Israels Blockade durchbrochen: Schiffe mit Aktivisten landen in Gaza

Tausende empfangen die Boote der internationalen Soliaktion und ihre Besatzung. Israels Marine lässt sie gewähren, kündigt aber an, sie bei der Rückreise nach Zypern zu filzen.

Die oft unerfahrenen Menschenrechtskämpfer mussten harte Stunden auf See überstehen, bevor sie den Hafen von Gaza anlaufen konnten. Bild: dpa

JERUSALEM taz Die 43 internationalen Menschenrechtsaktivisten, die am Samstagabend mit zwei Booten vor der Küste von Gaza anlegten, haben ein dichtes Programm. Mit Besuchen in Krankenhäusern, Flüchtlingslagern und bei zivilen Projekten wollen sie sich einen Überblick über die Not der Menschen verschaffen, die seit gut einem Jahr weitgehend von der Außenwelt abgeschottet sind. Mittags ging es am Sonntag zum Lunch ins Büro des Premierministers. Ismael Hanijeh, ehemals palästinensischer Regierungschef, weiß, wie er sich die Aktion der Aktivisten aus 17 Ländern zunutze machen kann. Die Ankunft der Boote sei ein "weiterer Nagel im Sarg des Embargos", meinte er zuversichtlich.

Die Holzboote "Liberty" und "Free Gaza", die nach eineinhalbtägiger Seereise aus Zypern kommend Gaza erreichten, wurden von tausenden jubelnden Palästinensern in Empfang genommen. "Fischerboote sind uns entgegengekommen. Junge, Alte, Frauen und Kinder - es war eine unglaubliche Freude und Überraschung darüber, dass wir es geschafft hatten", beschreibt Huwaida Arraf, Juradozentin an der Al-Kuds-Universität in Ostjerusalem, ihre Ankunft.

Die ungeübten Seefahrer, darunter eine 81-jährige Nonne sowie die Schwägerin des britischen Expremierministers Tony Blair, mussten es mit rauen Wetterverhältnissen aufnehmen. Über Stunden blieb zudem die Kommunikation unterbrochen, was Arraf einem "elektronischen Krieg Israels" zuschreibt. Ziel der Aktion war, erklärt Arraf, "den Leuten in Gaza die Hoffnung zu bringen, dass sie eines Tages wieder frei sein werden".

Bis auf 200 Hörgeräte hatten die beiden Boote keine humanitären Hilfsmittel geladen. "Uns geht es darum, das Embargo zu brechen, nicht, es nur erträglicher zu machen", meint Arraf. Allerdings überlege die Gruppe noch, ob man auf der Rückreise Palästinenser mitnehmen solle, die auf medizinische Versorgung außerhalb des Gazastreifens angewiesen sind. Damit dürften die Aktivisten auf Probleme stoßen, denn Israel kündigte an, die Boote zu durchsuchen, um sicherzustellen, dass sich weder Waffen noch gesuchte Extremisten an Bord befinden.

Bis zur letzten Minute drohte bereits auf der Hinreise die Gefahr, dass die israelische Marine die Boote abfangen würde, wie die Armee es zunächst geplant hatte. Die Regierung entschied sich offenbar dagegen, um nicht noch größeres internationales Interesse an der Aktion zu wecken. Dem israelischen Menschenrechtsaktivisten Jeff Halper vom "Alternativen Informationszentrum" in Jerusalem wäre beides recht gewesen. "Das Schöne an einer gewaltlosen Aktion ist, dass man immer gewinnt. Wenn wir die Blockade durchbrechen, haben wir gewonnen, und auch, wenn wir verhaftet worden wären", sagt er. "Dann hätte die Besatzung ihr Gesicht gezeigt."

Die meisten Aktivisten wollen noch diese Woche nach Zypern zurückreisen, wo die nächste Gruppe zusammengestellt werden soll, um sich erneut Richtung Gaza einzuschiffen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.