IG Metall will acht Prozent: Eine Kampfansage

Mit der höchsten Forderung seit 16 Jahren geht die IG Metall in die Tarifrunde für 2009. Acht Prozent mehr Lohn wollen die Gewerkschaftler. Die Arbeitgeber sind empört.

Acht Prozent mehr Lohn fordert auch die Basis bei ThyssenKrupp in Duisburg. Bild: ap

BERLIN taz Die IG Metall geht mit der höchsten Lohnforderung seit 16 Jahren in die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektrobranche. Die Gewerkschaft fordert für die 3,6 Millionen Beschäftigten 8 Prozent mehr Lohn, erklärte sie gestern in Frankfurt am Main. Der Vorstand der IG Metall habe beschlossen, sich den Anträgen der regionalen Tarifkommissionen anzuschließen - alle sieben IG-Metall-Bezirke hatten 8 Prozent mehr Lohn gefordert. Das letzte Mal hatte die Gewerkschaft im Jahr 1992 mit 9,5 Prozent eine höhere Forderung aufgestellt.

"Dies ist eine Tarifrunde für Wachstum und Gerechtigkeit", begründete der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber die Lohnforderung. In der Metallindustrie seien die Gewinne explodiert und Deutschland seit vielen Jahren Exportweltmeister, die Umsatzrenditen die höchsten seit den 60er-Jahren und noch nie sei gemessen am Umsatz so wenig für Löhne und Gehälter aufgewendet worden. "Jetzt sind wir dran", sagte Huber. Der Vorsitzende der IG Metall betonte auch: "Ja, 8 Prozent gehen zu Lasten der Gewinne, daraus machen wir keinen Hehl." Der IG Metall gehe es auch darum, das Wachstum zu stabilisieren, indem die Kaufkraft der Menschen gestärkt werde.

Die IG Metall begründet ihre 8-Prozent-Forderung mit dem hohen Preisanstieg und dem gesamtwirtschaftlichen Produktionszuwachs. Zudem sprach sie von einer "Gerechtigkeitskomponente", mit der sie die Beschäftigten an der aus ihrer Sicht guten Entwicklung der Branche teilhaben lassen will.

Die Arbeitgeber bezeichneten die Lohnforderung dagegen als verantwortungslos und nicht annähernd erfüllbar. "Die IG Metall setzt damit die Weltmarktfähigkeit der Betriebe und die Sicherheit der Arbeitsplätze leichtfertig aufs Spiel", sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, gestern in Berlin. Diese Forderung könne man "nicht ernsthaft zum Ausgangspunkt von Verhandlungen" nehmen. Schon vor dem endgültigen Vorstandsbeschluss der IG Metall sagte Kannegiesser in einem Zeitungsinterview, die Gewerkschaft habe "nicht mehr alle Tassen im Schrank".

Kannegiesser warnte die IG Metall gleichzeitig vor einem Arbeitskampf, der am Ende zu Lasten der Arbeitnehmer und der Arbeitsplätze gehen würde. Er betonte jedoch: "Wir haben kein Interesse, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen." Von der IG Metall gab es dagegen eine Kampfansage. Der Mitgliederwille könne "ganz schnell in Aktion umschlagen", drohte Helga Schwitzer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Tarif-Expertin. Zwar wolle die Gewerkschaft eine Lösung deutlich vor Weihnachten und ohne Streik. "Aber ich sage auch: Es gibt kein Szenario, auf das die IG Metall und ihre Mitglieder in den Betrieben nicht vorbereitet sind", erklärte Schwitzer.

IG-Metall-Chef Huber warnte die Arbeitgeber davor, die niedrigen Konjunkturprognosen für Deutschland zur Verunsicherung der Arbeitnehmer zu benutzen. "Statt Achtung und Anerkennung zu bezeugen, säen die Arbeitgeber Furcht und Angst um die Arbeitsplätze. Diese überkommene Bedrohungsrhetorik verärgert viele Menschen", meinte Huber. Gesamtmetall-Chef Kannegiesser hingegen sagte, neben den eingetrübten konjunkturellen Aussichten komme belastend für die Wirtschaft nun auch noch die Finanzkrise mit unabsehbaren Folgen hinzu.

Die Friedenspflicht in der Branche endet am 31. Oktober. Danach darf gestreikt werden. Erste Verhandlungen für die Mittelgruppe (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) sind für den 2. Oktober in Darmstadt geplant. Der klassische Pilotbezirk Baden-Württemberg, in dem auch der letzte Tarifabschluss 2007 getätigt wurde, beginnt am 7. Oktober mit den Verhandlungen.

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