
    Beobachter

    Komisch: Wenn man mit Linken über Gesundheitspolitik diskutiert und man Einsparmöglichkeiten vorschlägt kommt von denen reflexartig: Die Pharmaindustrie. Sie sei ja an allem Schuld und überhaupt...

     

    Dazu mal ein paar Anmerkungen:

    a) Die Kosten für Medikamente spielen im Vergleich zu den Kosten für Personal eine untergeordnete Rolle.

    b) Die Pharmaindustrie hatte auf dem deutschen Markt in den letzten Jahren nichts zu lachen. Die Ärzte sind ja dazu verpflichtet, (nach ihrem Kenntnissstand) das billigste Mittel mit gleicher Wirkung (also meistens ein Generikum) zu verschreiben. Die Medikamentenzuzahlungen des Pazienten werden darüber hinaus immer größer, was der Pharmabranche auch nicht gerade entgegenkommt.

    c) Wenn ein Arzt ein sehr teures, aber im entsprechenden Fall unwirksames Medikament, verschreibt, dann ist er an den dabei entstehenden Mehrausgaben schuld, nicht die Pharmaindustrie, die das Medikament anbietet. Man wird von einem Mediziner, der etwa 10 Jahre in Ausbildung war, wohl noch erwarten können, sich in Pharmakologie einigermaßen auszukennen. Aus Patientensicht weiß ich aber, daß das häufig leider nicht so ist...

    d) Die Pharmaunternehmen dürfen und müssen, da sie im Gegensatz zu den meisten Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen dem freien Wettbewerb ausgesetzt sind, Gewinne machen. Die Preise werden dabei von Angebot und Nachfrage bestimmt, so wie in unserer Marktwirtschaft üblich. Nichts daran ist verwerflich.

     

    Zum Thema "evidenzbasierte Behandlungsleitlinien": Das sollte jeder vernünftige Arzt draufhaben und nennt sich auch "gesunder Menschenverstand". Natürlich sind Therapien nicht nach ihrer Reihenfolge im Lexikon "durchzuprobieren", sondern die Therapie mit dem besten Kosten-/Nutzenverhältnis sollte erste Wahl sein.

  • K
    karl

    Verehrter Beobachter, Ihre anschscheinend gut gemeinten Ansichten in Ehre -lesen Sie doch bitte den Artikel "Not ausgenutzt" im Bereich "Deutschland" auf taz.de und Sie sehen, wie die Arbeitslosen eingestzt werden dürften. In diesem Artikel wird genau das beschrieben, wovor ich zu warnen versuchte (als einer von vielen, natürlich): Es werden von den Hartz-4.Empfängern eben gerade nicht nur Tätigkeiten ausgeführt, zu denen es keine Fachkräfte braucht, sondern sie übernehmen zum Dumpinglohn die Aufgaben der Fachkräfte. Zitat:" Den Berufsstand des Diplomspaziergängers gibt es eben nicht..." -dabei sollte es genau um das, was hier noch abwertend bezeichnet wird doch eigentlich gehen, oder?

    Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass man auch und vor allem im Gesundheitssektor sparen muss. Hier wird viel zu viel Geld zum Fenster hinausgeworfen. Ich lade Sie ein, über Aktivitäten der Pharmaindustrie zu recherchieren -jedes Jahr werden neue Medikamente auf den Markt geworfen, die zu höheren Preisen die selbe Wirkung haben wie seit Jahren erhätliche Medikamente. Weiterhin gibt es Untersuchungen, die belegen, dass in Deutschland im Verhältnis zum EU-Umland eine ungleich höhere Zahl von Eingriffen am Herzen vorgenommen wird -der Nutzen dieser Eingriffe jedoch nicht belegbar ist (es handelt sich natürlich nicht um lebensnotwendige Eingriffe). Das bringt uns zu den Evidenzbasierten Behandlungsleitlinien. Letztenendes geht es darum, dass nach der Diagnose einer Erkrankung nur Therapiemaßnahmen durchgeführt werden, die zum Einen auch wirklich die Lebensqualität des Patienten verbessern (die Lebensqualität. nicht in jedem Fall die reine Lebensdauer) und deren Wirksamkeit andererseits wissenschaftlich belegt ist -und zwar anhand von einwandfreien und objetiven Studien. In der Praxis heißt das, man probiert eben nicht jede denkbare Maßnahme aus, die einem einfällt, in der Hoffnun, irgendetwas werde schon passieren, sondern nutzt nur solche die nachweisbare Effekte haben. In solche Entscheidungen muss der Patient dann soweit wie nur irgend möglich einbezogen werden.

    So ein Vorgehen ist in der Praxis teilweise schon üblich, seine weitere Verbreitung könnte aber helfen, unnütze Kosten zu vermeiden. Das IQWiQ-Institut ist hier positiv zu nennen...

    Leider unterliegt evidenzbasierte Medizin immer noch starkem Sperrfeuer seitens der Pharmaindustrie, denn Rendite erzielt man (leichter) über Quantität, nicht unbedingt über Qualität.

    mit freundlichen Grüßen

     

    ps.: Sie haben natürlich recht, nichts spricht dagegen, wenn ein Geringqualifizierter im Altenheim hilft. Sinnvoller zumal, als wenn er zum Müllaufsammeln an der Autobahn verdonnert wird -aber bitte ohne Missbrauch und ob der nicht in gehäftem Ausmass stattfinden wird habe ich meine Zweifel

  • T
    Troll

    Todesengel gesucht?

