Geldkofferprozess in Miami: Schuldspruch wegen Agententätigkeit

Ein US-Gericht in Miami verurteilt einen Venezolaner wegen illegaler Agententätigkeit in den USA. Das Strafmaß steht noch aus.

BUENOS AIRES taz Im sogenannten Geldkofferprozess in Miami haben die Geschworenen den 41-jährigen Venezolaner Franklin Durán der illegalen Agententätigkeit auf dem Staatsgebiet der USA für schuldig befunden. Damit gaben die zwölf Geschworenen einstimmig dem Staatsanwalt Recht.

Dieser hatte Durán angeklagt, im Auftrag der venezolanischen Regierung unterwegs gewesen zu sein, um zu verschleiern, dass Präsident Hugo Chávez den Wahlkampf der argentinischen Präsidentin Cristina Kirchner mit 800.000 Dollar geschmiert hat. Was war passiert? Der US-venezolanische Geschäftsmann Guido Antonini Wilson war am 4. August 2007 mit 800.000 nicht deklarierten Dollar in einem Geldkoffer bei der Einreise nach Argentinien am Stadtflughafen von Buenos Aires erwischt worden. Der argentinische Zoll hatte das Geld beschlagnahmt, doch Wilson konnte wenige Tage später Argentinien unbehelligt Richtung Miami verlassen.

Am 11. Dezember 2007 verhaftete das FBI in Miami drei Venezolaner, darunter Durán, und einen Uruguayer. Ein fünfter Verdächtiger, ebenfalls Venezolaner, ist flüchtig. Den fünf wurde vorgeworfen, als "verdeckte Agenten des venezolanischen Geheimdienstes in den USA tätig gewesen zu sein. Ihr Auftrag sei gewesen, Antonini für 2 Millionen Dollar zum Schweigen über die Herkunft und den vermeintlichen Empfänger der 800.000 Dollar zu verpflichten. Antonini hatte sich daraufhin an das FBI gewandt und die Treffen mit den mutmaßlichen Agenten auf Tonband aufgenommen.

Laut den Aufzeichnungen des FBI und Zeugenaussagen stammen die 800.000 Dollar von der venezolanischen Ölfirma PdVSA und waren für den Wahlkampf von Cristina Kirchner bestimmt, die am 10. Dezember 2007 ihr Amt angetreten hatte. Drei der Beschuldigten haben ihre Beteiligung an der Verschleierungsaktion eingestanden und mit den US-Justizbehörden eine noch nicht öffentlich bekannte Einigung getroffen. Einzig Durán bestritt die Anschuldigungen. Gegen ihn war am 2. September der Prozess eröffnet worden.

Nach der Zeugenaussage von Antonini sollen 5 Millionen Dollar an Bord der kleinen Chartermaschine gewesen sein, die von Venezuela nach Argentinien geflogen war. Mit an Bord waren Mitarbeiter der Energía Argentina SA (Enarsa) und der staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft PdVSA. Er, Antonini, habe lediglich den Kofferträger für einen der PdVSA-Manager gemacht und gar nicht gewusst, was in dem Koffer sei, sagte er jetzt dem Gericht. Später habe man ihn nach den restlichen 4,2 Millionen Dollar gefragt.

Dass Franklin Durán an der Verschleierungsaktion beteiligt war, bestritt im Prozess nicht einmal sein Verteidiger. Die Argumentation der Verteidigung, nach der Durán lediglich "aus eigenem Antrieb" gehandelt hätte, um seinem ehemaligen Freund und Geschäftspartner Antonini aus der Patsche zu helfen, folgten die Geschworenen am Ende jedoch nicht. Richterin Joan Lenard hat die Verkündung des Strafmaßes für den 12. Januar angesetzt. Durán drohen bis zu 15 Jahren Haft. JÜRGEN VOGT

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