Kommentar Tsunami-Warnsystem: Das letzte Glied in der Kette zählt
Ein funktionsfähiges Warnsystem muss die Menschen in den Küstengebieten erreichen. Beim deutsch-indonesischen Projekt muss die dieses letzte Kettenglied noch verbessert werden.
O ja, es nutzt definitiv etwas. Besser ein noch nicht voll funktionstüchtiges Tsunami-Frühwarnsystem als gar keines. Jeder, der Ende Dezember 2004 Zeuge der schrecklichen Todesfälle und Zerstörungen wurde, muss dem zustimmen. Mehr als 230.000 Menschen starben bei jener Jahrhundertkatastrophe, Millionen wurden obdachlos. Experten sind sich darüber einig, dass Leben hätten gerettet werden können, wenn es damals bereits ein regionales Warnsystem für die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans gegeben hätte.
Nicola Glass ist Thailand-Korrespondentin der taz.
Ein solch effektives System aufzubauen kostet jedoch Zeit. Die muss man sich nehmen, mag der politische Druck auch noch so groß sein. Und es muss so etabliert werden, dass es auch wirklich seinen Zweck erfüllt: Menschen in weitab gelegenen Gebieten im Katastrophenfall zu retten.
Es ist gut und schön, sich um den Aufbau einer übergreifenden Technologie zu kümmern, welche die Daten prompt an ein Warnzentrum in der Hauptstadt weitergibt, welches dann in Minutenschnelle einen Alarm auslösen kann. Entscheidend aber ist das letzte Glied in der Kette, für das letztlich Indonesiens Behörden verantwortlich sind: Die Warnungen an die Küstenbewohner weiterzuleiten, so dass diese sich gegen die Gefahr wappnen und schnell reagieren können. Das ist beim deutsch-indonesischen Gemeinschaftsprojekt ganz offensichtlich noch nicht der Fall.
Wird das Tsunami-Warnsystem Indonesiens dann tatsächlich in zwei Jahren voll funktionstüchtig, ist schon die nächste Herausforderung in Sicht: die Kommunikation mit den anderen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans zu verbessern. Länder wie Indonesien oder Indien beharrten im Januar 2005 auf einer Tsunami-Konferenz in Thailand darauf, auf die Stärken eines nationalen Warnsystem zu setzen, statt den Vorschlägen zu einem überregionalen Zentrum zuzustimmen.
Dies ist nicht nur eine technische, sondern auch eine menschliche Frage. Denn die für den Katastrophenschutz Verantwortlichen müssen sich überregional koordinieren, um möglichst schnell die richtige Entscheidung zu treffen.
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