     

    Ich bin jetzt seit 5 Jahre arbeitslos und freue mich schon sehr darauf auch endlich einmal mit Menschen zu arbeiten. Tiere sind nämlich nich so mein Ding, ich meine ich bin Sadist aus Leidenschaft und im Rahmen auch kompromissbereit, dennoch würde ich mich lieber den neuen Herausforderungen stellen, allerdings nur unter der Voraussetzung das, dass auch sicher ist? Ich meine die sind doch wirklich alle dement, oder? Da kann nicht doch irgendwie einer darunter sein, der Mal petzen geht oder so…? Is nur ne Frage, solange die Kohle stimmt werden wir schon unseren Spaß haben...

     

    Die spinnen doch...die Römer

  • B
    Beobachter

    Lieber karl,

    ich dachte schon, daß mein Beitrag hier für Unmut sorgen würde. Umso mehr bin ich erfreut, daß wenigstens Sie konkrete Vorschläge machen, wie der Kostenexplosion im Gesundheitsbereich entgegen gewirkt werden könnte. Dazu im einzelnen:

    1.) Für eine gesetzliche Kasse für alle bin ich auch. Gesundheit sollte keine Frage der beruflichen Privilegierung (Beamte etc.) sein.

    2.) Was sind "evidenzbasierte Behandlungsleitlinien" und worin unterscheiden sich diese von der bereits heute üblichen Praxis?

    3.) Prävention ist immer gut; hier kann in der Tat viel getan werden. Besonders psychische Krankheiten sind ja auf dem Vormarsch, da die Arbeitnehmer (egal ob niedrig- oder hochqualifiziert) von den Unternehmen immer mehr ausgebeutet werden. Entweder man droht ständig mit der Kündigung (sofern genügend andere potentielle Mitarbeiter als Bewerber in der Pipeline stehen) oder, das andere Extrem, es gibt so viel Arbeit (und so wenig Bewerber), daß die Arbeitnehmer darin versinken und ständig Überstunden machen müssen.

     

    Also: Wir kommen da eigentlich schon zusammen.

     

    Nur: Man kann ja beides tun; man kann in oben genannten Punkten sparen _und_ man kann im Pflege- bzw. Gesundheitsbereich ebenso sparen. Und da kommen jetzt die Langzeitarbeitslosen ins Spiel, denen durch diese Pflegejobs wieder ein Lebenssinn und einen Einstieg ins Berufsleben geboten wird.

     

    Natürlich wird von niemandem, der ein paar Wochen eingearbeitet wurde, erwartet, daß er gleich die Verantwortung für einen Demenzkranken übernehmen solle. Dafür gibt es ja ausgebildete Altenpfleger, Sozialpädagogen oder Mediziner. Es gibt aber viele Tätigkeiten in der Pflege (wie auch im Gesundheitsbereich), für die man keine großartige Qualifikation braucht. Gerade beim Beispiel der Altenpflege reicht es oft aus, daß einfach jemand da ist, der sich um die Menschen kümmert: Zuhören, waschen und putzen, Essen zubereiten usw. Für das alles braucht es kein Diplom. Es gibt ja auch Menschen, die Familienangehörige pflegen, ebenfalls ohne Pflegeausbildung. Aber das klappt gut. Und sowas könnten ja dann Langzeitarbeitslose übernehmen.

     

    So könnte man das umsetzen, was in anderen Wirtschaftsbereichen schon längst üblich ist: Gering qualifizierte Arbeitskräfte übernehmen die einfachen Tätigkeiten, höher Qualifizierte machen das Anspruchsvolle und die "Studierten" managen das ganze und übernehmen die Verantwortung. Das würde a) immense Kosten sparen, b) den Leuten helfen, die ohne Arbeit sind und c) die qualifierteren Arbeitskräfte stark entlasten (Mediziner bspw. klagen ja heute über die hohen Leistungsanforderungen).

     

    Natürlich sollte man schauen, daß die ehemaligen Hartz-IV-Empfänger einen einigermaßen vernünftigen Arbeitsvertrag bekommen, und - je nach Eignung - eine Perspektive gegeben wird, in qualifiziertere Bereiche vorzustoßen.

  • K
    karl

    Verehrter Beobachter, da sind Sie leider völlig auf dem Holzweg...Hartz-4-Empfänger und Zivildienstleistende zu vergleichen heißt schlichtweg Äpfel und Birnen zu vergleichen. Bei einem Zivi in diesem Arbeitsbereich geht es schließlich vor allem um Charakterbildung und Möglichkeiten zur persönlichen Orientierung. Zumindest ging es früher einmal darum, bevor schon die Zivis als Ersatz für examinierte Pflegekräfte eingesetzt wurden, um Kosten zu drücken -denn Sie wissen ja, wer Zivis finanziert. Zum Thema Kosten bleibt nur zu sagen: Sitzen Sie nicht der allgemeinen Propaganda auf. Es gibt vielfältige andere, sinnvollere und effektivere Methoden, die angebliche Kostenexplosion im Gesundheitssektor einzudämmen. Beschäftigt man sich mit Autoren wie Dr. Butterwegge, Marcel Sachs oder Karl Mai wird schnell klar, dass die Kosten für das Gesundheitssystem weit weniger drastisch angestiegen sind als verbreitet wird. Aber man braucht natürlich eine Argumentationsgrundlage für solche Maßnahmen. Wer ist "man"? Eine Politik, die keinen Wert auf einen starken sozialen Sektor legt, es sei denn er ist privatisiert und damit Renditezwängen unterlegen, was letztendlich zur Befürwortung von Dumpinglöhnen führt. Weiterhin private Gesundhietskonzerne, die eben ihre Rendite einfahren wollen und daher die Ausgaben auf möglichst geringem Niveau halten...die Liste der Profiteure liesse sich fortsetzen, man informiere sich bei attac oder den nachdenkseiten.de.

