Bahn empfiehlt teure Umwege: ICE-Probleme noch bis Februar
Die Überprüfungen der ICE-T-Züge ziehen sich bis ins nächste Jahr hin. Auf drei wichtigen Linien gibt es weiter erhebliche Einschränkungen. Bahn empfiehlt, teurere Umwege zu fahren.
Die Einschränkungen im ICE-Verkehr der Bahn ziehen sich immer weiter hin: Nun wird damit gerechnet, dass sich der Verkehr erst im Februar 2009 normalisiert. Grund für die Verzögerung sind die Ultraschallüberprüfungen an den Achsen des ICE-Modells T, von dem die Bahn 70 Exemplare besitzt. Die Bahn schafft nach Angaben eines Konzernsprechers nur die Kontrolle von zwei Zügen in der Woche.
Zudem ist auch bei den bereits überprüften ICE-T mit Verspätungen zu rechnen. Denn die Bahn schaltet vorläufig die Neigetechnik an diesen Zügen ab, mit dem sich der Express wie ein Motorradfahrer in die Kurven legen kann und dadurch schneller unterwegs ist. Die Ursache für die bisher gefundenen zwei Risse an Achsen des Modells ist noch unklar. Die Bahn betont zwar, dass 90 Prozent der Fernverkehrszüge wieder planmäßig unterwegs sind, das hilft allerdings denjenigen Reisenden nur wenig, die auf den drei mit ICE-T betriebenen Strecken fahren wollen.
Auf folgenden Strecken im Fernverkehr ergeben sich erhebliche Einschränkungen: Wiesbaden-Frankfurt/Main-Leipzig-Dresden (Linie 50), Hamburg-Berlin-Leipzig-Nürnberg-München (Linie 28) und Dortmund-Koblenz-Mainz-Passau-Wien (Linie 91). Hier muss mit Zugausfällen, Verspätungen und Ersatzverkehr mit langsameren Intercity-Zügen statt der ICEs gerechnet werden. So fahren in dieser Woche nur alle zwei statt Stunden statt stündlich Fernzüge von Berlin über Leipzig nach Nürnberg. Ähnliches gilt für die Strecke Frankfurt-Dresden. Nur zwischen Hamburg und Berlin verkehren die Züge bis auf wenige Ausnahmen planmäßig. Reisende, die über Passau nach Wien fahren, müssen derzeit grundsätzlich in Passau umsteigen.
Die Bahn empfiehlt, nach Möglichkeit Umwege zu fahren. Von Berlin nach Nürnberg und München ist der Zugverkehr über Hannover ungestört. Von Leipzig ins Ruhrgebiet reist es sich besser mit IC-Zügen über Paderborn, zwischen Dresden und dem Ruhrgebiet über Berlin. Allerdings erhöhen sich durch den Umweg die Fahrpreise.
Was die Bahn nicht rät, aber empfehlenswert ist: Wegen des Einsatzes von IC statt ICE sollten Reisende auf den betroffenen Verbindungen auch nur die preiswerteren IC-Fahrkarten kaufen, um sich Laufereien für eine Erstattung zu sparen. Fährt dann doch ein ICE, kann man den Differenzbetrag im Zug zahlen. Platzreservierungen können derzeit nicht in allen Zügen garantiert werden.
Die Bahn bemüht sich nach eigenen Angaben, den Verkehr sukzessive bis zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember zu normalisieren. Karl-Friedrich Rausch, Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn, betonte in der BamS: "Wir arbeiten rund um die Uhr und können die Kontrollen beschleunigen, indem wir zusätzlich 115 Mitarbeiter für diese Sonderkontrollen eingestellt beziehungsweise geschult haben. Zudem haben wir acht neue Ultraschallprüfgeräte für 2,5 Millionen Euro bestellt. Solange wir nicht die Ursache für die Risse kennen, gehen wir absolut auf Nummer sicher."
Die Bahn untersucht die ICE-T-Achsen auf Weisung des Eisenbahn-Bundesamts nach einer Laufleistung von 30.000 Kilometern - sechzehnmal häufiger als bisher. Dadurch geraten auch bereits überprüfte ICEs wieder schneller in der Werkstatt und fehlen im Zugdienst. Ersatzzüge in ausreichender Zahl sind bei der Bahn nicht vorhanden.
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