Kongress der Schulneudenker: Utopie verbrennt sich an Burn-out
Am Bodensee trifft sich die Avantgarde der Schulneudenker in vergrößerter Runde. Ein rauschendes Fest - mit Kater. Bedenkenträger haben sich unter die Helden von Lernen 2.0 gemischt.
Am Bodensee trifft sich die Avantgarde der Schulneudenker in vergrößerter Runde. Ein rauschendes Fest - mit Kater. Bedenkenträger haben sich unter die Helden von Lernen 2.0 gemischt.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Das mantraartig vorgetragene Recht Israels auf Selbstverteidigung verschließt in Deutschland den Blick auf die brutale israelische Kriegsführung.
Leser*innenkommentare
Magret Bonin
Gast
Aber hallo, Herr Füller!
Beim ADZ-Kongress begegneten also "beschwingte Dreadlock-Väter ... Eltern, die bis an die Zähne mit Lernen 1900 bewaffnet" waren. Waren das dieselben Eltern, die als "Freikorps der pädagogischen Reaktion",die Schulen mit Klagen terrorisieren (Titel einer Panorama-Sendung) - oder die, die Jens Schlegel unten so kommentiert: "Schule, Abitur, Studium, dann Lehrer. Am besten noch wissenschaftlicher am Gymnasium ... Selbst mal eine "andere" Art des Lernens kennen gelernt? Nein"
"Die" Eltern sind doch keine homogene Gruppe und wie die Shell-Studie nachgewiesen hat, bei ihren Kindern hoch angesehen. Wg ihrer Bewaffnung bis an die Zähne mit Lernen im Stil von 1900? Und dann sind sie noch so blöd und finanzieren in Milliardenhöhe "Nachhilfe", Privatschulen ... innovative Lernmaterialien wie PC und Software ...?
Sollten Sie nicht mal die Quelle der gängigen Vorurteile gegenüber "Eltern" suchen - vielleicht auch in sich selbst?
"Wir in Schleswig-Holstein" machen mit der Redaktion "Schul-TiD - Transparenz-Information-Demokratie in Schulen" seit 2001 Bürgerfunk zum Thema Schule, Bildung und Erziehung. Aus Sicht von Eltern senden wir dazu hier in der Region regelmäßig Beiträge in Magazinform im Radio Bad Segeberg / Offener Kanal Lübeck: Live-Berichte, Schoolnews aus den Medien, Kommentare, Musik ...
Über pauschale Elternschelte berichten wir besonders gern.
Für eine neue Zeit - nicht nur in Schulen, mit freundlichen Grüßen
Magret Bonin / ViSdM
Schul-TiD/Redaktion
im Radio Bad Segeberg
"Segeberger Fenster" im Offenen Kanal Lübeck
"ein Radio, das 450.000 hören können"
Antenne 98,8 - 106,5 Kabel
Tobias Hübner
Gast
Ich bin einer der "Bedenkenträger", der sich auf dem Kongress unter die "Helden des Lernen 2.0" gemischt hat und hoffe, dass ich das plakative schwarz-weiß-Denken des Autoren nicht durcheinanderbringe, wenn ich sage, dass die "Fronten" im Bereich des Medieneinsatzes an der Schule nicht so verlaufen, wie er es sich vielleicht vorstellt. Ich bin 28 Jahre alt, habe Medienpädagogik studiert, erstelle seit meinem Studium Unterrichtsmaterialien für den Einsatz Neuer Medien in der Schule und halte darüber auch Vorträge. Meine Klassen haben Ihr virtuelles Klassenzimmer, arbeiten mit Computerspielen im Unterricht und können mich jederzeit online erreichen. Trotzdem bin ich skeptisch gegenüber den auch auf dem Kongress anwesenden progressiven Helden der neuen Medienwelt, denn sie blenden oftmals völlig aus, dass Schüler das Internet nicht so nutzen, wie sie es gerne hätten. Natürlich hat das Netz das Potential dazu, das Lernen zu revolutionieren, Ideen zu vernetzen und die Welt zu verbessern. Aber dazu braucht es erstmal die schon von (Achtung: Oberlehreralarm!) Adorno geforderte Erziehung zur Mündigkeit. In der Schule müssen oftmals zunächst die Basics des menschlichen Miteinanders, der gegenseitigen Wertschätzung und nicht zuletzt der nicht konsum- sondern produktionsorientierten Mediennutzung aufgebaut werden, damit die auch von Ihnen zitierte "Schwarmintelligenz" nicht dazu führt, dass der Schwarm den nächstbesten Haufen Sch.... anfliegt.
U. Schmitz
Gast
Wie platt darf ein Artikel in der taz denn noch werden? Mein GOtt, sind wir progressiv! Avantgarde!