    Methoden, um den Anstieg unserer Beiträge zu verhindern wären, ganz einfach:

    1) Eingliederung aller anderweitig Versicherten (Privat, Beamten etc.) in die gesetzliche Kasse -würde schlagartig Unsummen an Geld einbringen und gleichzeitig die 2-Klassenmedizin abschaffen

    2) Umfassende Einrichtung von evidenzbasierten Behandlungsleitlinien, um überflüssige Maßnahmen zu vermeiden

    3) Eine aktive Präventionspolitik, die vor allem die Arbeitswelt einbezieht und hilft, Erkrankungen von vornherein zu vermeiden.

  • B
    Beobachter

    Ein sehr interessanter Ansatz, um im Pflegebereich Kosten zu sparen und Langzeitarbeitslose behutsam in Lohn und Brot zu bringen.

     

    Man sollte das auch auf andere Bereiche des Gesundheits- und Pflegesystems übertragen. Was bspw. ein Zivildienstleistender kann, das kann ein (ehemaliger) Hartz-IV-Empfänger auch.

     

    So bleibt noch Hoffnung, daß bspw. die Krankenversicherungsbeiträge nicht über alle Maße steigen bzw. unser Sozialsystem überhaupt finanzierbar bleibt.

  • JS
    Jens Schlegel

    "Diese soll die Pflegebedürftigen bei einfachen Alltagsaktivitäten begleiten..." Demenzerkrankten ist nicht geholfen wenn man sie wie einen Hund an der Hand (Leine) durch einen Stadtpark zieht. 4 Jahre dauert die Ausbildung für den bereits schlecht bezahlten Beruf des Altenpflegers, Heilerziehungspflegers. Wer studiert denn 8 Semester? Muss ich wirklich noch auf die Uni oder reicht es sagen wir in 10 Wochenendkursen Jura zu studieren, Grundkenntnisse müssten ja reichen. Oder doch besser Chirurg, mit dem Messer hab ich ja auch schon in der Küche zu tun gehabt.

     

    Neben der Tatsache, dass hier deutlich wird, wie wenig alte (wehrlose) Menschen wert sind, dass wir nicht die paar Kröten über haben den Pflegenotstand - und den haben wir in Deutschland - richtig zu beseitigen, wird deutlich wie sehr die lieben Politiker Mitarbeiter im sozialen Bereich "wirklich bewundern (für dass was sie da tun bla bla)" Macht sich bei jeder Rede gut.

     

    Butter zum Fisch, ich bin bereit 2% meines Lohnes zusätzlich für die Pflegeversicherung herzugeben, wenn 1. Der Mirarbeiteranteil deutlich erhöht wird, 2. Diesen Mitarbeitern endlich dass bezahlt wird was sie verdienen.

  • FW
    Friedrich Weitner

    Wieder einmal ist es den Lobbyisten aus der Gesundheitsbranche gelungen bei ständig steigenden Tagessätzen Lohnkosten ins inhumane zu drücken. Unsere Politiker nicken wie gewohnt ab. Kein Wunder, so lassen sich Arbeitslosenstatistiken schönen und das wie so oft auf dem Rücken der sozial Schwachen und Kranken. Zumindest denen die in der Gesundheitsbranche tätig sind, müsste klar sein das ein Crashkurs von dreißig Tagen bestenfalls dafür herhalten kann Fehler die zwangsläufig gemacht werden, den ausgebeuteten ex Langzeitarbeitslosen in die Schuhe zu schieben. Nicht einmal die Hoffnung bleibt, dass die Verantwortlichen selbst einmal in den Genuss einer Dumpinglohnpflege kommen, für die stehen ja Prominenten Alters und Pflegeheime zur Verfügung.

  • B
    Beobachter

    Komisch: Wenn man mit Linken über Gesundheitspolitik diskutiert und man Einsparmöglichkeiten vorschlägt kommt von denen reflexartig: Die Pharmaindustrie. Sie sei ja an allem Schuld und überhaupt...

     

    Dazu mal ein paar Anmerkungen:

    a) Die Kosten für Medikamente spielen im Vergleich zu den Kosten für Personal eine untergeordnete Rolle.

    b) Die Pharmaindustrie hatte auf dem deutschen Markt in den letzten Jahren nichts zu lachen. Die Ärzte sind ja dazu verpflichtet, (nach ihrem Kenntnissstand) das billigste Mittel mit gleicher Wirkung (also meistens ein Generikum) zu verschreiben. Die Medikamentenzuzahlungen des Pazienten werden darüber hinaus immer größer, was der Pharmabranche auch nicht gerade entgegenkommt.

    c) Wenn ein Arzt ein sehr teures, aber im entsprechenden Fall unwirksames Medikament, verschreibt, dann ist er an den dabei entstehenden Mehrausgaben schuld, nicht die Pharmaindustrie, die das Medikament anbietet. Man wird von einem Mediziner, der etwa 10 Jahre in Ausbildung war, wohl noch erwarten können, sich in Pharmakologie einigermaßen auszukennen. Aus Patientensicht weiß ich aber, daß das häufig leider nicht so ist...

    d) Die Pharmaunternehmen dürfen und müssen, da sie im Gegensatz zu den meisten Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen dem freien Wettbewerb ausgesetzt sind, Gewinne machen. Die Preise werden dabei von Angebot und Nachfrage bestimmt, so wie in unserer Marktwirtschaft üblich. Nichts daran ist verwerflich.

