piwik no script img

Wo guckst du?Wahlnachtwache

Ob auf der Wahlparty oder auf dem Sofa - die US-Wahlnacht war auch hierzulande ein Fernsehereignis. David Denk und Steffen Grimberg haben durchgemacht.

Wahlparty der Fernsehsender CNN, RTL und n-tv in der Berlesmann-Repräsentanz. Bild: dpa

Auf der Party: Kurzweilig ist so eine US-Wahl nun wirklich nicht. Wer in Berlin in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch verhindern wollte, auf dem Sofa einzuschlafen, ging auf eine der zahlreichen Wahlpartys in der Hauptstadt. RTL, n-tv und CNN feierten bei Miller-Bier, Hot Dogs und Popcorn in der mit Stars-and-Stripes-Kitsch gepflasterten Bertelsmann-Repräsentanz.

CNN geguckt hätten viele der tausend Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft zu Hause wahrscheinlich auch, aber RTL bzw. n-tv? Eher nicht. Dabei wirkte die Leistung der Moderatoren Christoph Teuner und Peter Kloeppel solide. Ja, wirkte. Denn verstanden hat man kein Wort. Die TV-Übertragung war nicht mehr als ein Hintergrundrauschen, von dem die Gäste nur am Rande Notiz nahmen. Als es spannend wurde, lagen die meisten längst zu Hause im Bett.

VON DAVID DENK

Auf dem Sofa: Sichtlich begeistert hockte ZDF-Anchor Claus Kleber mit aufgekrempelten Ärmeln zur für Deutschland nächtlichen Stunde neben Bloggern und Blogbeobachtern, die erzählten, was auf Seiten wie huffingtonpost.com so alles zu finden war. Natürlich garniert mit dem mahnenden Hinweis, dass man online ja auch viel forscher seine Schlüsse ziehen könne als im von seriöser Gravitas gekennzeichneten öffentlich-rechtlichen Fernsehen. In der ARD mühte sich Zahlen-Guru Jörg Schönenborn vom WDR um den Durchblick - und Tom Buhrow? Der stand irgendwann etwas verloren hinter einer deutschamerikanischen Sängerin und freute sich, wie die sich freute.

Doch ARD und ZDF, die - wie sonst nur bei großen Sportveranstaltungen - ganze Stäbe über den großen Teich geschickt hatten, wirkten wie Zwerge gegen CNN und BBC: Beinahe technokratisch kalt, aber dafür klar strukturiert und ohne Kitsch bemühte sich BBC World auch immer um die Weltperspektive inklusive Afrika. CNN bot großes Kino: 3D-Grafiken, ins Wahlstudio gebeamte Korrespondenten und Balkendiagramme, die der Moderator in Lebensgröße neben sich auftauchen und verschwinden lassen kann.

VON STEFFEN GRIMBERG

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!