Was aus Kirchen werden kann

NACHNUTZUNG Wenn Gemeinden ihre Gotteshäuser nicht mehr halten können, werden sie entwidmet – und oft abgerissen. Manche sind stehen geblieben und nun Synagoge, Event-Location oder Agentur-Zentrale

Die Martini-Kirche in Moringen wird seit 1850 nicht mehr als Gotteshaus genutzt

Seit es nicht mehr Kirche ist, hat das Gebäude von St. Stephanus in Hamburg-Eimsbüttel ein bewegtes Leben: Café, Event-Location und seit vergangenem Jahr Sitz einer Agentur für digitale Markenkommunikation. Ihren Einzug kommentierte die Agentur mit den Worten Jesu am Kreuz: „Es ist vollbracht.“

Das kann man geschmacklos finden oder als Illustration dafür werten, wie wenig das Evangelium noch zählt. Kein Wunder, dass die norddeutschen Landeskirchen in den vergangenen zwei Jahrzehnten Kirchen dutzendweis aufgeben mussten: mindestens neun Kirchen und drei Kapellen in der hannoverschen Landeskirche, zwei in der oldenburgischen Landeskirche, mehr als 20 in Schleswig-Holstein und Hamburg.

Einige der entwidmeten Kirchen wurden abgerissen, sei es weil sie baufällig oder zu teuer in der Unterhaltung waren. Zwei der entwidmeten Kirchen in Hannover wurden in Synagogen umgewandelt, eine nutzt ein Therapieverein für Kinder, eine weitere beherbergt jetzt ein Archiv und ein Orgelmagazin.

Auch in der Vergangenheit sind Kirchen bisweilen aufgegeben worden. Seit 1850 wird die Martini-Kirche in Moringen bei Göttingen nicht mehr als Gotteshaus genutzt. Heute gehört sie einer Töpferei. In der gotischen Paulinerkirche in Göttingen ist seit dem 19. Jahrhundert eine Bibliothek untergebracht.

Auf der Insel Sylt wird die ehemalige St.-Josefs-Kirche zum Nationalpark-Infozentrum für das Wattenmeer umgebaut. Zu Ostern soll dort eine Ausstellung mit dem Titel „Arche der Vielfalt“ eröffnet werden. Zu deren Schwerpunktthemen gehört die Bewahrung der Schöpfung.

Einen Kompromiss hat die Kirchengemeinde Hamburg-Altona-Ost gefunden. Sie lässt ihre St. Johanniskirche durch eine eigens gegründete Firma zu kulturellen und kommerziellen Zwecken vermarkten. Zugleich soll sie ein Ort des Gottesdienstes, der Kirchenmusik und anderer Gemeindeveranstaltungen bleiben.  KNÖ