     

    Zum Thema "evidenzbasierte Behandlungsleitlinien": Das sollte jeder vernünftige Arzt draufhaben und nennt sich auch "gesunder Menschenverstand". Natürlich sind Therapien nicht nach ihrer Reihenfolge im Lexikon "durchzuprobieren", sondern die Therapie mit dem besten Kosten-/Nutzenverhältnis sollte erste Wahl sein.

  • K
    karl

    Verehrter Beobachter, Ihre anschscheinend gut gemeinten Ansichten in Ehre -lesen Sie doch bitte den Artikel "Not ausgenutzt" im Bereich "Deutschland" auf taz.de und Sie sehen, wie die Arbeitslosen eingestzt werden dürften. In diesem Artikel wird genau das beschrieben, wovor ich zu warnen versuchte (als einer von vielen, natürlich): Es werden von den Hartz-4.Empfängern eben gerade nicht nur Tätigkeiten ausgeführt, zu denen es keine Fachkräfte braucht, sondern sie übernehmen zum Dumpinglohn die Aufgaben der Fachkräfte. Zitat:" Den Berufsstand des Diplomspaziergängers gibt es eben nicht..." -dabei sollte es genau um das, was hier noch abwertend bezeichnet wird doch eigentlich gehen, oder?

    Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass man auch und vor allem im Gesundheitssektor sparen muss. Hier wird viel zu viel Geld zum Fenster hinausgeworfen. Ich lade Sie ein, über Aktivitäten der Pharmaindustrie zu recherchieren -jedes Jahr werden neue Medikamente auf den Markt geworfen, die zu höheren Preisen die selbe Wirkung haben wie seit Jahren erhätliche Medikamente. Weiterhin gibt es Untersuchungen, die belegen, dass in Deutschland im Verhältnis zum EU-Umland eine ungleich höhere Zahl von Eingriffen am Herzen vorgenommen wird -der Nutzen dieser Eingriffe jedoch nicht belegbar ist (es handelt sich natürlich nicht um lebensnotwendige Eingriffe). Das bringt uns zu den Evidenzbasierten Behandlungsleitlinien. Letztenendes geht es darum, dass nach der Diagnose einer Erkrankung nur Therapiemaßnahmen durchgeführt werden, die zum Einen auch wirklich die Lebensqualität des Patienten verbessern (die Lebensqualität. nicht in jedem Fall die reine Lebensdauer) und deren Wirksamkeit andererseits wissenschaftlich belegt ist -und zwar anhand von einwandfreien und objetiven Studien. In der Praxis heißt das, man probiert eben nicht jede denkbare Maßnahme aus, die einem einfällt, in der Hoffnun, irgendetwas werde schon passieren, sondern nutzt nur solche die nachweisbare Effekte haben. In solche Entscheidungen muss der Patient dann soweit wie nur irgend möglich einbezogen werden.

    So ein Vorgehen ist in der Praxis teilweise schon üblich, seine weitere Verbreitung könnte aber helfen, unnütze Kosten zu vermeiden. Das IQWiQ-Institut ist hier positiv zu nennen...

    Leider unterliegt evidenzbasierte Medizin immer noch starkem Sperrfeuer seitens der Pharmaindustrie, denn Rendite erzielt man (leichter) über Quantität, nicht unbedingt über Qualität.

    mit freundlichen Grüßen

     

    ps.: Sie haben natürlich recht, nichts spricht dagegen, wenn ein Geringqualifizierter im Altenheim hilft. Sinnvoller zumal, als wenn er zum Müllaufsammeln an der Autobahn verdonnert wird -aber bitte ohne Missbrauch und ob der nicht in gehäftem Ausmass stattfinden wird habe ich meine Zweifel

  • T
    Troll

    Todesengel gesucht?

     

    Ich bin jetzt seit 5 Jahre arbeitslos und freue mich schon sehr darauf auch endlich einmal mit Menschen zu arbeiten. Tiere sind nämlich nich so mein Ding, ich meine ich bin Sadist aus Leidenschaft und im Rahmen auch kompromissbereit, dennoch würde ich mich lieber den neuen Herausforderungen stellen, allerdings nur unter der Voraussetzung das, dass auch sicher ist? Ich meine die sind doch wirklich alle dement, oder? Da kann nicht doch irgendwie einer darunter sein, der Mal petzen geht oder so…? Is nur ne Frage, solange die Kohle stimmt werden wir schon unseren Spaß haben...

     

    Die spinnen doch...die Römer

  • B
    Beobachter

    Lieber karl,

    ich dachte schon, daß mein Beitrag hier für Unmut sorgen würde. Umso mehr bin ich erfreut, daß wenigstens Sie konkrete Vorschläge machen, wie der Kostenexplosion im Gesundheitsbereich entgegen gewirkt werden könnte. Dazu im einzelnen:

    1.) Für eine gesetzliche Kasse für alle bin ich auch. Gesundheit sollte keine Frage der beruflichen Privilegierung (Beamte etc.) sein.

    2.) Was sind "evidenzbasierte Behandlungsleitlinien" und worin unterscheiden sich diese von der bereits heute üblichen Praxis?

    3.) Prävention ist immer gut; hier kann in der Tat viel getan werden. Besonders psychische Krankheiten sind ja auf dem Vormarsch, da die Arbeitnehmer (egal ob niedrig- oder hochqualifiziert) von den Unternehmen immer mehr ausgebeutet werden. Entweder man droht ständig mit der Kündigung (sofern genügend andere potentielle Mitarbeiter als Bewerber in der Pipeline stehen) oder, das andere Extrem, es gibt so viel Arbeit (und so wenig Bewerber), daß die Arbeitnehmer darin versinken und ständig Überstunden machen müssen.

     

    Also: Wir kommen da eigentlich schon zusammen.

