Schaffer bleiben stur

MÄNNERBUND Warum Frauen als Gäste beim Schaffermahl nicht zugelassen sind? „Das ist historisch so gewachsen“, sagt der Vorsteher des Hauses Seefahrt

„Man muss das akzeptieren“

Kurt Zech, Erster Schaffer 2013

Das Schaffermahl ist eine alte, ehrwürdige Institution. Es findet am Freitag zum 469sten Male statt und die 118 Mitglieder des Hauses Seefahrt kommen zusammen sicherlich auf mehr als 7.000 Jahre. Ob da alle noch alles mitbekommen – dass seit 1918 Frauen in Deutschland als mündige Bürger gelten und dass seit einigen Jahren Frauen sogar mehr und mehr auch als Führungspersönlichkeiten in der Wirtschaft anerkannt werden – wer weiß. Und dass die Bremer Gleichstellungsbeauftragte, Ulrike Hauffe, gefordert hat, dass nun endlich mal die alten Statuten angepasst werden müssten, das hat offenbar niemand so schnell mitbekommen oder ernst genommen – auf der Generalversammlung am Dienstagabend jedenfalls war diese Frage kein Thema, erklärte Jens Meyer-Hedde, der verwaltende Vorsteher des Hauses Seefahrt.

Warum nicht? „Das ist historisch so gewachsen“, erläuterte Meyer-Hedde. Vor drei Jahren jedenfalls hat die Generalversammlung des Hauses Seefahrt die Einladung an Frauen zum historischen Schaffermahl kategorisch abgelehnt, seitdem hat keines der Mitglieder diese Frage neu aufgeworfen. Nun ist das Haus Seefahrt eine selbstverwaltete Stiftung, kann also durchaus seine Statuten ändern und hat das auch getan: Da der Stiftungszweck, die Unterstützung hilfebedürftiger Kapitäns-Witwen, heute nicht mehr die Rolle spielt wie vor 469 Jahren, werden inzwischen auch Nautik-Studenten unterstützt – und Studentinnen übrigens. Die Satzung schließt weibliche Mitglieder nicht aus – sie müssen Kapitäninnen sein und die Mitgliedschaft beantragen.

Kurt Zech, in diesem Jahr der „erste Schaffer“, verweist bei der Frage, wie er das findet, darauf, dass in seinem Unternehmen durchaus Frauen wichtige Führungspositionen einnehmen. Beim Haus Seefahrt aber, da kann er nichts machen, entscheidet die Generalversammlung, in der er nicht Mitglied ist. „Man muss das akzeptieren“, sagt er. Genauso wie man akzeptieren müsse, dass nach der Satzung der Stiftung bremische Unternehmer nicht als Kaufleute eingeladen werden können zum Schaffermahl – die Stiftung wollte, vor 469 Jahren, auswärtige Kaufleute zum Spenden-Essen an die Weser locken.

Und wie finden die Schaffer es, dass am Freitag die Frauen um Ulrike Hauffe aus Protest „Spalier stehen“ wollen beim historischen Gang vom Schütting ins Rathaus? Zu protestieren, sei deren demokratisches Recht, erklärte Meyer-Hedde und so eine kleine Protest-Aktion würde vermutlich das Presse-Echo des Schaffermahles noch verbessern.

Vor Jahren hatten Männer im Schaffer-Frack einmal selbst gemalte Transparente auf dem Marktplatz hochgehalten, auf denen zu lesen war: „Eure Armut kotzt uns an.“ Die Reden der Schaffer enden seit 469 Jahren mit einem „Hepp, hepp, hepp, hurra!“  KAWE