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Der neue WelthungerindexDie andere Krise

Die Zahl der Hungernden weltweit steigt drastisch. Die Welthungerhilfe fordert ein Rettungspaket. Mit 10 Milliarden Euro pro Jahr wäre es viel billiger als die jüngst beschlossenen Bankenpakete.

Am schnellsten wächst der Hunger dort, wo er schon am größten ist. Bild: dpa

Nach jahrelanger Stagnation nimmt der Hunger auf der Welt dramatisch zu. Wie die Deutsche Welthungerhilfe gestern anlässlich der Präsentation ihres "Welthungerindex 2008" erklärte, ist die Zahl der Hungernden letztes Jahr im Vergleich zu 2005 um knapp zehn Prozent gestiegen, von 848 auf 923 Millionen Menschen. Das ist ein historischer Höchststand.

Von einer "Schande für die Menschheit" sprach Ingeborg Schäuble, Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe. "Die Welt braucht ein Rettungspaket gegen den Welthunger." Sie will zehn Milliarden Euro mehr im Jahr für die Landwirtschaft in armen Ländern.

Nach Auffasung der UN-Agrarorganisation FAO wäre die weltweite Beseitigung des Hungers um ein Vielfaches billiger als die Rettungspakete der USA und EU für ihre Banken. "Den Hunger zu beenden ist eine politische Entscheidung, und der Beweis dafür ist, dass der Bankenrettungsplan, der in Washington in Rekordzeit vorgelegt wurde, das 20fache kostet", sagte José Graziano, Lateinamerika-Direktor der FAO.

Schuld am Hungerwachstum ist vor allem die Inflation. Die globalen Lebensmittelpreise stiegen laut FAO zwischen 2007 und 2008 um 52 Prozent. Bereits im Juni musste das UN-Welternährungsprogramm WFP deswegen seine Hilfsrationen für Flüchtlingslager halbieren. Zugesagte Hilfen bleiben aus: Beim Welternährungsgipfel der FAO im Juni wurde den besonders von der Lebensmittelkrise betroffenen Ländern 12,3 Milliarden Dollar versprochen; davon sind bisher nur knapp über eine Milliarde ausgezahlt worden, rechnete die Organisation Oxfam vor.

Die Finanzkrise könnte Kapital noch knapper machen und die Steigerung der Agrarproduktivität in armen Ländern weiter verzögern. Aber die Welthungerhilfe warnt davor, Hunger allein auf die Preisentwicklung zurückzuführen. "Mindestens 800 Millionen Menschen waren ernährungsunsicher, bevor die Nahrungsmittelpreiskrise aufkam", erklärte sie. "Kriege und gewaltsame Konflikte sind die Hauptursache."

Der Welthungerindex 2008, den die Welthungerhilfe gestern zusammen mit dem US-Agrarforschungsinstitut IFPRI und dem Hilfswerk Concern vorlegte, zeigt: Am schnellsten wächst der Hunger dort, wo er schon am größten ist. Der Index ist ein Mittelwert aus drei Parametern: die Kindersterblichkeit unter fünf Jahren, der Anteil der Untergewichtigen an Kindern unter fünf Jahren, der Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung. Am höchsten ist er mit 42,7 in der Demokratischen Republik Kongo, wo nur fünf Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche bebaut werden und in den fruchtbarsten Regionen Krieg herrscht. Im Kongo ist der Index auch im Vergleich zu 1990 am stärksten angestiegen - um 17,7 Punkte. Den zweitstärksten Anstieg um 5,7 Punkte auf 38,3 verzeichnet das Nachbarland Burundi. Dieses liegt insgesamt an drittletzter Stelle, vor Eritrea. Erfolge in Afrika verzeichnen Mosambik, Äthiopien, Ghana und Angola - Länder, die in jüngster Zeit innere Konflikte gelöst haben.

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2 Kommentare

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  • A
    Anti-Arminius

    Herr Holtgrewe,

     

    diese Argumentation ist pervers und antiquiert.

     

    Thomas R. Malthus hat mit solch einer widerlichen Ethik bereits im 17. Jhdt. Armut gerechtfertigt.

     

    Brentanos Argumentation hat ihn eindeutig widerligt und ist hochaktuell:

    Nur ein Mindestmaß an Wohlstand kann zur nötigen Fertilitätsabsenkung führen - ohne Unsicherheit (Kinder als Vorsorge etc) zu erzeugen.

     

    Ihre Argumentation ist menschenverachtend und längst überholt.

    Wo lehrt man heute so etwas noch außer beim IWF und strammdeutschen Burschenschaften.

     

    Denken Sie nach!

  • A
    Arminius

    To: nix@holtgrewe.de

    From: Dietmar Holtgrewe

    Subject: Hunger

     

     

    Die Bekämpfung des Hungers ist aussichtslos, solange die Hauptursache des Hungers nicht nachhaltig bekämpft wird.

     

     

    Ein Familienpascha in einem vom Hunger bedrohten Land, der seine Frau zur Gebärmaschine degradiert, handelt verantwortungslos, wenn er acht oder mehr Kinder in die Welt setzt, obwohl er vielleicht nur eine Kleinfamilie ernähren kann. Dieses verwerfliche Verhalten bleibt für ihn ohne Konsequenzen, wenn er sich auf Nahrungsmittelhilfe von außen verlassen kann. Er wird sich dadurch vielmehr ermutigt sehen, noch ein neuntes oder ein zehntes Kind zu zeugen.

     

    Nahrungsmittelhilfe muß an eine nachhaltige Familienplanung gekoppelt sein, sonst werden die Probleme von Jahr zu Jahr wachsen und das exponentiell.