     

    Nur: Man kann ja beides tun; man kann in oben genannten Punkten sparen _und_ man kann im Pflege- bzw. Gesundheitsbereich ebenso sparen. Und da kommen jetzt die Langzeitarbeitslosen ins Spiel, denen durch diese Pflegejobs wieder ein Lebenssinn und einen Einstieg ins Berufsleben geboten wird.

     

    Natürlich wird von niemandem, der ein paar Wochen eingearbeitet wurde, erwartet, daß er gleich die Verantwortung für einen Demenzkranken übernehmen solle. Dafür gibt es ja ausgebildete Altenpfleger, Sozialpädagogen oder Mediziner. Es gibt aber viele Tätigkeiten in der Pflege (wie auch im Gesundheitsbereich), für die man keine großartige Qualifikation braucht. Gerade beim Beispiel der Altenpflege reicht es oft aus, daß einfach jemand da ist, der sich um die Menschen kümmert: Zuhören, waschen und putzen, Essen zubereiten usw. Für das alles braucht es kein Diplom. Es gibt ja auch Menschen, die Familienangehörige pflegen, ebenfalls ohne Pflegeausbildung. Aber das klappt gut. Und sowas könnten ja dann Langzeitarbeitslose übernehmen.

     

    So könnte man das umsetzen, was in anderen Wirtschaftsbereichen schon längst üblich ist: Gering qualifizierte Arbeitskräfte übernehmen die einfachen Tätigkeiten, höher Qualifizierte machen das Anspruchsvolle und die "Studierten" managen das ganze und übernehmen die Verantwortung. Das würde a) immense Kosten sparen, b) den Leuten helfen, die ohne Arbeit sind und c) die qualifierteren Arbeitskräfte stark entlasten (Mediziner bspw. klagen ja heute über die hohen Leistungsanforderungen).

     

    Natürlich sollte man schauen, daß die ehemaligen Hartz-IV-Empfänger einen einigermaßen vernünftigen Arbeitsvertrag bekommen, und - je nach Eignung - eine Perspektive gegeben wird, in qualifiziertere Bereiche vorzustoßen.

  • K
    karl

    Verehrter Beobachter, da sind Sie leider völlig auf dem Holzweg...Hartz-4-Empfänger und Zivildienstleistende zu vergleichen heißt schlichtweg Äpfel und Birnen zu vergleichen. Bei einem Zivi in diesem Arbeitsbereich geht es schließlich vor allem um Charakterbildung und Möglichkeiten zur persönlichen Orientierung. Zumindest ging es früher einmal darum, bevor schon die Zivis als Ersatz für examinierte Pflegekräfte eingesetzt wurden, um Kosten zu drücken -denn Sie wissen ja, wer Zivis finanziert. Zum Thema Kosten bleibt nur zu sagen: Sitzen Sie nicht der allgemeinen Propaganda auf. Es gibt vielfältige andere, sinnvollere und effektivere Methoden, die angebliche Kostenexplosion im Gesundheitssektor einzudämmen. Beschäftigt man sich mit Autoren wie Dr. Butterwegge, Marcel Sachs oder Karl Mai wird schnell klar, dass die Kosten für das Gesundheitssystem weit weniger drastisch angestiegen sind als verbreitet wird. Aber man braucht natürlich eine Argumentationsgrundlage für solche Maßnahmen. Wer ist "man"? Eine Politik, die keinen Wert auf einen starken sozialen Sektor legt, es sei denn er ist privatisiert und damit Renditezwängen unterlegen, was letztendlich zur Befürwortung von Dumpinglöhnen führt. Weiterhin private Gesundhietskonzerne, die eben ihre Rendite einfahren wollen und daher die Ausgaben auf möglichst geringem Niveau halten...die Liste der Profiteure liesse sich fortsetzen, man informiere sich bei attac oder den nachdenkseiten.de.

    Methoden, um den Anstieg unserer Beiträge zu verhindern wären, ganz einfach:

    1) Eingliederung aller anderweitig Versicherten (Privat, Beamten etc.) in die gesetzliche Kasse -würde schlagartig Unsummen an Geld einbringen und gleichzeitig die 2-Klassenmedizin abschaffen

    2) Umfassende Einrichtung von evidenzbasierten Behandlungsleitlinien, um überflüssige Maßnahmen zu vermeiden

    3) Eine aktive Präventionspolitik, die vor allem die Arbeitswelt einbezieht und hilft, Erkrankungen von vornherein zu vermeiden.

  • B
    Beobachter

    Ein sehr interessanter Ansatz, um im Pflegebereich Kosten zu sparen und Langzeitarbeitslose behutsam in Lohn und Brot zu bringen.

     

    Man sollte das auch auf andere Bereiche des Gesundheits- und Pflegesystems übertragen. Was bspw. ein Zivildienstleistender kann, das kann ein (ehemaliger) Hartz-IV-Empfänger auch.

     

    So bleibt noch Hoffnung, daß bspw. die Krankenversicherungsbeiträge nicht über alle Maße steigen bzw. unser Sozialsystem überhaupt finanzierbar bleibt.

  • JS
    Jens Schlegel

    "Diese soll die Pflegebedürftigen bei einfachen Alltagsaktivitäten begleiten..." Demenzerkrankten ist nicht geholfen wenn man sie wie einen Hund an der Hand (Leine) durch einen Stadtpark zieht. 4 Jahre dauert die Ausbildung für den bereits schlecht bezahlten Beruf des Altenpflegers, Heilerziehungspflegers. Wer studiert denn 8 Semester? Muss ich wirklich noch auf die Uni oder reicht es sagen wir in 10 Wochenendkursen Jura zu studieren, Grundkenntnisse müssten ja reichen. Oder doch besser Chirurg, mit dem Messer hab ich ja auch schon in der Küche zu tun gehabt.