Und schwer anti-autoritär, woh! Eltern als Freicorps, das haut den stärksten Paidagroggy vom Katheder - oder doch: Katheter? jaja, summerhill ist fast überall - GÄHN!
Wann führt die "taz" endlich die radikale kleinschreibung ein? wir warten!
wann dürfen wir endlich die erleuchteten sentenzen herrn füllers zum thema "moderne gehirnforschung und dumme oberlehrer" lesen, wir warten, hoffen und - bangen.
Sorry, folks,wieder ein artikel, der freude aufkommen lässt über die tatsache, KEIN abbo bei der "taz" zu haben.
anke
Gast
Was soll dieser Scherenschnitt? Die quälende, bedrohende, mobbende staatliche Schule auf der einen, die freie, offene, alternative, schlaue Schule in freier Trägerschaft auf der anderen Seite – ist es tatsächlich so einfach? Wohl nur in Pädagogika, da, wo der "Papst der Aufklärung" regiert und die "Freikorps der pädagogischen Reaktion" mit Noten schießen.
Nicht alle Kinder sind wie Marie. Manche sind weder mit einem noch mit drei und auch nicht mit zehn Jahren genial. Andere sind nicht einmal besonders eigensinnig. Ihr ganzes Leben lang nicht. Müssen sie deswegen Opfer eines Systems sein? Darf Schule negative Vorurteil durch positive ersetzen, wenn sie es gut meint? Schön, wenn Marie den energiegeladenen Vorzeigepädagogen in ihr Weltbild passt, aber was wird aus den anderen Kindern? Aus denen, die Reinhard Kahl nicht gefilmt hat, weil sie der versammelten pädagogischen Intelligenz kein Ah! und auch kein OH! entlockt hätten – weil sie nichts und niemanden bestätigen mit ihrem Verhalten?
Auch morgen noch werden die Menschen verschieden sein. Und zwar nicht nur in der Körpergröße oder im Wortschatz. Auch in dem, was man Mentalität nennt. Vermutlich wird es auch in hundert Jahren noch Trantuten geben und Überflieger, Angsthasen und Entdecker, wenn vielleicht auch auf einem durchschnittlich etwas höherem Kompetenzniveau. Wer erwartet, dass diese Unterschiede mit den Schultypen verschwinden, der irrt. Sie können es einfach nicht! Völlig egal, mit welchen Methoden, Materialien oder Freiheitsgraden man den Kindern zuleibe rückt – sie werden unter allen Umständen sie selbst bleiben. Noch als Erwachsene. Man kann ihnen das leicht machen oder schwer, abtrainieren allerdings kann man es ihnen nicht. Und das ist ein Glück.
Unterschiede bergen Risiken, sie sind aber immer auch Chance. Eine Entwicklung braucht nun einmal jeden von uns: Himmelsstürmer und Bedenkenträger, Avantgarde und Bummelletzte. Zeit ist eben doch relativ. Der eine braucht etwas mehr davon und der andere weniger. Neugierig aber sind sie alle irgendwie. Die einen aufs Leben an sich und die anderen auf die einen. Allein möchte kaum einer sein. Gut also, wenn man sich hin und wieder auch außerhalb der eigenen Kreise begegnet. Nicht im Gleichschritt. In der Theorie. Besser noch in der Praxis. Damit dem einen oder anderen auffällt, dass es kein Grund zur Panik sein muss, wenn man anders anders ist als alle anderen.
Vielleicht, dass eines schönen Tages auch die Väter das verstehen. Die, die keine so guten Erinnerungen an die eigene Schulzeit haben. Den größten Stress machen schließlich immer die, die das Andere nicht akzeptieren können. Ratlose Väter sind mindestens so schlimm für ein Kind, wie mobbende Mitschüler oder Lehrer von Gestern. Sie geben ihm nämlich das Gefühl, nicht nur anders zu sein, sondern irgendwie nicht richtig. Und nur das ist falsch.
Jens Schlegel
Gast
Schule, Abitur, Studium, dann Lehrer. Am besten noch wissenschaftlicher am Gymnasium, bringt A13 bei 26 Stunden Deputat. Diese Lehrer sind sehr gut ausgebildet in den Fächern die Sie unterrichten, Didaktik geht gegen Null. Selbst mal eine "andere" Art des Lernens kennen gelernt? Nein.
Fachlehrer in BaWü: Erst mittlere Reife, dann Beruf, dann Erfahrung im Beruf, dann an ein pädagogisches Fachseminar wo explizit neue Lehrmethoden vermittelt werden (zum fachtheoretischen Inhalt)und dann --> bestenfalls A9, wer Pech hat TVL, bei vollem Lehrauftrag 1200 € netto ohne Beamtenstatus(28 Stunden Deputat / 40 h Regelarbeitszeit).
Es scheint als bestünde einfach kein Interesse an wirklich guten Lehrern, neuen Lehrmethoden.