     

    Neben der Tatsache, dass hier deutlich wird, wie wenig alte (wehrlose) Menschen wert sind, dass wir nicht die paar Kröten über haben den Pflegenotstand - und den haben wir in Deutschland - richtig zu beseitigen, wird deutlich wie sehr die lieben Politiker Mitarbeiter im sozialen Bereich "wirklich bewundern (für dass was sie da tun bla bla)" Macht sich bei jeder Rede gut.

     

    Butter zum Fisch, ich bin bereit 2% meines Lohnes zusätzlich für die Pflegeversicherung herzugeben, wenn 1. Der Mirarbeiteranteil deutlich erhöht wird, 2. Diesen Mitarbeitern endlich dass bezahlt wird was sie verdienen.

  • FW
    Friedrich Weitner

    Wieder einmal ist es den Lobbyisten aus der Gesundheitsbranche gelungen bei ständig steigenden Tagessätzen Lohnkosten ins inhumane zu drücken. Unsere Politiker nicken wie gewohnt ab. Kein Wunder, so lassen sich Arbeitslosenstatistiken schönen und das wie so oft auf dem Rücken der sozial Schwachen und Kranken. Zumindest denen die in der Gesundheitsbranche tätig sind, müsste klar sein das ein Crashkurs von dreißig Tagen bestenfalls dafür herhalten kann Fehler die zwangsläufig gemacht werden, den ausgebeuteten ex Langzeitarbeitslosen in die Schuhe zu schieben. Nicht einmal die Hoffnung bleibt, dass die Verantwortlichen selbst einmal in den Genuss einer Dumpinglohnpflege kommen, für die stehen ja Prominenten Alters und Pflegeheime zur Verfügung.

  • B
    Beobachter

    Komisch: Wenn man mit Linken über Gesundheitspolitik diskutiert und man Einsparmöglichkeiten vorschlägt kommt von denen reflexartig: Die Pharmaindustrie. Sie sei ja an allem Schuld und überhaupt...

     

    Dazu mal ein paar Anmerkungen:

    a) Die Kosten für Medikamente spielen im Vergleich zu den Kosten für Personal eine untergeordnete Rolle.

    b) Die Pharmaindustrie hatte auf dem deutschen Markt in den letzten Jahren nichts zu lachen. Die Ärzte sind ja dazu verpflichtet, (nach ihrem Kenntnissstand) das billigste Mittel mit gleicher Wirkung (also meistens ein Generikum) zu verschreiben. Die Medikamentenzuzahlungen des Pazienten werden darüber hinaus immer größer, was der Pharmabranche auch nicht gerade entgegenkommt.

    c) Wenn ein Arzt ein sehr teures, aber im entsprechenden Fall unwirksames Medikament, verschreibt, dann ist er an den dabei entstehenden Mehrausgaben schuld, nicht die Pharmaindustrie, die das Medikament anbietet. Man wird von einem Mediziner, der etwa 10 Jahre in Ausbildung war, wohl noch erwarten können, sich in Pharmakologie einigermaßen auszukennen. Aus Patientensicht weiß ich aber, daß das häufig leider nicht so ist...

    d) Die Pharmaunternehmen dürfen und müssen, da sie im Gegensatz zu den meisten Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen dem freien Wettbewerb ausgesetzt sind, Gewinne machen. Die Preise werden dabei von Angebot und Nachfrage bestimmt, so wie in unserer Marktwirtschaft üblich. Nichts daran ist verwerflich.

     

    Zum Thema "evidenzbasierte Behandlungsleitlinien": Das sollte jeder vernünftige Arzt draufhaben und nennt sich auch "gesunder Menschenverstand". Natürlich sind Therapien nicht nach ihrer Reihenfolge im Lexikon "durchzuprobieren", sondern die Therapie mit dem besten Kosten-/Nutzenverhältnis sollte erste Wahl sein.

  • K
    karl

    Verehrter Beobachter, Ihre anschscheinend gut gemeinten Ansichten in Ehre -lesen Sie doch bitte den Artikel "Not ausgenutzt" im Bereich "Deutschland" auf taz.de und Sie sehen, wie die Arbeitslosen eingestzt werden dürften. In diesem Artikel wird genau das beschrieben, wovor ich zu warnen versuchte (als einer von vielen, natürlich): Es werden von den Hartz-4.Empfängern eben gerade nicht nur Tätigkeiten ausgeführt, zu denen es keine Fachkräfte braucht, sondern sie übernehmen zum Dumpinglohn die Aufgaben der Fachkräfte. Zitat:" Den Berufsstand des Diplomspaziergängers gibt es eben nicht..." -dabei sollte es genau um das, was hier noch abwertend bezeichnet wird doch eigentlich gehen, oder?

    Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass man auch und vor allem im Gesundheitssektor sparen muss. Hier wird viel zu viel Geld zum Fenster hinausgeworfen. Ich lade Sie ein, über Aktivitäten der Pharmaindustrie zu recherchieren -jedes Jahr werden neue Medikamente auf den Markt geworfen, die zu höheren Preisen die selbe Wirkung haben wie seit Jahren erhätliche Medikamente. Weiterhin gibt es Untersuchungen, die belegen, dass in Deutschland im Verhältnis zum EU-Umland eine ungleich höhere Zahl von Eingriffen am Herzen vorgenommen wird -der Nutzen dieser Eingriffe jedoch nicht belegbar ist (es handelt sich natürlich nicht um lebensnotwendige Eingriffe). Das bringt uns zu den Evidenzbasierten Behandlungsleitlinien. Letztenendes geht es darum, dass nach der Diagnose einer Erkrankung nur Therapiemaßnahmen durchgeführt werden, die zum Einen auch wirklich die Lebensqualität des Patienten verbessern (die Lebensqualität. nicht in jedem Fall die reine Lebensdauer) und deren Wirksamkeit andererseits wissenschaftlich belegt ist -und zwar anhand von einwandfreien und objetiven Studien. In der Praxis heißt das, man probiert eben nicht jede denkbare Maßnahme aus, die einem einfällt, in der Hoffnun, irgendetwas werde schon passieren, sondern nutzt nur solche die nachweisbare Effekte haben. In solche Entscheidungen muss der Patient dann soweit wie nur irgend möglich einbezogen werden.

    So ein Vorgehen ist in der Praxis teilweise schon üblich, seine weitere Verbreitung könnte aber helfen, unnütze Kosten zu vermeiden. Das IQWiQ-Institut ist hier positiv zu nennen...

    Leider unterliegt evidenzbasierte Medizin immer noch starkem Sperrfeuer seitens der Pharmaindustrie, denn Rendite erzielt man (leichter) über Quantität, nicht unbedingt über Qualität.

    mit freundlichen Grüßen

     

    ps.: Sie haben natürlich recht, nichts spricht dagegen, wenn ein Geringqualifizierter im Altenheim hilft. Sinnvoller zumal, als wenn er zum Müllaufsammeln an der Autobahn verdonnert wird -aber bitte ohne Missbrauch und ob der nicht in gehäftem Ausmass stattfinden wird habe ich meine Zweifel

  • T
    Troll

    Todesengel gesucht?

     

    Ich bin jetzt seit 5 Jahre arbeitslos und freue mich schon sehr darauf auch endlich einmal mit Menschen zu arbeiten. Tiere sind nämlich nich so mein Ding, ich meine ich bin Sadist aus Leidenschaft und im Rahmen auch kompromissbereit, dennoch würde ich mich lieber den neuen Herausforderungen stellen, allerdings nur unter der Voraussetzung das, dass auch sicher ist? Ich meine die sind doch wirklich alle dement, oder? Da kann nicht doch irgendwie einer darunter sein, der Mal petzen geht oder so…? Is nur ne Frage, solange die Kohle stimmt werden wir schon unseren Spaß haben...

     

    Die spinnen doch...die Römer

  • B
    Beobachter

    Lieber karl,

    ich dachte schon, daß mein Beitrag hier für Unmut sorgen würde. Umso mehr bin ich erfreut, daß wenigstens Sie konkrete Vorschläge machen, wie der Kostenexplosion im Gesundheitsbereich entgegen gewirkt werden könnte. Dazu im einzelnen:

    1.) Für eine gesetzliche Kasse für alle bin ich auch. Gesundheit sollte keine Frage der beruflichen Privilegierung (Beamte etc.) sein.

    2.) Was sind "evidenzbasierte Behandlungsleitlinien" und worin unterscheiden sich diese von der bereits heute üblichen Praxis?

    3.) Prävention ist immer gut; hier kann in der Tat viel getan werden. Besonders psychische Krankheiten sind ja auf dem Vormarsch, da die Arbeitnehmer (egal ob niedrig- oder hochqualifiziert) von den Unternehmen immer mehr ausgebeutet werden. Entweder man droht ständig mit der Kündigung (sofern genügend andere potentielle Mitarbeiter als Bewerber in der Pipeline stehen) oder, das andere Extrem, es gibt so viel Arbeit (und so wenig Bewerber), daß die Arbeitnehmer darin versinken und ständig Überstunden machen müssen.

     

    Also: Wir kommen da eigentlich schon zusammen.

     

    Nur: Man kann ja beides tun; man kann in oben genannten Punkten sparen _und_ man kann im Pflege- bzw. Gesundheitsbereich ebenso sparen. Und da kommen jetzt die Langzeitarbeitslosen ins Spiel, denen durch diese Pflegejobs wieder ein Lebenssinn und einen Einstieg ins Berufsleben geboten wird.

     

    Natürlich wird von niemandem, der ein paar Wochen eingearbeitet wurde, erwartet, daß er gleich die Verantwortung für einen Demenzkranken übernehmen solle. Dafür gibt es ja ausgebildete Altenpfleger, Sozialpädagogen oder Mediziner. Es gibt aber viele Tätigkeiten in der Pflege (wie auch im Gesundheitsbereich), für die man keine großartige Qualifikation braucht. Gerade beim Beispiel der Altenpflege reicht es oft aus, daß einfach jemand da ist, der sich um die Menschen kümmert: Zuhören, waschen und putzen, Essen zubereiten usw. Für das alles braucht es kein Diplom. Es gibt ja auch Menschen, die Familienangehörige pflegen, ebenfalls ohne Pflegeausbildung. Aber das klappt gut. Und sowas könnten ja dann Langzeitarbeitslose übernehmen.

     

    So könnte man das umsetzen, was in anderen Wirtschaftsbereichen schon längst üblich ist: Gering qualifizierte Arbeitskräfte übernehmen die einfachen Tätigkeiten, höher Qualifizierte machen das Anspruchsvolle und die "Studierten" managen das ganze und übernehmen die Verantwortung. Das würde a) immense Kosten sparen, b) den Leuten helfen, die ohne Arbeit sind und c) die qualifierteren Arbeitskräfte stark entlasten (Mediziner bspw. klagen ja heute über die hohen Leistungsanforderungen).

     

    Natürlich sollte man schauen, daß die ehemaligen Hartz-IV-Empfänger einen einigermaßen vernünftigen Arbeitsvertrag bekommen, und - je nach Eignung - eine Perspektive gegeben wird, in qualifiziertere Bereiche vorzustoßen.

  • K
    karl

    Verehrter Beobachter, da sind Sie leider völlig auf dem Holzweg...Hartz-4-Empfänger und Zivildienstleistende zu vergleichen heißt schlichtweg Äpfel und Birnen zu vergleichen. Bei einem Zivi in diesem Arbeitsbereich geht es schließlich vor allem um Charakterbildung und Möglichkeiten zur persönlichen Orientierung. Zumindest ging es früher einmal darum, bevor schon die Zivis als Ersatz für examinierte Pflegekräfte eingesetzt wurden, um Kosten zu drücken -denn Sie wissen ja, wer Zivis finanziert. Zum Thema Kosten bleibt nur zu sagen: Sitzen Sie nicht der allgemeinen Propaganda auf. Es gibt vielfältige andere, sinnvollere und effektivere Methoden, die angebliche Kostenexplosion im Gesundheitssektor einzudämmen. Beschäftigt man sich mit Autoren wie Dr. Butterwegge, Marcel Sachs oder Karl Mai wird schnell klar, dass die Kosten für das Gesundheitssystem weit weniger drastisch angestiegen sind als verbreitet wird. Aber man braucht natürlich eine Argumentationsgrundlage für solche Maßnahmen. Wer ist "man"? Eine Politik, die keinen Wert auf einen starken sozialen Sektor legt, es sei denn er ist privatisiert und damit Renditezwängen unterlegen, was letztendlich zur Befürwortung von Dumpinglöhnen führt. Weiterhin private Gesundhietskonzerne, die eben ihre Rendite einfahren wollen und daher die Ausgaben auf möglichst geringem Niveau halten...die Liste der Profiteure liesse sich fortsetzen, man informiere sich bei attac oder den nachdenkseiten.de.

    Methoden, um den Anstieg unserer Beiträge zu verhindern wären, ganz einfach:

    1) Eingliederung aller anderweitig Versicherten (Privat, Beamten etc.) in die gesetzliche Kasse -würde schlagartig Unsummen an Geld einbringen und gleichzeitig die 2-Klassenmedizin abschaffen

    2) Umfassende Einrichtung von evidenzbasierten Behandlungsleitlinien, um überflüssige Maßnahmen zu vermeiden

    3) Eine aktive Präventionspolitik, die vor allem die Arbeitswelt einbezieht und hilft, Erkrankungen von vornherein zu vermeiden.

  • B
    Beobachter

    Ein sehr interessanter Ansatz, um im Pflegebereich Kosten zu sparen und Langzeitarbeitslose behutsam in Lohn und Brot zu bringen.

     

    Man sollte das auch auf andere Bereiche des Gesundheits- und Pflegesystems übertragen. Was bspw. ein Zivildienstleistender kann, das kann ein (ehemaliger) Hartz-IV-Empfänger auch.

     

    So bleibt noch Hoffnung, daß bspw. die Krankenversicherungsbeiträge nicht über alle Maße steigen bzw. unser Sozialsystem überhaupt finanzierbar bleibt.

  • JS
    Jens Schlegel

    "Diese soll die Pflegebedürftigen bei einfachen Alltagsaktivitäten begleiten..." Demenzerkrankten ist nicht geholfen wenn man sie wie einen Hund an der Hand (Leine) durch einen Stadtpark zieht. 4 Jahre dauert die Ausbildung für den bereits schlecht bezahlten Beruf des Altenpflegers, Heilerziehungspflegers. Wer studiert denn 8 Semester? Muss ich wirklich noch auf die Uni oder reicht es sagen wir in 10 Wochenendkursen Jura zu studieren, Grundkenntnisse müssten ja reichen. Oder doch besser Chirurg, mit dem Messer hab ich ja auch schon in der Küche zu tun gehabt.

     

    Neben der Tatsache, dass hier deutlich wird, wie wenig alte (wehrlose) Menschen wert sind, dass wir nicht die paar Kröten über haben den Pflegenotstand - und den haben wir in Deutschland - richtig zu beseitigen, wird deutlich wie sehr die lieben Politiker Mitarbeiter im sozialen Bereich "wirklich bewundern (für dass was sie da tun bla bla)" Macht sich bei jeder Rede gut.

     

    Butter zum Fisch, ich bin bereit 2% meines Lohnes zusätzlich für die Pflegeversicherung herzugeben, wenn 1. Der Mirarbeiteranteil deutlich erhöht wird, 2. Diesen Mitarbeitern endlich dass bezahlt wird was sie verdienen.

  • FW
    Friedrich Weitner

    Wieder einmal ist es den Lobbyisten aus der Gesundheitsbranche gelungen bei ständig steigenden Tagessätzen Lohnkosten ins inhumane zu drücken. Unsere Politiker nicken wie gewohnt ab. Kein Wunder, so lassen sich Arbeitslosenstatistiken schönen und das wie so oft auf dem Rücken der sozial Schwachen und Kranken. Zumindest denen die in der Gesundheitsbranche tätig sind, müsste klar sein das ein Crashkurs von dreißig Tagen bestenfalls dafür herhalten kann Fehler die zwangsläufig gemacht werden, den ausgebeuteten ex Langzeitarbeitslosen in die Schuhe zu schieben. Nicht einmal die Hoffnung bleibt, dass die Verantwortlichen selbst einmal in den Genuss einer Dumpinglohnpflege kommen, für die stehen ja Prominenten Alters und Pflegeheime zur Verfügung.